Wie versprochen, habe ich heute mit dem Bau der Maschine, nämlich den beiden Zylindern begonnen. Die Länge eines Zylinders ergibt sich aus Hub plus Kolbenlänge plus zwei Mal dem sogenannten "schädlichen Raum". Den brauchen wir aber, da sich später hier die Bohrungen für Zu- und Ableitung des Dampfes befinden. Also 24mm Hub + 6mm Kolben + 2 x 4mm schädlicher Raum + 2 x 1mm für die Deckel = 40 mm. Gefertigt wurden die Zylinder aus 20mm Rundmessing.
Das Bild zeigt den plangedrehten Rohling beim Zentrieren auf den Kreuztisch meines Proxxon Bohr- und Fräsständer mit BFW 36. Denn die Deckel des Zylinders werden gleich mitgefertigt. Vor deren Abdrehen werden die Löcher für die spätere Verschraubung gebohrt.
Kleiner Exkurs:
Das Problem des BFB 2000 und aller Fräsen mit Rundsäule ist, daß eine Zentrierung nach einer Höhenverstellung des Fräskopfes nicht mehr stimmt. Um dem abzuhelfen habe ich einen Anschlag konstruiert:
Durch ein Anfahren mit der Rolle am Fräskopf an den Winkel an der Wand bleibt die Zentrierung des Kopfs bei Höhenänderungen erhalten.
Nach Zentrierung wird der Rohling um 7,5 mm verfahren und drei Löcher mit 1,6 mm gebohrt. Wichtig ist, zuerst mit dem Zentrierbohrer vorzubohren:
Danach mit 1,6 mm- Bohrer:
Hier ist das kleine Direktteilgerät zu sehen. Danach wird zuerst der hintere Deckel abgestochen. Dabei wird ein Absatz von 1mm angedreht, der bei der Montage in den Zylinder ragt.
Danach habe ich für den vorderen Deckel einen Absatz 7 x10 mm angedreht. Das gibt später die Stopfbuchse für die Kolbenstange.
Im gleichen Arbeitsgang wird auch gleich eine 3 mm-Bohrung eingebracht, damit Zylinderbohrung und Stopfbuchse fluchten.
Das folgende Bild zeigt das Einschneiden der M2- Gewinde in den Zylinder. Bei so kleinen Gewinden benutze ich kein Windeisen. Mit dem Rändelgriff leben die Gewindebohrer deutlich länger!
Die Zylinder bekommen eine Bohrung von 9,5 mm. Diese wird später auf 10H7 aufgerieben. Da der Zylinder auf den sog. Spiegel hart aufgelötet wird, sollte man vorher nicht auf Endmaß bohren. Denn dabei kann er sich verziehen.
Die Deckel werden auf der Uhrmacherdrehmaschine endbearbeitet.
Die Löcher der Deckel werden auf 2 mm aufbebohrt und angesenkt.
Was hier aussieht wie ein Bohrer, war mal einer. Der wurde zum Senker umgeschliffen.
Als nächstes habe ich die Deckel auf die Zylinder geschraubt und ein Abflachung gefräst, damit der Zylinder auf den bewglichen Spiegel aufgelötet werden kann.
Das nächste Bild zeigt einen ausgerichteten und fixierten Zylinder auf seiner Spiegelplatte fertig zum verlöten. Manche Modellbauerkollegen löten hier weich, um Verzug des Zylinders zu vermeiden. Aber weichgelötete Verbindungen sind ab 90° C nicht mehr 100%ig sicher. Und Dampf von 4 bar Druck hat eine Temperatur von knapp 152°C.
Da ich zum Löten beide Hände brauche, geht photographieren dabei nicht. Die fertig verlöteten Zylinder :
Und dann nach einem Bad in Zitronensäure-Lösung und schrubben mit einer alten Zahnbürste:
Und jetzt ist Feierabend für heute. Falls ich zu ausführlich bin, kann ich die nächsten Schritte gerne straffen.
Viele Grüße,
Matthias