Hi,
einige kennen sicher schon den
Ursprungsthread unter "Rund um den Schiffsbau". Eigentlich wollte ich das Schiff aus dem Tim und Struppi Comic "Das Geheimnis der Einhorn" ferngesteuert bauen, so dass es mit den Kanonen (ohne Projektile) schießen kann. Um auszuprobieren, welche Rumpfbauweise mir da am meisten zusagt, wollte ich in klein einen Rumpf aus Spanten und einen aus Vollschale bauen und die bevorzugte Variante in groß bauen. Nachdem ich aber den Spantenrumpf zu bauen begonnen hatte, bin ich doch immer detaillierter geworden und habe letztendlich beschlossen das kleine Schiff fertig zu bauen.
Die Pläne für das Schiff stammen aus dem Buch "Der holländische Zweidecker von 1660/70" von Heinrich Winter und bestehen aus drei Bögen, die auf fünf Seiten (1) die Masten und die Takelage, (2) vier Rumpfquerschnitte, die Heckansicht und die Decksdraufsicht, (3) Die Schnittlinien in allen drei Koordinatensystemrichtungen, (4) Die Maße der Aufbauten und Segel und einen Rumpflängsschnitt und (5) die Seitenansicht mit Stückpforten, Schmuck, etc. zeigen. Die Pläne sind irgendwas zwischen A0 und A1 groß. Dazu gibt es noch etwa 50 Seiten Text und 40 Seiten Bilder.
Dieses Schiff oder eher diesen Schiffstyp, da ja nicht klar ist welches Schiff dargestellt wird, hatte ich gewählt, weil er der Einhorn ähnlich sah und ich mir dachte, dass es zwischen der niederländischen und französischen Bauweise ja nicht so große Unterschiede geben könne. Naja, dachte...
Nachdem ich im ursprünglichen Thread mehrfach aufgefordert wurde einen Baubericht einzustellen, liefere ich den jetzt nach.
Ich möchte gleich zu Beginn klarstellen, dass ich eher zu den Anfängern zu zählen bin und von daher glaube, dass die Profis aus diesem Thread keinen Wissensgewinn ziehen werden, auch wenn's mich natürlich tierisch freuen würde, wenn mein Thread Anlass zu Diskussionen und Verbesserungsvorschlägen wäre. Wer vielleicht schon Nutzen hierraus ziehen kann, sind andere Anfänger, denen 200+ Euro für einen Bausatz zu viel sind, oder Leute die sich doch mal an Scratchbauten heranwagen wollen. Ich werde mir von daher Mühe geben, auch auf meine Fehler einzugehen und Wege zu finden, wie man diese verhindern kann. Also bei Verbesserungsvorschlägen oder Anregungen bitte immer her damit!
Also fangen wir mal an:
Nachdem ich zu Beginn nur Balsaholz hier hatte, habe ich beschlossen das Schiff, oh Wunder, aus Balsaholz zu bauen.
Als erstes musste ich hierfür Pläne schaffen. Also habe ich mir meine Pläne in Großformat eingescannt und die gewünschten Ausschnitte mit Skalierung und Auswahlbereichen in neue .pdf Dateien umgewandelt und diese dann wieder mit Skalierung gedruckt bis ich eine Größe hatte, die mir vom Anschauen her gefiel. Dass der Maßstab 1:150 ist, ist also reiner Zufall. And here we go: erster Fehler. Also merken: Wenn man scratchen will, dann macht man sich die Pläne so, dass sie auf jeden Fall reproduzierbar sind! Ich habe jetzt das Megagefrickel und rungerechne, wann immer ich etwas ausmessen muss
Des weiteren hatte ich ja keine Schablone für die Spanten und den Kiel, sondern nur die Querschnitte. Die taugen natürlich schon um die Rumpfform nachzubilden, zeigen aber weder konkret auf an welcher Stelle des Rumpfes sie oben aufhören (Oberdeck, Geländer?), noch stimmen sie mit den Stückpfortenabständen überein. Von daher würde ich stark dazu raten die Pläne zu digitalisieren, die Linien in entsprechendem Abstand in ein CAD-Modell zu übertragen und mit irgendeiner Flächenfunktion die Linien zu einem Rumpf zu verbinden. Auf diesem kann man dann die Position der Stückpforten auftragen und sich die Spanten an den Stellen aussuchen, an denen sie auch gut passen. Alternativ: Den Rumpf in waagrechte Scheiben schneiden (digital) und daraus einen Massivrumpf kleben. Ich jedenfalls habe einfach die Querschnitte genommen (wollte ja nur den Rumpfbau ausprobieren) und aus Papier Schablonen ausgeschnitten. Auf diese habe ich dann die Höhen eingezeichnet, auf denen die Decks verlaufen.
