Außer zu Aufräum- und Putzarbeiten, sowie zu einigen Fehlerbeseitigungsversuchen bin ich diese Woche nun doch nicht gekommen. Dafür habe ich, auch wenn es schmerzhaft war, nachgedacht über dies und jenes.
Seit einiger Zeit steht ja das Problem der Karronaden im Raum, was auch der Grund für mein Aktivwerden hier war. In dem Bausatz waren zwei Rohre beigegeben, was für keinen der verschiedenen Ausrüstungszustände der "Surprise" genügend wäre. Zu
Anfang, als Aubrey sie übernimmt ist sie sogar ausschließlich mit den dicken Böllern bewaffnet, was er aber, als Artillerieenthusiast schnell ändert. An Kanonen werden die beiden langen Bronzeneuner, die sein persönliches Eigentum sind, und als Jagdkanonen dienen. Ansonsten sind die Stücke mit den schönen Namen wie "Belcher" oder "Willful Murder" wohl 12-Pfünder, wenn ich mich recht entsinne. Diese schweren Teile mitsamt ihrer komplizieren und platzfressenden Takelung standen wohl alle im Unterdeck. Sinnvollerweise wären dann oben die wesentlich leichteren Karronaden angebracht gewesen. Nur welche? 18- oder 32-Pfünder? Dem artistischen Bekannten, den ich schon erwähnt hab, verdanke ich nun wieder den schönen Hinweis auf eine Stelle "The
Letter of Marque" ("Triumph der Freibeuter"), in der Lucky Jack über mögliche Änderungen an der Bewaffnung sinniert, und erwägt wieder auf Karronaden umzurüsten, vor allem weil sie durch ungeübte Mannschaften leichter zu bedienen sind. Er erwähnt die "genuine smashers", also die 32-Pfünder, aber wirklich klar ist die Stelle nicht. Neben dem Problem mit der Beschaffung der Rohre, stellte sich dann auch das der richtigen Schlitten. Die beiden gegossenen Teile von Mamoli fand ich nicht wirklich befriedigend.
Wenn man im Internet nach Karronaden sucht, findet man sehr wenige ebensolche, dafür aber jede Menge Modelle von Karronaden, nicht wenige aus diesem Forum. Ein wenig mehr Originalbilder oder Info, außer der bei Mondfeld und Holz wär mir aber schon lieb gewesen. Nach längerem Suchen fiel mir dann doch auf, dass in dem schon oft zitierten Buch von Lavery und Hunt über die "Surprise" K. H. Marquardt wunderbar detaillierte Zeichnungen der möglichen Bewaffnung des Schiffes abgedruckt hat, genau bei den Planzeichnungen, die ich dauernd angeguckt habe. Ja wie blöd kann man denn eigentlich sein???
Grummelmumpfl.
Jedenfalls sind da wunderbar 18- und 32-Pfünder abgebildet, einschließlich ihrer sehr unterschiedlichen Schlitten und deren Takelung. Nach genauerem Vergleich habe ich mich für die 18-Pfundvariante entschieden. Erstens scheinen mir die 32er für ein Schiffchen wie die "Surprise" doch übertrieben. Die wären auch auf einer Art Plattform die auf dem Deck montiert ist mit einer Achse schwenkbar gelagert. Mit der ganzen Konstruktion käme ich aber höher als der obere Rand der Stückpforten ist. Die Schlitten der kleinen 18-Pfünder sind in der Bordwand verankert, was in mehreren Richtungen mächtig Platz spart (der Eindruck nach Marquardts Zeichnung, dass die Kleinen auch nur zwei Seitentakel benötigen, anstatt vier wie die Großen hatte auf meine Entscheidung natürlich üüüüüüberhaupt gar keinen Einfluss, ein Schuft wer sowas denkt, also wirklich!) Jedenfalls sollen es halt die 18er werden.
Ein erster Versuch einen Schlitten herzustellen, hat mir (damals jedenfalls) ganz gut gefallen.
Nach den mir zugänglichen Fotos sind die Schlitten auf den amerikanischen Schiffen (Conny und Niagara) komplett mit dicker roter Farbe angemalt. Einige Fotos von britischen Beispielen scheinen schwarze Schlitten zu zeigen. Auf den Gemälden
von Hunt sind die Schlitten entweder unbemalt, oder in der selben gelbbraunen Farbe wie die innere Bordwand. Unbehandeltes Holz oben auf Deck scheint mir unwahrscheinlich, daher habe ich mich für das Standardschwarz entschieden.
Und nochmal mit aufgelegtem Rohr.
Passen tut´s auch.
Und wieder bin ich in die Großproduktion eingestiegen
(sollte ich jemals auf die Idee kommen ein Linienschiff zu bauen, gebt mir den Gnadenschuß!) Aber da stehen sie in krummer Reih und Glied.
Wo ich die Rohre herbekommen sollte war mir schleierhaft. Meine ersten Gießversuche fielen auf eine Art aus, die mich bestätigte, dass ich mich mit dem Metallgießen sicher noch weiter beschäftigen werde, um das einigermaßen zu lernen. Aber da ich
meine "Surprise" eigentlich schon noch in diesem Jahrzehnt fertigstellen möchte, kann ich darauf wirklich nicht warten. Immerhin habe ich die beiden vorhandenen Rohre mit einem Auge für das Broktau versehen und mal auf Schlitten montiert.
Der Herr ganz rechts scheint ja völlig entsetzt. Wenn er nicht aufhört zu quengeln, dann bau ich ihn auch zum Latrinennutzer um.
Erst letzte Woche hat mir FatOrk eine Bezugsquelle verraten und heut kam nun Herr Milton mit Papier (PAPIER??? Ihr macht mich fertisch!), aber da war das eh alles schon zu spät. Ich habe einfach die überzähligen Langkanonenrohre abgesägt und dann
wieder eine Mündung reingebohrt. Dann mussten noch die Auflagezapfen entfernt werden, ein dreiviertel Messingring als Auge drangepappt, Farbe druff und noch ein Stück Draht als Höhenverstellung (ich hab das Gewinde nicht gedreht, ich
alter Schlamper). Soweit ist das jetzt, es fehlt noch ein wenig Bemalungskosmetik. (Rechts zum Vergleich das "echte" Karronadenrohr).
Was krabbelt da auf meinem Schreibtisch? Ich seh überall schwarze Käfer!
Für die Takelung bin ich dann ich die Blockproduktion eingestiegen.
Von links nach rechts: so wie vom Stab heruntergesägt, kleingefeilt, gewachst und mit einem schwarzen Zwirn als Beschlag, um Haken einhängen zu können.
Auf diese Art bekomme ich die Dingers auf etwa 4 mm Größe, was m. M. noch ziemlich mächtig ist.
Tja und dann ...
Dann habe ich den Baubericht von Daniels Victory gefunden, den mir Roland wegen der Karronaden empfohlen hat. Dort durfte ich dann auch erfreut Sir Archibald kennenlernen ...
und bin erst mal schluchzend zusammengebrochen.
Unbemaltes Holz sieht eben doch viel schöner aus! Und man sieht diese Beschläge viel besser ... die ich eh nicht hinbekommen würde.
OOOOOOOOOOOOoooooommmmmm!
Nachdem ich michwieder gefasst habe, bin ich in mich gegangen und habe die Blockherstellung verbessert um die Teile wenigstens auf 3 mm zu bringen und sie trotzdem weniger murkselig zu machen und auch die Augbolzen für die Rückholtakel werden jetzt
selber und kleiner hergestellt
und das wird dann ein Weilchen dauern.