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IMAI: Catalan Ship

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Montag, 23. Februar 2015, 11:24

Catalan Ship

Leider kann ich die Maske der Bausatzvorstellung nicht nutzen, weil mir die meisten der dort erforderlichen Informationen (noch) fehlen.
Trotzdem möchte ich gerne eines der großen Desiderate auf meiner Sammlungsliste von Plastikmodellbausätzen vorstellen.
Es handelt sich um das "Catalan Ship" von der Firma IMAI, um 1980 (?) auf den Markt gebracht. Der Bausatz scheint mir sehr selten zu sein. In mehreren Jahren der Suche habe ich kein einziges Angebot gefunden. Ich weiß auch nicht, was das Modell damals gekostet hat.


Dies ist die Vorlage:






Wenn die Prince in London die Mutter aller Scale Modelle ist, dann ist die "katalanische Nao" die Mutter aller europäischen Schiffsmodelle überhaupt. Das Modell steht im Rotterdamer Schifffahrtsmuseum, in das es im 20. Jahrhundert auf etlichen Umwegegn gekommen ist. Ursprünglich stammt es aus einer Kirche in Spanien, nach der es auch den Namen "Mataro Modell" trägt. Es dürfte um 1450 gebaut worden sein und diente vermutlich in der Kirche als Votivschiff, d.h. als Dankbarkeitsgabe z.B. für die Rettung aus Seenot. Die Proportionen des Modells werden allgemein angezweifelt, es gilt als zu gedrungen. Allerdings läst sich über die Bauart von Schiffen aus dieser Zeit der frühen Entdeckungsreisen mehr daraus lernen als aus allen vorliegenden Abbildungen. Wer sich weiter über das Modell informieren will, dem bietet das Netz unter den Suchbegriffen Catalan, Nao, Mataro etc. genug an Informationen.


Das IMAI Modell ist keine genaue Kopie des Rotterdamer Originals. Offenbar haben sich die Konstrukteure ein paar eigene Gedanken gemacht. So sind die Befestigungen für die Wanten vom Schanzkleid zu Rüsten an der Bordwand verlegt worden. Es fehlen allerdings auch wichtige Details, so z.B. die durch die Bordwand ragenden Decksbalken.


Trotzdem hätte ich das Modell immer gern in meiner Sammlung gehabt, quasi als Modell eines Ur-Modells. Nun ergab sich die Möglichkeit der Ersteigerung eines fertigen Modells als Wrack.






Jetzt bin ich dabei, die Teile wieder voneinander zu trennen, was dank der flüchtigen Klebearbeit des Vorbesitzers ganz gut von der Hand geht.










Und so sieht momentan mein "Bausatz" des Catalan Ship aus:




Sollte ich mich einem Neuaufbau widmen, werde ich mich damit melden.

Schmidt



Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

2

Dienstag, 24. Februar 2015, 01:21

Na sieh mal an ... Du hast den also ersteigert ... herzlichen Glückwunsch !
Ich hatte auch mitgeboten ... aber angesichts des Zustandes so ohne Karton und Anleitung nur ein paar handvoll Teuros ...
aber ich denke er ist weitgehend vollständig, oder ?
bei mir er war auch nur als Ersatzteilspender für meinen Kit gedacht

So wirklich superselten ist er wohl nicht ... alle paar Monate taucht einer davon auf ...
aber in den meisten Fällen heillos überbezahlt ...
die goldplattierte Variante davon scheint mir noch wesentlich seltener ...
( was auch immer man mit der anfangen soll ? )
aber auf jeden Fall ein außergewöhnlich schön modellierter Plastikbausatz !

Interessant finde ich, daß das Original-Modell früher anders aussah ... mehrere Masten hatte ...
und damit den damaligen Schiffen trotz der fraglichen Proportionen recht ähnlich war ...
mit unbekannten Daten wann dieser wieder entfernt wurden ...
vermutlich wie auch andere Details einfach rausgebrochen und in den Jahrhunderten verloren gegangen ...

da haben die Bausatzmacher eine Chance verpaßt als sie nur das Vorhandene mehr oder weniger genau nachmachten ...
diese Masten an einem zweiten Kit zu ergänzen wäre eine interessante Sache gewesen
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

3

Dienstag, 24. Februar 2015, 12:19

Moin ...
nachdem ich schon geraume Zeit an einer Baubeschreibung geschrieben und Material gesammelt habe ...
und Dir bisher noch Daten fehlen ...
nehme ich dies zum Anlaß die meine hier jetzt auch zu veröffentlichen ...
IMAI: Catalan Ship
ich hoffe es hilft Dir auch bei der Rekonstruktion Deines Modells.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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Dienstag, 24. Februar 2015, 16:56