Anhand dieser Schablonen habe ich dann die Spanten aus Balsa ausgeschnitten, zusammengeklebt, nummeriert und auf den Deckshöhen Balken eingepasst, die dann der Untergrund für die Decks werden. Da ich diese aber zum Einbau der unteren Decks noch nicht festgekleben wollte, wurden sie durch "Knie" an den Rändern von der Höhe her positioniert.
Sah dann so aus:
Und mit eingesetzten Decksbalken so:
Das natürlich für alle Querschnitte:
Gleichermaßen der Kiel mit den Aussparungen für die Rippen:
Nachdem ich mir als Arbeitsunterlage/Tisch einen alten Regalboden organisiert hatte, habe dadrauf erstmal eine Art Dock geklebt, das den Kiel in Position hält. Das Holzstück, das auf dem nächsten Bild herumliegt ist übrigens der Kiel am Bug, der sich wegen eines Messfehlers zur Schwachstelle bei meinem Modell entwickelt hat.
So:
So bin ich fortgefahren, bis alle Spanten bis auf die vordersten drei eingeklebt waren:
Die vordersten drei wurden dann zu einem Paket mit massivem Bug, das nicht festgeklebt wurde, damit ich noch von vorne Zugriff auf die Decks hatte. Dann wurden der Heckspiegel gebaut, in den noch die unteren (viel zu großen) Stückpforten geschnitzt wurden. Fehler hier: Bevor irgendwelche Massivteile fest am Rumpf verbaut werden, sollten ALLE Öffnungen reingeschnitten worden sein. Es gibt wenig blöderes als ausgerechnet aus dem massivsten Teil eines Schiffes im verbauten Zustand etwas herauszutrennen.
Hier der Spiegel:
Im eingebauten Zustand. Die Streifen sind das unterste Kanonendeck (Batteriedeck?), das von außen nicht sichtbar wird. Deshalb nur die Streifen für die Stabilität. Das Deck ganz unten habe ich auch ausgelassen, da in der eigentlichen RC-Variante auch kein Platz dafür sein wird.
Dann habe ich die Masten von der Länge des untersten Stückes ausgemessen, etwas mehr genommen (so kann ich es noch anpassen) und eingesetzt, damit ich die Halterungen fluchtend einkleben kann.
So:
Dann kamen die Balken für das Deck darüber rein. Es würde sich empfehlen bereits in diesem Zustand die Positionen der Stückpforten einzubauen. Das ist später schwieriger.
An diesem Punkt war mir noch nicht klar, dass ich das Schiff bauen würde. Deshalb hatte ich auch keine Stückpforten eingebaut. Noch nicht... Dann kam für den Fall, dass es doch mal schwimmen sollte, das Schott vorne und hinten rein.
Gefolgt von der Mastaufnahme...
...und dem Hauptdeck mit Mastaufnahme am Bug:
Oh, irgendwo davor wurden noch das Ruder und weitere Balken am Heck eingebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt ist alles aus Balsa gewesen, mit dem Scharnier für das Ruder unten kam eine Stecknadel dazu.
Danach kamen dann Bug- und Heckoberdeck. Wie man am Heck sieht, hatte ich mir da schon überlegt, am Heck Fenster mit Beleuchtung einzubauen. Deshalb die Löcher und der Verweis vorhin VORHER alles auszuschneiden.
Weil das wüste heraus"trennen" der Löcher am Heck Spuren hinterlassen hatte, bekamen die Fenster Rahmen und dann auch Fensterkreuze. Das ist übrigens das untere Ende der Skala der Teilegröße, kleinere Teile kann ich mit meiner Pinzette nicht mehr so packen, dass ich noch an beiden Enden Kleber drauf tun kann. Ich brauche also eine Lupenbrille und eine Spitzpinzette.
Hier weiche ich von den Plänen ab. Wer z.B. die Friesland kennst, erinnert sich dort vielleicht an die Position der Heckfenster, die irgendwie anders waren. Mir gefiel es mit den außenliegenden Fenstern aber besser und da wir in einem freien Land leben... Die Fenster oben kommen ohne Rahmen aus, weil ich mir zu diesem Zeitpunkt endlich einen Satz Schlüsselfeilen gekauft hatte.
Anschließend habe ich die Fenster (auf der Vorderseite gibt es auch welche) mit Butterpapier bedeckt, dadurch muss ich die Kabinen nicht einrichten und mit der Beleuchtung von hinten kommt die unterschiedliche Struktur des Papiers gut zur Geltung. Dazu habe ich dann an Elektronik zwei Schächte für AAA-Batterien (natürlich auch aus Balsa) so eingesetzt, dass die vorderen Fenster von der ebenfalls eingebauten Glühbirne ungehindert beleuchtet werden können. Um die Frage warum ich keine LED eingebaut habe vorweg zu nehmen, ist die Antwort einfach, dass ich keine hier hatte und (bis gestern) auch keinen Lötkolben zuhause hatte.
Hier die Glühbirne:
Und hier das Batteriefach