Nun, beginnen wir mit ein paar Zooms auf die Modelle. Dabei muss ich mich gleich entschuldigen. Ich besitze leider keine Kamera, die das Kunststück fertig gebracht hätte, die Modelle in Texel bei dem schummerigen Museumslicht blitzsauber und detailgenau festzuhalten. Ich musste meine digitale Handknipse nehmen.
Hier gleich das Flaggschiff des Ensembles, Admiral de Ruyters "Sieben Provinzen". Wie die meisten Schiffe auf dem Diorama liegt sie mit aufgetuchten oder schlaffen Segeln vor Anker und ist sie von von kleineren Fahrzeugen umgeben. (Übrigens ein zeitgemäßer Gegner der älteren "Sovereign of the Seas" im annähernd gleichen Maßstab wie das Hachette Modell.)
Zoomt man etwas näher an die "Sieben Provinzen" heran, erkennt man auch mit einer nicht so guten Kamera, welche Detailgenauigkeit die Modelle aufweisen.
Fast alle Schiffe sind Holländer, Kauffahrer oder Kriegsschiffe. Es wird aber auch gerade ein erbeutetes englisches Schiff, die "Swiftsure", auf die Reede gebracht. Wer von uns würde es wagen, ein so schönes Modell im zerschossenen Zustand darzustellen? Hier kann man es sehen:
Zwei Fleuten, die typischen Handelsschiffe des 17. Jahrhunderts:
Und schließlich ein paar von den vielen verschiedenen Kleinschiffen, darunter auch so ausgefallene Typen wie Fischerboote mit variabler Takelage:
Und? Drängt sich da nicht zuerst einmal die Frage auf, nach welchen Plänen die Modelle gebaut sind? Bekanntlich bauten die Holländer im 17. Jahrhundert nach "Bestecken", also nach Aufstellungen über die Verhältnisse der Schiffsmaße zueinander. Im Mondfeld und anderswo sind solche Bestecke reproduziert. Kennt man die Länge oder Breite eines bestimmten Types, ergeben sich alle anderen Maße daraus. Besonders gut segelnde Schiffe wurden damals kopiert, die speziellen Bestecke hielt man allerdings geheim. Pläne gab es kaum! Und daher ist auch die Zahl einschlägiger Modellbaupläne eher gering.
Die Artitec Modelle sind in Kenntnis dieser Bestecke überwiegend aus historischen Gemälden der holländischen Marinemaler rekonstruiert worden. Das gilt für die großen Abmessungen ebenso wie für die kleinen und kleinsten Details. Die damalige Marinemalerei war eine fast schon technische Kunst; die Auftraggeber waren meistens Kenner der Materie und legten großen Wert auf eine "richtige" Ausführung der Details. Der Artitec Chef Herbert Tomesen hatte sich daher zum Ziel gesetzt, die Gemälde u.a. eines Willem van de Velde in dreidimensionale Modelle zu "übersetzen". Wie gut ihm das gelungen ist, zeigen die Ergebnisse in Texel. Das gilt m.E. sowohl für die technische Ausführung wie auch für die Bemalung, die sich wesentlich von den alten Gemälden und ihren Farben hat inspirieren lassen.
Im nächsten Beitrag wird es darum gehen, wie die Modelle gebaut wurden.
Ach ja, und bessere Bilder als meine findet man hier:
https://modellmarine.de/index.php?option…827&Itemid=4338
Schmidt