2014 fuhr ich auf der STS "Kruzenshtern" auf einer Fahrt, die von Gdynia (Polen) über Dublin (Irland) nach Santander ( Spanien ) führen sollte.
Verschiedene Gründe führten dazu, dass zuerst Falmouth statt Dublin als Zwischenhafen genannt wurde, dann fiel das weg- und während der Fahrt kam dann die Orderänderung von Santander nach Aviles ( Galizien). Die Besatzung war wegen des insgesamt sehr langen Törnjahres schon ohnehin am Limit- und der Wegfall von Santander ( tolle Stadt, btw- und Weltmeisterschaft im Segeln in den Liegetagen....) und die DEPORTATION nach Aviles (und die dortige Andockung an einer geschlossenen, dreckigen Kohlenpier weit weg vom Stadtzentrum) traf die Stammbesatzung und die mir sehr lieb gewordenen Kadetten tief.
Wenn jemand Fragen zum Schiff etc. hat, werde ich das gern beantworten.
Ich möchte hier in Folge ( wird sich etwas ziehen...) das Schiff und sein Rigg etc. vorstellen.
Wenn jemand Lust hat, mit dem Schiff zu fahren- ich geb gern Tipps und werde selbst wieder - und hoffentlich wieder länger- drauf fahren.
Der Ruderstand vor der Brücke trägt die beiden Namen des Schiffes- aber er ist nur noch Dekor. Das Ruder auf der Brücke ist hydraulisch und mit dem Einbau dieses neuen Systems fiel das alte Rudersystem weg.
Der Heckruderstand - hier ebenfalls 2014- blieb aber in Funktion.
An vielen Stellen atmet die Kruzenshtern noch den alten Windjammer; die Sepia- Bilder zeigen ein Schiff aus den 20er- Jahren. Die alten Spille und die Jarvis- Brasswinschen, die Fallwinden und die Nagelbänke sind noch sehr gut erhalten, ebenso die wesentlichen Teile der Masten- außer der Fockbramstenge, die das Schiff erst vor kurzer Zeit verlor.
Uralte Features sind die Jarvis- Brasswinschen und die Fallwinden. Diese Teile werde ich später komplett besprechen. Hier die Jarvis- Brasswinsch vor dem Großmast, für die Unterrahen des Fockmastes:
Und hier eine der verbliebenen Orginal- Fallwinden der "Padua" (hinter dem Kreuzmast ). Was für ein Gefühl war es, an den Teilen zu arbeiten...
Das Schiff gefällt - trotz der relativ neuen- und wieder ( und effizient!) vergrößerten Brücke- sehr, fährt unter Mars und Bramsegeln und den entsprechenden Stagsegeln auch schon so 14 Knoten. Während unserer Fahrt fuhren wir nie unter vollen Segln- aber es war ja auch keine Regatta. Wer das Photo genau anschaut, dem fallen die abgenommenen Segel der oberen Rahen auf. Das war eine der Arbeiten, die auf dieser Fahrt gemacht wurde. Die oberen Rahen wurden fast komplett abgetakelt ( Segel, Pferde, Gordinge...)- die Segel vom Segelmacher geprüft und gerichtet, das Gut erneuert... viele Arbeiten, die man sonst so gut wie nie sieht.
Bedanken muss ich mich bei "meinen" Kadetten. Es war sehr bewegend, mit diesen Jungs (und Ladies) zu arbeiten. Meine Kerls aus dem weiten Osten haben mir viele schöne Einblicke in ihre Lebenswelt gegeben. Auch den Maten und der gesamten Besatzung danke ich für diese interessante Zeit und die Möglichkeit, intensiv an Bord zu arbeiten und zu leben.
Besser als dies Bild kann man die Begegung von gestern und heute, die auf der Kruzenshtern lebt, kaum darstellen:
In den folgenden Posts werde ich Stück für Stück Deckseinrichtungen etc. vorstellen und die Artikel mit tags markieren, so dass ihr ohne Probleme den Großobermarsniederholer oder das Ankerlager findet...
Bis denne!
Bibi