Als (zugegebenermaßen lahme) Entschuldigung für das noch lahmerer Fortschreiten des Surprisebaues, muss ich bekennen, dass ich mich natürlich wieder in einer Menge anderer
Projekte verzettelt habe. Nicht alles davon ist ausschließlich meine Schuld.
Denn wenn der Papa dauernd am Schiffchenbauen ist, dann schreit der Nachwuchs natürlich ganz laut: „Ich auch!“.
Meine dreijährige Tochter kann ich ja noch in zehn Minuten mit sowas abfertigen.
Bei dem 10-jährigen Sohnemann wird es allerdings schon etwas anspruchsvoller. Der hat letztes Jahr von der Verwandtschaft dies hier geschenkt bekommen.
Der Bausatz, der ja auch unter verschiedenen anderen Namen verkauft wird (Hansekogge, Königskogge etc.) wurde hier und anderswo schon öfter vorgestellt, so dass ich mir Details sparen kann.
Nur soviel: die Holzstruktur ist sehr schön gemacht, allerdings gibt es eine Menge Gussfehler und Auswurfmarken, die Schleifen notwendig machen. Ebenso ist die Struktur der Segel sehr schön, diese sind allerdings viel, viel, viel zu
dick. Historisch soll der Bausatz nur sehr mäßig genau sein, ein wirklich unschöner, weil sehr auffallender Fehler sind die längsverlegten Decksplanken, die ja eigentlich bei einer Kogge querliegen müssten.
Das alles interessiert einen 10-jährigen jedoch nur mäßig. Für ihn ist eher wichtig, dass er in Famagusta, also
der Kreuzritterstadt, geboren wurde und seine ersten sechs Jahre im Schatten des Othelloturms aufgewachsen ist. Daher ist das Schiff
natürlich „cooooooool“ und Ritterfan ist er inzwischen, trotz eines historischen Vaters, sowieso.
Wir haben uns daher darangemacht, das Ding gemeinsam zu bauen, wobei er der Werftleiter ist und immer das letzte Wort hat. Ich stehe beratend und unterstützend zur Seite und bin der Sklave für alles was
zu langweilig ist. Er muss aber jede Tätigkeit, bemalen, kleben, spachteln, schleifen selber durchführen, nur wenn es sich zu oft bei vielen Teilen wiederholt, nehme ich ihm da was ab. Die Fotos muss er zum Teil auch selber
machen. Ich versuche ihm so halt hochpädagogisch beizubringen, sauber, sorgfältig und geplant zu arbeiten, nicht aufzugeben und sich nicht in vielen Projekten zu verzetteln …
Also genau die Dinge die sein Alter nicht auf die Reihe bringt …
Nach dem Studium verschiedener Bauberichte, auf die uns unter Anderem AnobiumPunctatum aufmerksam gemacht hat, gab es erstmal ausführliche Bemalungsstudien, und zwar
am Deck, das ja ohnehin neu beplankt werden soll.
Hier nochmal im indirekten Sonnenlicht:
Alles wurde mit Revell Matt 88 grundiert. Die untere Hälfte dann mit Revell Matt 87 trockengebürstet um das Grauen, pardon den Grauton des Holzes nachzuempfinden. Danach wurde alles nach
Methode Schmidt mit Ölfarbe Vandykebraun eingetrielt und wieder abgewischt. Das ist der Stand am vorderen Drittel. Im mittleren Drittel gab es dann noch mal einen ausgewischten Auftrag mit Siena, am hinteren mit Siena und nochmal
Vandykebraun. Dem Werftleiter (und mir auch) gefällt unten rechts am besten.
Entsprechend haben wir uns an die Bemalung der meisten größeren teile gemacht.
Trockengebürstet
Eingeölfarbt
Und ausgewischt.
Und da Ölfarbe ja dankenswerterweise Ewigkeiten zum Trocknen braucht, bleibt es erstmal ein paar Tage dabei und ich hab vielleicht die Zeit ein wenig zu surprisen.