Das Wettringer Modellbauforum

Modell: Leonardo da Vinci´s Self-Propelled Boat / Classic Inventions Series Hobby Kit With Working Parts
Hersteller: AMT
Modellnr.: L102
Masstab: 1/20-25
Teile: 66
Spritzlinge: 5
Preis: -
Herstellungsjahr: 1965-1970
Verfügbarkeit: selten, modellantiquarisch, meist in der US-Bucht
Besonderheiten:bewegliche Teile

Vor etwa 50 Jahren versuchte sich auch AMT im Bereich der klassischen Erfindungen Leonardo da Vincis.
War damit anderen Anbietern um viele Jahre voraus.
Die Serie nannte sich Classic Inventions Series ... hobby kit with working parts



Aus der gleichen Serie gab es noch die L101 Steam Cannon und die L100 Movable Crane



Leonardo hat ja mehrere Projektzeichnungen zu schaufelradgetriebenen Booten gemacht.
Der vorliegende Kit nennt sich zwar "self-propelled boat" ... nicht ganz korrekt ...
daVinci hatte zwar tatsächlich auch eines mit einer Art aufziehbarer Antriebsmechanik gezeichnet ...
beim vorliegenden Kit handelt es sich aber um die Variante mit Zweimann-Betrieb

Ohne Steuerruder ... durch die beiden Schaufelräder lassen sich ja alle erdenklichen Fahrmanöver perfekt ausführen.
Aber ob das mit dieser Übersetzung der beiden Zahnräder über mehr als kurze Strecken funktioniert hätte ist fraglich ...
scheint sehr kraftraubend zu sein.

Wirklich Erfindungen im klassischen Sinne waren das allerdings nicht.
Denn im klassischen römischen Altertum gab es bereits über mehrere Jahrhunderte reichlich schaufelradgetriebene Schiffe ...
entweder mit menschlicher Muskelkraft oder von Ochsen getrieben ...
wie so vieles ging mit dem Untergang des römischen Reiches auch diese Technik vorerst verloren.

Auch im alten China waren schaufelradgetrieben Schiffe schon seit rund 2000 Jahren bekannt ...
dort ging die Technik über die Jahrtausende aber nie verloren sondern wurde durchgehend bis in die Neuzeit verwendet.

Auch im übrigen Europa wurde sinngemäß dieselbe Technik für den Betrieb der schwimmenden Mühlen verwendet ...
nur auf den Kopf gestellt.
Zuerst im späten Rom nachdem die Aquädukte zerstört worden waren und schon seit dem Mittelalter quer über viele Flüsse Europas verbreitet.

Leonardo tüftelte bekanntlich erst ausgangs des Mittelalters im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert vor sich hin.
Er konnte daher auf bereits viele Jahrhunderte alte Erfahrungswerte zugreifen und diese weiterentwickeln.


Zum Bausatz:

Der Rumpf ist zweigeteilt .. allerdings nicht wie so oft üblich genau mittig sondern eine Hälfte fügt sich oberhalb des Kiels ein



Innen sind Spanten vorgesehen .. von der Reling bis zum eingelegten Boden ...
diese sind aber ein wenig zu kurz und noch nicht mal spiegelbildlich angeordnet ...
obendrein nicht wie üblich im rechten Winkel zum Kiel sondern im rechten Winkel zur Bordwand vorgesehen ...
sie verlaufen also fast sternförmig ... somit konstruktiv sehr ungewöhnlich ...

Die fein gravierte Bodenplatte paßt perfekt ..
ist aber, was Plankenlänge und Nagelung betrifft, wiederum nicht auf die Spanten abgestimmt



Die Mechanik ist in sich gesehen funktionierend ... hätte so tatsächlich sein können ...
die Bausatzteile sind leider einseitig offen und sollten durch Plastiksheet geschlossen werden





Eine für AMT überraschende Bauanleitung ... eine ganze Seite über Leonardo, sein Leben und die Zeitumstände ...



auf der zweiten Seite die Anleitung ... mehr eine Exposionszeichnung ... aber ausreichend ...
Farbangaben keine ... kann man als reine Holzkostruktion machen ... oder nach Geschmack variieren



Zu guter letzt auch noch der Aufkleber für die Standplatte ... welche bei meinem Kit verloren war.
Klebt noch immer ... aber die Folie schrumpfte ein wenig innerhalb der letzten 50 Jahre




Fazit: Ein schöner alter Kit dessen Basis nur diverse Skizzen sind ... also eine Interpretation von daVincis Idee ...
genauere Details gibt es nicht und ich kann mir auch kaum vorstellen, daß daVinci eine so lausige Konstruktion des Bootskörpers verbrochen hätte

Immerhin ist der Bausatz so weit durchdacht, daß er in den Proportionen und Mechanik eine tatsächlich funktionierende Lösung darstellt.
Da der Bootskörper insgesamt eine eher konventionelle Konstruktion darstellt ist es fragwürdig warum ausgerechnet der innere Aufbau davon abweichen sollte ?
Deswegen unterstelle ich, daß AMT´s Modellentwickler bei der Konstruktion des Bootskörpers leider ziemlich geschlampt hat ... hatte sich niemals mit hölzernen Booten beschäftigt ... sollte vermutlich urig spät-mittelalterlich und experimentell aussehen .

So ganz sicher bin ich mir dennoch nicht ...
in der Natur gibt es sehr viele Vorbilder bei denen Rundkörper oder auch Teilrundungen auf einer radialen oder räumlichen Konstruktion beruhen ...
die von Menschen gemachte Konstruktion eines starren Kiels mit starren Spanten im rechten Winkel ist hingegen eine Ausnahme ...
wenngleich auch extrem oft und durchaus erfolgreich verwendet.

Insbesondere daVinci untersuchte viele Vorbilder der Natur aufs Genaueste und ließ diese biomechanischen Grundlagen in seine teils unkonventionellen Konstruktionen einfließen ...
viele seiner Erfindungen können wir erst heute, 500 Jahre später, mit modernen Materialien in Realität umsetzen ...
hätte also durchaus sein können ... wenn ...

Das Ergebnis dieses Kits ist deutlich besser als so mancher moderne daVinci-Kit unter Revell, Italeri oder Academy.
Die Titelbilder versprechen viel ... aber die Kits drinnen sind oft nur rudimentär in der Lage diese Versprechungen auch zu halten.

Dieser "antike" AMT-Kit hingegen enthält mit Einschränkungen alle Teile inklusive Holzimitation um auch wirklich das bauen zu können was der Schachteldeckel verspricht ... sogar mit beweglichen Teilen ... gut gemacht ...

Ein Verkaufsrenner war er wohl nicht gerade ... denn es gibt bis heute keine Wiederauflage.
Mag sein, daß der hauptsächlich amerikanische Markt nicht wirklich optimal für derlei historische Lehr- und Lern-Kits geeignet war und ist.

Zum Baubericht: Wird folgen....

Zur Bildergalerie: Wird folgen....

LOL ... willkommen in meiner Modellbauwelt ... denn genau so geht es mir seit vielen Jahren !