Bausatzvorstellung: Corsair - American Privateer
Modell: Corsair - American Privateer
Hersteller: Aurora
Modellnr.: 433-198
Masstab: ca. 1/144
Teile: ca 80
Spritzlinge: 4
Preis:
Herstellungsjahr: 1959 Erstauflage / 1963 Wiederauflage
Verfügbarkeit: die üblichen Internetauktionshäuser / Modellantiquarisch
Besonderheiten:
Hier stelle ich Euch ein weiteres seltenes Schätzchen der Firma AURORA vor.
Der Kit hatte im Jahr 1959 seine Erstauflage, Nummer 433-198, d.h. Kostenpunkt 1,98 Dollars.
Er wurde im Jahr 1963 ein weiteres Mal aufgelegt ... das wars dann aber auch schon.
Klasse Deckelbild. Solche Boxart ist heutzutage selten.
Wobei der Betrachter beim 63er Deckelbild den Eindruck eines deutlich größeren Schiffes bekommt als es tatsächlich ist.
AURORA beendete die Fertigung von Bausätzen gegen Ende der 1970er Jahre.
Viele Formen wurden verkauft und einige Kits bei anderen Firmen neu aufgelegt.
Im Gegensatz zu diesen anderen AURORA-Kits tauchte dieser hier meines Wissens bisher nicht mehr auf.
Über den Maßstab des Kits gibt es verschiedene Angaben ...
beginnend bei 1/100 bis 1/128 ... da sehen aber entsprechende Figuren wie Riesen aus.
Im tatsächlichen Vergleich und Nachmessen ist aber ein Maßstab von rund 1/140 bis 1/145 wahrscheinlicher.
Der American Privateer ist, sagen wir mal, eine geschönte Version dessen was wir heute unter Pirat einordnen würden.
Grundlage dieses Kits waren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Pläne für die "Prince de Neufchatel" von 1812.
Zu ihr findet man im Netz diverse Angaben und Pläne.
Für weitergehende Infos zitiere ich sinngemäß Prof J. Tilley:
"Es gibt Vermutungen, daß der Kit auf den Plänen von Howard Chapelle's "History of American Sailing Ships" aus den 1930er Jahren basiert.
...
Viele Jahre nach Erscheinen des Kits veröffentlichte Chapelle ein weiteres Buch "The Search for Speed Under Sail" in dem detaillierte Pläne von Merrit Edson sind.
...
Weitere Informationen finden sich bei Philip Reed's Period Ship Modeling: An Illustrated Master Class"
Zum Kit:
Die Anzahl der Teile ist recht übersichtlich aber komplett
Der Rumpf ... glatt ... mit feiner Wasserlinie.
Man kann argumentieren, daß man in diesem Maßstab bei einem bemalten Rumpf auch gar keine Texturen sehen dürfte ... allenfalls ganz schwach.
Insgesamt wird mit dem langen Bugspriet ein recht stattliches Modell von über 35cm draus
Die Lafetten, die meisten Decksaufbauten und ein paar weitere Details sind auf der einen Decksplatte angegossen.
Ein Feature das man auf vielen damaligen Kits beobachten kann.
Das ist natürlich zum Bemalen weniger optimal.
Ein herausragendes Detail ist aber wiederum das Deck selbst.
Es hat nämlich im Gegensatz zu vielen anderen Kits anderer Hersteller die Fugen versenkt.
Ging also doch auch schon zu Ende der 50er Jahre !
Dadurch ist es obendrein auch leichter Teile wie Lafetten oder Tauringe vom Deck zu entfernen und die Fugen nachzuziehen.
Der Rumpf innen
Sehr filigrane Masten, Spieren und weiteres Zubehör wie der Schiffständer mit Namensplatte.
Das Beiboot erscheint mir aber sehr knapp bemessen.
Die Karronaden liegen an einem Stück gegossen als Extrateile dabei ...
so ist die Bemalung doch detailreicher möglich ... oder auch andere Rohre zu verwenden.
Gemäß Chapelle soll sie zu den Karonnaden auch zwei lange 18 Pfund Jagdkanonen besessen haben die somit ganz leicht auszutauschen wären
Die Takelage: Die Wanten sind in hartem Plastik ...
der Rest der Takelage soll gemäß Plan aus Fäden ergänzt werden
Die tiefgezogenen Segel ...
beachtet die verformte Rundkopf-Schlitzschraube des Formoriginals in der Ecke !
Ein nettes Detail wie damals so manches gefertigt wurde
Eine US-Flagge liegt als bedrucktes Papier bei..
Wie so viele andere Bausatzhersteller hat auch AURORA seine Hausaufgaben nicht ganz ordentlich gemacht.
Sie weist zwar die 15 Sterne auf hat aber nur 13 Streifen.
Von 1795-1818 war die historisch korrekte US-Flagge mit 15 Sternen und 15 Streifen
Da muß also ein passendes Vorbild aus dem Netz gesucht und gedruckt werden.
Und hier der Plan ... etwa A2, beidseitig bedruckt
Der Zusammenbau als Explosionszeichnung ... was bei der Teilezahl auch ausreicht ...
und auch nochmals alles in schriftlicher Form mit Benennung der Teile.
Was ich dabei besonders schätze ist die genaue Bezeichnung aller Bauteile.
Was man da so nebenbei lernt ergänzt sich hervorragend mit englischer Literatur zum Thema.
Das gilt auch für die Bauanweisungen von Takelage und Besegelung.
Vergleichbares würde ich mir heute bei Revell und Co auch wünschen.
Zusätzlich findet sich ein kleiner historischer Abriß über das recht einträgliche, staatlich abgesegnete Piratengeschäft.
In etwa A4 in kompakter Form das gesamte, recht umfangreiche AURORA-Sortiment von 1959.
Fazit: Schon 1959 haben wir hier eine weitgehend komplette Ausstattung des Kits.
Viel besser finden wir sie auch viele Jahre später bei vielen anderen Firmen nicht.
In einigen Bereichen bleibt gut Luft nach oben für weitergehende Detaillierung.
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