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Mittwoch, 12. April 2017, 17:41

Curtiss "Hawk II" - "D-IRIK"



0. Die Geschichte

Die Curtiss Aeroplane & Motor Company, Buffalo, N.Y., entwickelte und produzierte seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts mit der "Hawk"-Reihe ein ganzes Sammelsurium von verschiedenen Jagdflugzeugen. Ein relativ später Vertreter dieser Reihe war die F11C "Goshawk", ein verspannter Doppeldecker mit einem Wright R-1820-78 Cyclone-Sternmotor von 700 PS und festem Fahrwerk. Ein großer kommerzieller Erfolg war dieser Typ unterm Strich jedoch nicht (insgesamt nur etwa 290 Exemplare gebaut, kein Vergleich zu den über 13.000 der späteren P 40 „Warhawk“). Eine Variante der F11C mit Einziehfahrwerk, die BF2C, habe ich hier schon einmal vorgestellt. Wie dem auch sei, von der Exportversion "Hawk II" (Model 65, nach anderen Quellen 35) entstanden immerhin 126 Stück. 2 dieser Maschinen, demilitarisiert und ausgerüstet mit einem Wright Cyclone R-1820 F-3 von 710 PS, fanden ihren Weg 1933 nach Deutschland. Und das kam so:



Ernst Udet, der bekannte und hoch dekorierte Jagdflieger aus dem 1. Weltkrieg, tingelte mit seinem U 12 "Flamingo" durch die Weltgeschichte und verblüffte zahllose Zuschauer bei Flugtagen mit atemberaubenden Flugfiguren. 1931 trat er bei einer Airshow in Cleveland auf, flog in Rückenlage dicht über dem Erdboden, schleifte mit der linken Tragfläche über die Startbahn, dass der Staub aufwirbelte, drehte mit stehendem Propeller Loopings und landete punktgenau wieder auf der Stelle, wo er losgeflogen war. Fast schon legendär ist das von ihm vorgeführte Kunststück, im Tiefstflug mit der Tragflächenspitze ein Taschentuch vom Boden aufzuheben. Genüsslich schilderte er in seinen Memoiren die Wette mit einem reichen Amerikaner, der ihm einen Straßenkreuzer versprach, wenn Udet vom Verdeck des Autos ebenfalls ein Taschentuch mit der Tragfläche aufheben würde. Wenige Minuten später war Udet Eigentümer des Autos. Er beherrschte seinen "Flamingo" perfekt, erntete den Jubel der Zuschauer, aber er hätte auch gern eines von den gut motorisierten, schnellen amerikanischen Flugzeugen gehabt. Aber 16.000$ waren für ihn privat einfach nicht drin. 1933 wurde dann Hermann Göring Reichskommissar für Luftfahrt und wollte die Popularität des Flugwesens steigern. Was lag da näher, als den bekannten Luftikus Udet dafür einzuspannen, indem man ihm 2 der von ihm gewünschten "Hawks" spendiert...



Am 19.10.1933 traf Udet mit dem Dampfer "Europa" und den beiden verpackten Maschinen in Deutschland ein. Es handelte sich dabei um die c/n H 80 ("D-3164", später "D-IRIS") und c/n H 81 ("D-3165", später "D-IRIK"). Udet führte seine "Hawks" bei etlichen Flugtagen gern vor. Bei einem Training in Tempelhof am 20.07.1934 passierte dann ein Unglück: In 1000m Höhe brach die Sitzhalterung seiner "D-IRIS", der Sitz blockierte die Steuerseile, das Flugzeug geriet ins Trudeln, stürzte ab und zerschellte. Udet konnte sich mit dem Fallschirm retten und blieb unverletzt; es gibt ein Foto von ihm inmitten der Trümmer stehend. Aber schon am 26.08. war er mit der "D-IRIK" wieder zu Flugvorführungen in Bremen und begeisterte die Massen mit seinen Kunststücken (man beachte im verlinkten Video das Anlassen des Motors ab Minute 4:16 - echte Handarbeit!).