Hätte ich gewusst, dass du ein Exemplar (oder gleich vier?) besitzt, hätte ich dich gebeten, mir das Ruder zum Abformen zu überlassen. Das ist nämlich das einzige Teil, das bei meinem Exemplar fehlt. Jetzt habe ich allerdings schon angefangen, es zu rekonstruieren. Ich zeige es demnächst mal in einem Baubericht, dann kannst du mir ja sagen, wie ähnlich es deiner Meinung nach dem Original sieht.
Wahrscheinlich hast du Recht damit, dass der Bausatz doch gelegentlich im Netz auftaucht. Aber er ist dann wirklich immer sehr teuer, und vielleicht hat meine Wahrnehmung angesichts des Preises auf off geschaltet. 30 Euro und Porto waren jetzt im Nachhinein betrachtet okay, denn außer dem Ruder fehlt nichts, und das Modell zerfiel bei scharfer Betrachtung in seine Einzelteile.
Ich bin mir noch nicht ganz im Klaren darüber, was ich daraus machen soll. Das Original-Modell nachzubauen ist m.E. keine echte Option; man macht aus Plastik kein verwittertes und gesplittertes Holz. Reizvoll finde ich, die Landström-Rekonstruktion mit sichtbaren Decksbalken, zweitem Mast und Scheibgatt für den Anker in Angriff zu nehmen. Ich würde dann auch das Unterwasserschiff zuerst definieren und dann schwärzen, damit der Kasten nicht mehr gar so kugelig wirkt. Auch bei dem riesigen Segel könnte man sich schneidermäßig austoben.
Schmidt
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5

Donnerstag, 26. Februar 2015, 16:08

Moin ... sorry hat ein wenig gedauert .... die letzten Tage waren ein wenig heftiger als geplant

Klar sag ich Dir ob mir Dein Eigenbauruder gefällt ... und auch das Abformen bleibt noch immer als Option.
Auch wenn Du bessere Bilder von der Bauanleitung brauchst .. sag es bei Bedarf einfach.

Der Preis von ca 30 Euronen ist für einen bis aufs Ruder vollständigen Kit, der dazu auch keine Gluebomb ist,
angesichts der sonst aufgerufenen Preise ein echter Glücksfall !
Aber angesichts der Auktionsbilder war es auch ein bischen ein Glückspiel

Meinen Kit hab ich auch inklusive Transport aus Amiland zu einem zweistelligen Betrag bekommen ...
bei mir fehlen ein oder zwei Blöcke ... aber das ist in dem Fall gar kein Thema.

Man verliert diesen Kit bei den meist dreistelligen Preisen gern aus dem Blick ....
und dann ist es auch Zufall wenn man gerade mal einen findet ...
ist ja oft nur eine Frage von Tagen, manchmal Stunden, bevor so eine Auktion schon wieder vorbei ist ...

Das Originalmodell nachzubauen in seinem verranzten Zustand ist nun wirklich keine Option ...
aber es hatte definitiv bessere Zeiten ... vor 500 Jahren oder so ...

Ich habe da im Netz ein paar gebaute Modelle gefunden die mir in ihrer Art schon recht gut gefallen.
Später die Links
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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6

Donnerstag, 26. Februar 2015, 16:33

Und wenn Du schon Landström erwähnst ... (Seiten 94 Das Mataro-Schiff 1450 ff. )
so ist nicht nur die schon vom Originalmodell gegebene Ergänzung des hinteren Mastes sinnvoll ...

Er verwendet das Schiff praktisch unverändert ja auch auf Seite 97 ... aber mit drittem Mast ...
was in sich auch logisch erscheint ...

Und er setzt bis auf Seite 103/105 eine der vielen Santa Maria Interpretationen in ähnlicher Weise fort.
Gerne trennen wir das ja .. und auch Landström trennt das in seinen Bildern.
Aber sein Buch stammt noch aus den frühen 60ern und seitdem hat sich doch ein wenig getan.

Zwischen der Santa Maria, die ja deutlich vor ihrer berühmt berüchtigten Reise gebaut wurde,
laut Wiki angeblich so um 1480 (?) ...
und dem Mataro-Modell, das laut Carbon-Methode zwischen 1456 und 1482 hergestellt wurde
gibt es unter Umständen sogar eine erstaunliche Übereinstimmung ...
nicht nur eine mögliche Zeitgleichheit

Auch die Bauweise des Mataro-Schiffes mit den sichtbaren Decksbalken paßt dann im Grunde exzellent in die Zeit ...
zeigt eine echt vorhandene Bauweise des mittleren bis späten 15. Jahrhunderts ...
dazu noch im selben Land

Die offenen Kastelle des Mataro-Schiffes die man auf diversen mittelalterlichen Abbildungen auch auf diversen Santa Maria Modellen findet ...

