Das Wettringer Modellbauforum

Hallo,

vor geraumer Zeit hatte ich einen heftigen Unfall mit einem Fahrrad, Folge war ein Trümmerbruch des rechten Oberarmes, direkt unterhalb der Schulter.
Für die ersten zwei Monate konnte ich meinen rechten Arm vergessen, selbst Auto fahren war mir nicht möglich. Der Bruch wurde mit einer Platte und etlichen Schrauben zusammengehalten, ich war viele Monate arbeitsunfähig, musste dreimal pro Woche zur Krankengymnastik.
Als es mir langsam besser ging, habe ich für die Arztpraxis ein Dankeschön gebastelt. Einfach nur ein Trinkgeld oder ´n paar Euro für die Kaffeekasse waren mir für die wirklich fürsorgliche Behandlung zu wenig.

Eine Idee musste her. Mädels ( etliche der Krankengymnastikerinnen sind weiblich ) stehen auf Teddys, das ist was für´s Herz. Andererseits sollte auch der medizinische Gedanke zum tragen kommen, eben was für den Doktor.
Eine Praxis des Dr. Frankenbär ( in Anlehnung des Dr. Frankensteins ) wurde gebastelt. Der Bau der Praxis zog sich über einige Wochen. Hier könnt Ihr im Nachhinein den Bau sehen, und, so hoffe ich, ab und zu schmunzeln.

Für den morbiden Charme einer Praxis, in dem Dr. Frankenbär sein Unwesen treibt, muss ein dazu passendes Fenster her. Mit Tiffanytechnik habe ich ein solches Fenster nach eigenem Entwurf zurechtgeschnitten.
Dazu muss aus dem Glas DAS passende Stück angezeichnet und herausgeschnitten werden. Wichtig ist, das das Glas handgefertigt ist. Industriell hergestelltes ist tot, es ist einfach gleichmäßig durchgefärbt, damit kann kein zufrieden stellendes Ergebnis erzielt werden. In handgefertigtem Glas verschwimmen die Farben, sind Einschlüsse, es ist nicht gleichmäßig dick, es lebt regelrecht.
Um das richtige Stück zu erwischen, muss genau beobachtet werden, welches Stück gerade an der Stelle des Fensters richtig wäre. Leider wird dabei reichlich Glas verschnitten - und das Zeug ist nicht billig - aber das Ergebnis spricht für sich.
Die Fotos zeigen den Entwurf, das anzeichnen, das ausschneiden, vom schleifen habe ich keine Bilder gemacht.

Hallo,
dann wünsch ich Euch viel Spaß bei den weiteren Bildern!

Wenn die Glasstücke einigermaßen passgenau sind, einige Nähte müssen das gar nicht sein ( bei Landschaften oder Pflanzen sieht´s sogar besser aus ) , werden sie in Kupferfolie "eingepackt". Ringsherum wird - je nach Stärke des Glases - jedes Teil mit 4 bis 5 Millimeter breiter Folie eingewickelt.

Anschließend wird gelötet und wenn alles Flussmittel gründlich abgewaschen wurde, mit Patina behandelt.

Damit die Patienten Vertrauen entwickeln können, habe ich dem Dr. Frankenbär ein Diplom geschrieben. Das hängt später an der Wand.

Aus Restholz habe ich die Räumlichkeit der Praxis gesägt, hier die Vorarbeiten.

Och, wart mal ab, das wird noch besser.

Das Holz wird verkleidet. Innen verklebe ich eine Glasfasertapete, außen nutze ich eine übrig gebliebene Kachel zur Verkleidung.
Außerdem habe ich einen Sockel in die Praxis eingebaut, das macht so einen Raum schön nostalgisch.

In den Trocknungszeiten für den Leim habe ich den ersten Patienten und einige Ersatzteile modelliert. Der OP Tisch ist mit Alu dünn verkleidet, wichtig ist die Blutrinne , wer weiß schon ob so´n Teddy nicht doch blutet?

Die Elektroden hatte ich zu Anfang einfach auf den Oberkörper gepappt, schließlich ist das ´n Teddy, das unbekannte Wesen. Eine Bekannte ( Anästhesistin ) und meine Tochter ( Krankenschwester ) erhoben allerdings Einspruch: Näää, sooo doch nicht, Mann alles verkehrt! Also die Elektroden wieder runtergeknibbelt und den Damen ihren Wunsch erfüllt. Dazu wurde der Teddy intubiert, sicher ist sicher! Der Patient geht nicht mehr hopps!

Der Sockel wurde wie im richtigen Leben aus unterschiedlichen Leisten zusammengesetzt. Lackierung fehlt noch.

Der Teddy-Patient ist anscheinend bereits in ärztlicher Behandlung bei Dr. Frankenstein gewesen. Du hast sehr richtig gesehen, dass ein Bein bereits ersetzt werden musste. Bei genauem Hinsehen, ist auch der linke Arm einen Tick heller, auch er konnte wohl nicht gerettet werden und der Arzt dem die Teddys vertrauen, hat ihn ausgetauscht. Das Original Auge ( rechts ) musste entfernt werden ( oder ist dem Halter beim spielen abhanden gekommen ) , als Ersatz wurde ein Knopf implantiert. Ich hänge ein weiteres Foto eines versehrten Teddys an, er dient Dr. Frankenbär als Organspender falls mal ein kompletter Kopf benötigt wird.

Einige Ersatzteile für Teddys wurden hergestellt. Damit der Doktor anständig operieren kann, benötigt er natürlich diverse Geräte. Auch das etwas unübliche Werkzeug liegt bereit.

Und ganz wichtig: schön steril arbeiten.

Dr. Frankenstein ist auch modelliert. Eine Stellprobe damit die Höhe zwischen den einzelnen Bauteilen stimmt auch durchgeführt.

Ein neuer Morgen graut. Dr. Frankenbär ist bereit neues Leben zu erschaffen. Alle Vorbereitungen sind optimal. Schief gehen kann nichts, und wenn doch, pfeif drauf , das Ersatzteillager ist gut gefüllt.



Einen Glassturz habe ich der Praxis auch gebaut, soll doch alles steril bleiben .


Viel Spaß beim betrachten und danke für´s zuschauen!

Reinhard

Zitat von »papa_von_prinzessin«

na die haben sich doch megamässig gefreut bei der Übergabe, oder

Ja, Doktor und Team waren sehr angetan. Das Diorama steht jetzt in der Praxis.

Ungefähr ein gutes Jahr später musste ich noch einmal operiert werden, das ganze Metall wurde wieder entfernt. Danach war ich etliche Wochen in krankengymnastischer Behandlung. Das Team bekam eine Marionette geschenkt: "der erste Schritt" , ist ein Patient der nach dem eingipsen den allerersten Schritt mit der hochmodernen Gehhilfe wagt. Die Marionette hängt ( respektive steht ) am Empfang, so dass jeder Patient ein wenig Freude daran hat.


Gruß, Reinhard