Wer noch etwas mehr über die Geschichte lesen möchte, dem empfehle ich:
- die Marketingbroschüre
- den Artikel "Ernst Udets Curtiss Hawk", Günther Ott, "Flugzeug Classic", 01/2001
- den Artikel "Curtiss Hawk - Der deutsche Weg zur Sturzkampftaktik", Marton Szigeti, "Klassiker der Luftfahrt", 04/2012
- „Mein Fliegerleben“, Ernst Udet

Liebe Grüße von nochsonBastler.

"Das erinnert mich an den Mann, der sich splitternackt auszog und in einen Kaktus sprang."
"Warum hat er das getan?"
"Er hielt das damals für eine blendende Idee!"

("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

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Mittwoch, 12. April 2017, 17:48

1. Der Bausatz



Ich habe mich für die "D-IRIK" aus dem Hause RS Models entschieden. Übrigens einer meiner Mitbringsel aus Prag, genau genommen sogar DER Grund, weshalb ich mich in den Läden herumgetrieben habe... Es handelt sich um einen Multimedia-Bausatz,



zwar insgesamt short-run-typisch,









aber mit feinen Gravuren und ordentlichen Details versehen. Die Passgenauigkeit ist insgesamt überdurchschnittlich gut, nur die, wie soll ich sagen, Vorderlippe der unteren Tragflächen musste ich ein wenig schmaler feilen, damit sie in die Rumpfaussparung passt. Spachtel brauchte ich nur ganz wenig, eigentlich kaum der Rede wert.

Die Decals waren einfach nur traumhaft - dünn, aber trotzdem fabelhaft gut zu verarbeiten. Und nicht einmal ansatzweise ein Trend zum Silbern zu erkennen. :ok:

Aber...
... nichts ist so gut, dass man es nicht noch verbessern könnte:
  1. Die dunklen Trittstreifen auf den unteren Tragflächen hätte man auch als Decals beifügen können. Ich habe mich mit einem alten schwarzen Buchstabendecal beholfen, das ich zurechtschnibbeln konnte.
  2. Unter dem Backbord-Höhenleitwerk der "D-IRIK" befand sich eine Beschriftung mit Angaben zu Rüstgewicht, Zuladung, Fluggewicht, Personen, letzte und nächste Nachprüfung. Dieses Decal ist im Bausatz nicht vorgesehen, ich habe es mir selbst erstellt; Schriftgröße 2 Pkt, :cracy: aber es passt!
  3. In der Bauanleitung wäre ein Hinweis schön gewesen, dass die beiden deutschen "Hawks" die Beulen für die MGs an den Rumpfseiten nicht hatten, sie waren ja demilitarisiert. Es kann leicht passieren, dass einem dies erst nach dem Lackieren auffällt und man dann den dringenden Wunsch verspürt, sich in den … Arm zu beißen...
Ansonsten ist es aber, wie gesagt, ein schöner kleiner Bausatz, bei dem man mit wenig Aufwand ein ansprechendes Modell erhalten kann. Ich habe noch einen kleinen Udet und einen Motor, der mit einem SuperCap von 5F/2,7V eine Laufzeit von (gemessen) 11 Minuten ermöglicht, ergänzt.



Liebe Grüße von nochsonBastler.

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Mittwoch, 12. April 2017, 17:55

2. Mehr Bilder

Zum Abschluss noch ein paar Bilder ohne große Kommentare. Viel Spaß beim Ansehen!
















Udet zeigt einen wilden Sturzflug...


Lange Zeit war nicht verbrieft, ob Udet seinen berühmten „Taschentuchtrick“ auch mit der „Hawk“ vorgeführt hat. Hier nun der unwiderlegbare Beweis aus meiner historischen Fotosammlung. :pfeif:






Glückwünsche nach einem beeindruckendem Flugprogramm. Wer mag wohl die attraktive Blondine sein?
Liebe Grüße von nochsonBastler.

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Mittwoch, 12. April 2017, 19:58

Mahlzeit!

Schönes Modell, schön präsentiert.

Ich hab mal gelesen, daß bei der Anschaffung dieser Maschinen durchaus auch schon der Gedanke an den Sturzbomber eine Rolle spielte, es ging also nicht nur darum, Dinge aufzuheben...
Ein guter Rat des Vaters an den Sohn:
Halte stets mit allem Maß-mit dem Essen,dem Trinken und dem Arbeiten.Vor allem mit dem Arbeiten.
-Otto von Bismarck

5

Donnerstag, 13. April 2017, 07:39

Hallo Jochen,

danke!