Auch die Besegelung ...
von der Kolumbusflotte wird von einem Wechsel von Latein auf Teil-Rah kurz vor der Reise berichtet.

Von anderen Teilen der Besegelung des Mataro-Schiffes kann man ja gar nichts sagen weil diese im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen waren ...

Und auch wenn man den scheinbar nicht passenden dritten Mast im Bug des Mataro-Schiffes im 20.Jahrhundert wieder vom Modell entfernt hat ...
gemäß vieler mittelalterlicher Abbildungen würde auch dort ein Mast ausgesprochen gut hinpassen !

Auch das frühe Sprietsegel, wie es von der Santa Maria berichtet wird,
würde beim Betrachten der Landström-Seiten auch am Mataro-Schiff ohne Probleme seinen Platz finden ...
und auch zeitlich gesehen ist es im Rahmen des Möglichen.

Die Kuhl mit der halbrunden Verschalung Richtung Bug ... siehe Abb 272 bei Landström (s.103)
Im Grunde ist sie so, wie man sie als eine der charakteristischen Bauweisen auf der gesamte spanischen Halbinsel immer wieder findet ...
egal ob Spanien oder Portugal

Schiffbautechnisch war das alles wohl sehr nahe beieinander und die Handwerker tauschten sich wohl rege untereinander aus ...
der gesamte Schiffsverkehr vom Mittelmeer in den Norden war entlang der Küste nur die Frage von ein paar Tagen ...
ebenso wie die direkte Reise aus dem Kantabrikum entlang der Pyrenäen ans Mittelmeer.

Dazu der gesamte Eindruck des Mataro-Schiffes .. ich zitiere:
"Kolumbus vermerkte im Logbucheintrag vom 26. Dezember 1492:
„[…], denn die Santa Maria war ein sehr schwerfälliges Schiff und für Entdeckungsfahrten nicht geeignet.


Kommt uns das angesichts des Mataro-Schiffes nicht merkwürdig bekannt vor ?
In den 80ern kam man bei Untersuchungen des Mataro-Schiffes zu interessanten Schlußfolgerungen:
"In spite of the model's 'coconut' shape, it has been calculated
that the actual ship must have been relatively manoeuvrable even when carrying a large cargo."


Die Santa Maria wird laut Wiki auf 23-24m geschätzt, Genaues weiß man bekanntlich ja nicht ...
und auch das Mataro-Modell wird in seinem oberen Wert recht nah daran geschätzt:
"Depending on the chosen scale, the length of a real ship of the type represented by the model must
have been from 16 to 22 metres and its cargo capacity from 50 to 150 tonnes"
.

Ort, Zeit, Schwerfälligkeit usw ... das sind viele passende Bausteine ...
wirklich nur zufällige Koinzidenzen ?

Vielleicht lehne ich mich dabei ein wenig aus dem Fenster ...
aber das Mataro-Schiff könnte hinsichtlich vieler Punkte der echten Santa Maria wesentlich näher sein als alle anderen bisher gebauten Modelle !
Nicht identisch ... aber nah dran !

Das waren jetzt mehr als just 2 cents ... gibt mir aber im Zusammenhang mit dem Kit zu denken
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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Sonntag, 1. März 2015, 12:21

Vielen Dank für deine 2 1/2 Cents.
Ich teile viele deiner Überlegungen. Es ist immer schwierig, wenn man ein Plastikmodell in Richtung absolute Vorbildtreue verbessern will. Ich habe einige Jahre lang nach diesem Ideal gebaut und bin davon abgekommen, weil die Diskussionen um Vorbildtreue letzten Endes die Freude am Modellbau trübten. Jedenfalls für mich. Heute achte ich eher auf einen stimmigen Gesamteindruck. Eine ansprechende Farbe ist mir wichtiger als ein Nagel oder ein Block am richtigen Ort.
Was jetzt das Mataro Modell betrifft: Ich finde, ich sollte die durch die Bordwand ragenden ragenden Decksbalken darstellen (ist nicht schwierig) und den Betingbalken (dito). Das sind einfach Kennzeichen dieses Schifftypus; und wenn man entsprechende Abbildungen gesehen hat, dann fehlen einem dieses Details am Modell. Ansonsten könnte es reizvoll sein, die rustikale Takelage in diesem großen Maßstab auch rustikal nachzubilden. Die etwas cleanen Deckplanken ließen sich vielleicht mit Fässer und Kisten etwas verstecken. Und natürlich kann die Ölfarbe die Gravurarbeit gut zum Vorschein bringen. Das Unterwasserschiff würde ich allerdings schwarz streichen, um die dem Auge gebotene (Überwasser)Form etwas besser zu betonen.
Schmidt
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Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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