Moin zusammen!
Schmidt- Dir erstmal vielen Dank für das Einstellen der Bilder, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es sehr schwierig ist, einen aussagekräftigen Vergleich so möglich zu machen, auf dem Monitor empfinde ich meine Variante z.B. leicht anders, als ich sie in natura in Erinnerung habe. Das ist keine Kritik an Dich, sondern zeigt nur, wie schwer eine realistische Darstellung in Form von Fotos ist.
Was mich gestern zunächst sehr überrascht hat: Die beiden Schnitten ähneln sich tatsächlich sehr, trotz unterschiedlicher Techniken. Die Unterschiede sind wohl auch darin begründet, dass jedes Ergebnis, in der jeweils gleichen Technik gemalt, immer auch ein Unikat für sich darstellt und ist nicht von vornerein kalkulierbar. Will sagen: Hätte ich eine weitere Schnitte in meiner Technik gemacht, wäre diese wohl erneut im Vergleich zur vorherigen wiederum anders ausgefallen.
Ich komme zu dem Schluß, dass beide Techniken für das angestrebte Ziel auf ihre Art und Weise wohl geeignet sind. Ich kann im direkten Vergleich Deiner Bilder auch kein klares Ergebnis formulieren, beide gefallen mir auf ihre Art.
Ich hätte allerdings vermutet, dass Deine Technik das Rennen macht, da ich -und das gefält mir bei Dir außerordentlich gut- bei Deiner Technik doch mehr Wärme in der Farbe sehe. Normalerweise drake ich ja komplett mit Schwarz, es war sozusagen auch für mich eine Premiere, das mit einem dunklen Gemisch mit Braun zu versuchen, was auch sehr gut klappt, das Ergebnis ist dann nicht ganz so kontrastreich und sogar etwas wärmer. Aber eben nicht so wie bei Dir. Dies führe ich allerdings auch darauf zurück, dass ich die Ausgangsfarben etwas anders gewählt hätte, zumindest das Holz. Ich musste hier sehr viel wieder Abnehmen, damit ich die Ornamente und Details am Heckbereich nicht in Dunkelheit ertränke. Dies ging nur, indem der darunterliegende Holzton wieder zwangsläufig aus Gründen der Homogenität sehr zum Vorschein kam, was mir im Grunde allerdings nach meinem Geschmack zu hell war. Du erreichst das mehr, indem die Ölfarbe etwas das "Holz" dauerhaft abdunkelt, soweit ich das sehen kann. Das "Speckige" gefällt mir übrigens ganz gut, da ich es realistisch finde.
Die Ornamente finde ich bei Dir übrigens auch schöner, da sie mehr Tiefe haben, allerdings frage ich mich, ob Deine Schnite von den Konturen her in den Ornamenten eventuell auch anders ist als meine war, an die definierten Muskeln der Figurine kann ich mich nicht so sehr erinnern,möglicherweise sind diese unterschiedlich aufgrund der Originalform.
So, jetzt versuch ich doch noch ein Ergebnis zu finden: Beide Techniken funktionieren. Was bei Dir vielleicht länger dauert wegen des Abnehmens der Ölfarbe, nimmt bei mir mehr Zeit in Anspruch durch das Freilegen der Ornamente und Farbnester, die ich mit den kleinen konischen Tamiyawattestäbchen auskratzen musste. Auch habe ich mit einem Naturborstenpinsel sehr lange nacharbeiten müsssen, um das Licht wieder zurückzubringen an den hellen Stellen, sonst sähe es so aus wie beim Fotobearbeiten, wenn man den Kontrast hochfährt und die Farbtemperatur und -intensität rausfilter, um Euch eine Vorstellung davon zu vermitteln.
Bei mir stelle ich es mir leichter vor, eventuelle Schäden beim Zusammenbau wegzuschminken, ich weiß nicht, wie Du das bei Ölfarbe machst, stelle es mir aber schwer vor.
Und letztlich: Ich drake alle meine Einzelteile vor dem Zusammenbau, die Partie um das Gallion und das Heck- bzw. Seitentaschenfenster fand ich extrem schwierig, da ich dort nicht mit dem Lappen zwischenkam, das Fenster fiel mir auch dabei entgegen, so dass ich es neu einkleben musste. Meine Technik ist deutlich die gewaltsamere. Dass ich das Gallion bei der Rumfuhrwerkerei nicht mitabgerissen habe, grenzt an ein kleines Wunder. Hier musste ich auch viel mit einem trockenen Borstenpinsel wegbürsten, was aber kein Problem ist, solange die darunterliegende Lackierung so gut haftend ist, dass man diese nicht gleich mitwegschrubbt.
Fazit: Beide Wege liefern überzeugende Ergebnisse und führen zum Ziel, denke ich. Und mein Eingangsargument, sozusagen der "Fehdehandschuh", aus dem diese Battle hervorging, hat sich bestätigt: Der Unterschied ist im Grunde marginal. Finde ich zumindest. Quod erat demonstrandum?
Nochmal ganz herzlichen Dank für die ganze Beteiligung, es war ja auch für Euch nicht leicht, eine definitive Entscheidung zu treffen, das habe ich rausgelesen. Und natürlich Danke an Schmidt für die Organisation der Battle und das Anfertigen der Probeschnitten mitsamt aufwändiger Lackierung. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich hoffe, dass möglichst viele ModellbauerInnen hier von der Gegenüberstellung der beiden Techniken profitieren können! Probiert es ruhig mal aus, es ist nicht so schwer, wie es vielleicht aussieht. Es ist mehr -wie immer und auch im Modellbau- Übung und ein Erfahrungsblick, den man aber entwickelt, wenn man mehr Routine entwickelt. Wobei ich AnfängerInnen diesbezüglich doch lieber zu meiner Technik raten würde, da diese bei Nichtgelingen fast komplett revidierbar ist, da man die Farbe einfach abwaschen und abbürsten kann, wenn's nichts geworden ist.
Ich hoffe, dass ich jetzt nicht die nächsten vielleicht noch folgenden "Nachvoter" durch mein Fazit zu sehr beeinflusse, aber ich denke, eine Tendenz haben wir ja bereits in den einzelnen Meinungen erhalten.
Ich bin auf Schmidt's Ergebnis sehr gespannt!
Schöne Grüße
Chris