Interessant finde ich Deinen Hinweis auf Udet, die "Hawks" und die Stuka-Taktik. So hat Udet wohl bspw. am 16.09.1935 beim Nürnberger Parteitag "einen erfolgreichen Stuka-Angriff auf die Attrappe eines Kraftwerks" (s. den erwähnten Artikel von G. Ott von 2001) und ähnliche Manöver mehrere Male in Rechlin geflogen. Allerdings war das Interesse bei den deutschen Militärs an Udets Stunts eher nicht so groß, einige sprachen hinter vorgehaltener Hand vom "Filmfatzke" bzw. "Showclown" Udet, und Udet kam erst 1936 in Technische Amt des RLM, vorher flog er für "KdF". Außerdem waren die "Hawks" technisch gesehen nicht mehr so ganz auf der Höhe der Zeit. Und zur gleichen Zeit, als Udet mit seiner "D-IRIK" in der Luft "herumkurbelte", warf der Junkers-Pilot Willi Neuenhofen mit einer Junkers K 47 im Sturzflug bereits neu entwickelte Raketenbomben auf gepanzerte Ziele (s. den verlinkten KdL-Artikel von 2012 aus dem 1. Post).

Insgesamt hat Udet mit den "Hawks" wohl eine Rolle bei der Entwicklung der Stuka-Taktik gespielt, aber er war nicht der, der den Gedanken ins RLM brachte, wie es früher zuweilen behauptet wurde.
Liebe Grüße von nochsonBastler.

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Beiträge: 473

Realname: Knut

Wohnort: im Sachsenland

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6

Donnerstag, 13. April 2017, 12:10

Hallo Dirk,

1. dein Flieger sieht super aus!

2. Da du den kleinen Vogel motorisiert hast möchte ich dich mal Fragen ob du ein paar Worte dazu verlieren kannst? Wie machst du das mit der Stromversorgung - Akku mit kleinen Stecker? Bei meinen aktuellen Projekt will ich den Motor auch zum laufen bringen (weil der Motor beim Bausatz dazu war) aber so wie das die Anleitung aufzeigt (Knopfzelle im Rumpf) will ich es aber nicht machen.

Gruß Knut

7

Donnerstag, 13. April 2017, 12:39

Hallo Knut,

auch Dir danke und wegen der Motorisierung schau mal hier, da habe ich das Prinzip beschrieben. Du musst nicht unbedingt die Schaltwandlervariante benutzen, im Prinzip tut es auch ein Widerstand. Wenn Du eine Empfehlung brauchst, welcher Widerstand optimal wäre, sag mir genauer Bescheid, wie Deine Schaltung aussehen soll (welcher Energiespeicher [SuperCap, NiMH-Akku, LiPo-Akku,...] und welcher Motor), dann kann ich Dir Tipps geben.

Ich mach das so: Energiequelle sind bei mir SuperCaps (auch Goldcaps, Greencaps oder Doppelschichtkondensatoren genannt), also im Prinzip Kondensatoren mit sehr hohen Kapazitäten. Man kann die a) praktisch unbegrenzt oft laden und entladen und b) braucht keine aufwändige Ladeschaltung. Als Motoren verwende ich diese oder diese. Wenn etwas Platz im Modell ist, benutze ich die Schaltwandlervariante (Bsp. hier), die ist vom Wirkungsgerad her besser, sonst nur einen Vorwiderstand (Bsp. hier oder eben die "Hawk II").
Liebe Grüße von nochsonBastler.

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("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

Beiträge: 3 597

Realname: Hans Juergen

Wohnort: Bitburg

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8

Montag, 15. Mai 2017, 07:19

Ein echt schöner Flieger und das auch noch motorisiert und perfekt fotografiert :respekt: :dafür:
Fertig:RC U-Boot der Gato Klasse 1/72 - Sea Tiger
Fertig:RC: DH 2 Airco von MICROACES 1/24 mit Flugvideo
Fertig:RC:
HMY Britannia 1893

9

Mittwoch, 5. Juli 2017, 19:33

Dankeschön, Hans Juergen! :prost:
Liebe Grüße von nochsonBastler.

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