Hallo ans Forum,
Vielleicht erinnert sich noch jemand an meinen ersten Beitrag, der ja eigentlich zugleich mein letzter Eintrag sein sollte:
Erster Beitrag
Seit dieser Zeit bin ich hier so etwas wie ein "stiller Mit-Leser". Zwar haben viele der hier im Forum vorgestellten Projekte so manches Mal bei mir die Lust auf ein weiteres Bastelprojekt geweckt, aber irgendwie fehlte immer der persönliche Bezug.
Als ich dann irgendwann die Bauberichte hier im Forum über den London Bus von Revell im Maßstab 1:24 gesehen habe, erinnerte ich mich an meinen ersten Londonaufenthalt im Jahre 1998. Damals wohnte ich für einige Wochen bei einem Kumpel in London und hatte einen Busfahrer überredet, mich in die Steuerkabine seines Routemaster-Doppeldeckerbusses klettern zu lassen. Und als ich das damals gemachte Foto wiederfand und entdeckte, dass es die Route 38 war in der ich damals saß, war klar, dass ich dieses Modell bauen wollte.
Mir kamen zwar Zweifel ob das Modell für einen Anfänger nicht zu anspruchsvoll sein würde (Level 5; 391 Teile), aber um das Fazit vorweg zu nehmen: auch Anfänger können mit etwas Geduld und Schokolade als Nervennahrung (dazu später mehr) das Modell gut zusammenbauen.
Die sechs Tage Bauzeit des E-Types reichten hier nicht, stattdessen wurden es sechs Wochen, wobei ich natürlich nicht jeden Tag bauen konnte, aber dafür an anderen Tagen viele Stunden am Stück.
Habe ich beim E-Type noch mit Spraydosen aus dem Kfz-Handel lackiert, bin ich diesmal auf die günstigste Anfänger-Airbrush-Pistole von Revell umgestiegen (kostet ca. 14 €). Die Wasserfarben sind sehr einfach in der Handhabung (Mischen und Reinigung). Es riecht auch weit weniger giftig als bei herkömmlichen Spraydosen. Hätte ich also schon beim E-Type so machen sollen, aber ich dachte damals, Airbrush sei nichts für Anfänger. Hinterher ist man halt immer schlauer.
Hier ein paar Impressionen des fertigen Modells:
Das Modell ist "straight out of the box" gebaut worden. Auch habe ich die Karosserie nicht vorher zusammengebaut, sondern wie in der Bauanleitung beschrieben, in Einzelteilen an die fertige Innenausstattung "rangebaut". Leider waren die großen Bauteile meines Bausatzes (Dach, Heck- und Frontteil, Seitenwände) allesamt recht stark verzogen, was ich der Lagerung des Kartons auf einer heißen, beleuchteten Vitrine beim Händler zuschreibe. Die fertig lackierten Teile wollte ich nach dem Zusammenbau aber nicht mehr spachteln, weswegen einige Spaltmaße eben doch auffallen. Ich würde anderen "Nachbauern" also stark empfehlen, die Karosserie doch vor der Lackierung zusammenzubauen und die "Innereien" entgegen der Bauanleitung danach einzubauen. Die Paßgenauigkeit der anderen Teile ist jedoch (gerade im Vergleich zum Uralt-Bausatz des Revell E-Types aus meinem ersten Beitrag) sehr gut.
Anfänger die wie ich keinen Bohrer besitzen, sollten nicht (wie ich) versuchen die vorgesehen 80 Löcher für die Werberahmenin den Seitenwänden mit einer heißen Nadel "aufzubohren"; nach einer Stunde und vier Löcher habe ich aufgegeben und stattdessen das "British Museum"-Werbebanner auf einer 0,5 mm Plastikplatte aufgeklebt und die Ränder schwarz bemalt:
Die Details des Bausatzes sind sehr liebevoll gestaltet. Leider sieht man von vielen Details (z.B. die Feuerlöscher) beim fertigen Modell nicht mehr viel. Auch die Zeit die ich in die Verschmutzung der Laufflächen investiert habe, hätte ich mir sparen können, da diese beim fertigen Modell kaum mehr zu sehen sind.
Das Originalbild oben hat mir auch wertvolle Tips zur Farbgestaltung im Inneren gegeben, obwohl diese eh bei fast jedem Bus unterschiedlich zu sein scheint.
Vergleich Fahrerkabine im Original (erstes Bild oben) und im Modell:
Am meisten Spaß hat die leichte Individualisierung durch Busfahrpläne, eigene Werbung, Reparaturbücher gebracht, sowie das Verschmutzen. Viele Tipps (z.B. das Anschleifen der Gummireifen) habe ich mir hier aus dem Forum "geliehen".
Individuelle Fahr-und Buspläne im Inneren:
Da der Routemaster ja doch schon etwas betagt ist, hat der Fahrer natürlich immer ein Exemplar des "Haynes Repair Manuals" (natürlich vom Routemaster) dabei...
…während ein Fahrgast dagegen seine "leichte" Lektüre liegen gelassen hat:
Besonders viel Nerven haben mich das Rausschneiden der filigranen Sitzgestelle samt Haltestangen, die Bemalung und Beklebung der Sitzflächen, sowie deren Zusammenbau an der jeweils richtigen Stelle gekostet. Aber dabei hat mir ein leicht abgewandeltes Britisches Sprichwort geholfen; "Keep calm and eat chocolate". Da ich mich bei diesem Modell reichlich oft an diesen Spruch hielt, habe ich während der Bauzeit nicht nur leicht zugenommen, sondern den Spruch dann auch ins Modell aufgenommen:
Ein weiterer Tipp für Anfänger; das Modell der Partnerin als "Wohn-Accessoire" schenken, dann sieht sie eher über Klebstoffgeruch und Plastikschnipsel auf dem Boden hinweg (Stichwort Sozialverträglichkeit des Hobbys). Unsere "End-Haltestelle" des Routemasters auf der passend lasierten Flur-Kommode:
Die Profis hier im Forum mögen es wahrscheinlich langweilig finden, den x-ten Bericht über den London-Bus zu lesen, aber vielleicht kann ich ja mit diesem Bericht den einen oder anderen Anfänger, der sich bisher nicht an diesen Bausatz gewagt hat Mut machen; traut Euch, es ist einfacher, als es am Anfang aussieht.
Und falls der Bausatz doch mal die Nerven strapazieren sollte: "Keep calm and eat chocolate"
.