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Realname: Johannes

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Dienstag, 7. Februar 2012, 15:34

Hilfe für blinde Modellbauer - ein elektronisches USB-Mikroskop

Hallo liebe Modellbaufreunde,

Wenn bei Euch - so wie bei mir - Sehvermögen und modellbauerische Aktivitäten in wachsendem Widerspruch stehen, dann gibts hier eine verflixt gute Nachricht. "Hier werden Sie geholfen!"

Nach monatelanger Entscheidungsfindung habe ich mich zu Jahresbeginn entschlossen für sagenhafte 18,04 EUR ein sogenanntes USB-Mikroskop zu kaufen. Der Preis beinhaltet bereits den Versand aus der hintersten Ecke Asiens. Somit kann das kleine Mikroskop bereits auf beeindruckende Reiseerfahrung blicken. Damit das Ganze noch etwas spektakulärer wird, habe ich über EBAY-Australien bestellt. Geht aber auch für 2 Euronen mehr über Deutschland. Die Lieferanten dieser Dinger sind eh stets die gleichen Hongkong-Hinterhöfe.

Nun - was bekommt man für 18 Euro nach 30 Tagen Warten? Man höre und staune, als erstes mal eine ordentliche Umverpackung oder neudeutsch "Blister":



Dann packen wir mal aus. Zum Vorschein kommen: Ein stiftförmiges Mikroskop in ordentlicher Qualitätsanmutung, dazu eine Aufsteckkappe, ein noch so geradewegs taugliches Kleinstativ sowie eine CD und die wie immer humoristischen Asien-Beipackzettel. Getreu Henne-Ei-Prinzip bräuchte man das Mikroskop um die Anleitung zur Installation des Mikroskops zu lesen...



Das Mikroskop besteht lediglich aus einem Metallrohrgehäuse, in dem am Frontende ein CCD-Sensor sitzt. Dies ist im Prinzip genau das gleiche Teil wie in jeder Digicam. Es liefert eine Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten. Rund um den CCD-Sensor sind 4 weiße LEDs positioniert, die sich in ihrer Helligkeit über einen Drehregler am Kabel einstellen lassen. Die Fokussierung wird über ein Drehrad am hinteren Stiftende vorgenommen.



Das angesprochene Kabel-Bedienmodul beinhaltet neben dem Helligkeitsregler auch einen Taster für Schnappschüsse. Angenehm ist die Tatsache, dass das Gerät neben der USB-Verbindung zum PC kein separates Netzteil benötigt:



Service und Exzellenz zählen bekanntermaßen nicht grad zu den Stärken Chinas - von daher durfte ich erst einmal ne Stunde im Netz surfen um die auf der CD unerklärlicherweise fehlende Betriebssoftware aufzuspüren. Aber mit etwas Geduld und PC-Leidenserfahrung lässt sich das hinbekommen.

Ein erster Versuchsaufbau mit einem Fotoätzteil zeigt die Größenverhältnisse:



Auf dem PC-Bildschirm erscheint nun ein Fenster mit dem Live-Bild des Mikroskops. Einige einfache Funktionen gestatten das "Knipsen" einzelner Bilder sowie die Ablage von Videosequenzen. Dazu kann man einige Einstellungen zu Farbreinheit etc. vornehmen. Einziges Manko: das Fenster lässt sich nicht zoomen, behält somit immer seine fixe Größe von 640x480 Pixel:



Ein kurzer Knopfdruck, wahlweise am Kabelschalter oder auf der Benutzeroberfläche - und man erhält das folgende Bild:



Im nächsten Test musste mein Schlepperchen als Probant herhalten. Leicht verängstigt duckte er sich vor dem technischen Gerät:



Mit zittrigen Fingern erfolgte nun noch die Ausrichtung (man dreht einfach den Stift in der Stativhalterung und fokussiert dann):



Ein kurzes "Knipps" liefert folgendes Ergebnis:



Für mich ist das Mikroskop vor allem auch hilfreich in den Elektronikaufbauten mit winzigen SMD-Bauteilen. Hier kann man auf Wunsch mit bis zu etwa 200facher Vergrößerung arbeiten:



Mit etwas mehr Geduld bei der Ausleuchtung und Fokussierung lässt sich die Bildqualität nochmals verbessern. Die gezeigten Schnappschüsse entstanden alle innerhalb weniger Sekunden:



Zu guter letzt hieß es "gut Stimmung machen" im heimischen Umfeld. Meine Frau läuft seit Tagen mit einem winzigen Splitter im Finger rum. Kein Thema - legen wir den doch rasch unters Mikroskop:



Und hier der Ausblick auf die kommenden chirurgischen Maßnahmen:



Fazit:
Für schlappe 18 Euro erhält man ein Werkzeug, welches wahrlich kein Spielzeug oder Ramsch ist. Das Gerät arbeitet wirklich funktionell und überzeugend. Für alle, die sich mit kleinsten Details im Modellbau beschäftigen und eh ständig einen PC oder Laptop in der Nähe haben, kann das Gerät eine prima Hilfe sein.
Die Auflösung von 640x480 Pixel und die bis zu 200fache Vergrößerung geben ausreichend Spielraum für alle üblichen Betrachtungen.
Verbesserungspotenzial sehe ich im Bereich der Software, die recht schlicht gehalten ist.
Dazu sollte man sich unbedingt einen vernünftigen Ständer bauen, also eine stabile Grundplatte mit fest verbundenem Stativarm. So etwas gibt es aber auch für weitere 20 Euro zu kaufen.

P.S.: Die Qualität der im Forum gezeigten Bilder entspricht nicht den Möglichkeiten. Einmal verschlechtert die Datenreduktion die vorhandene Bildqualität - zum anderen lassen sich durch etwas mehr Zeitaufwand Schärfe und Ausleuchtung etc.weiter steigern.

Soweit mal ein Zubehörbericht der etwas anderen Art. Ich hoffe es war interessant für Euch.
Mit einem schönen Gruß,
Johannes

2

Mittwoch, 8. Februar 2012, 20:03

Hallo Johannes,
tolles Teil!
Du findest aber auch immer was... ;)

Ist auf meiner Einkaufsliste jetzt auch eingetragen. :pfeif:

lg,
Frank
Modellbau ist Kunst - und manchmal Sport - und darf niemals als Arbeit gesehen werden!

Im Bau: The 24-Gun Frigate Pandora 1:128 - RC
Im Bau: Schlepper Goliath - RC

3

Freitag, 10. Februar 2012, 09:34

.....ja unser Johannes...schwer zu toppen diesbzgl. und Studienarbeiten bzgl. miniaturisierter Dampfmaschinen löst er auch im Vorbeigehen.
Respekt mein Lieber und ich kann Deine positioven Erfahrungen nur bestätigen, wir haben sonn "Spielzeug" auch uffe Arbeit postiv angetestet zur Spanentfernung.
Gruß Andreas

4

Freitag, 10. Februar 2012, 10:41

Also Jungs – mal ehrlich . . . .

. . . . früher haben wir die Späne aus dem Finger mit ner Stecknadel raus geholt
und das Blut anner Lederhose abgewischt – oder einfach nur abgeleckt . . .

Nix für ungut
Dieter


:lol:

:nixweis:
Mann kann über alles reden - nur nicht mit jeder 8o
... einfach tief Luft holen...

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5

Freitag, 10. Februar 2012, 12:31

Lieber Graubär,

Du hast ja so Recht - aber bei den "Jungs" läuft das heut so:

Als erstes wird der Splitter ausgiebig in zahllosen Foren diskutiert, bis der Finger bereits halb abgefault ist.
Dann schreitet man zur OP und twittert zeitgleich über den Fortschritt.
Die Aktion wird in völliger sozialer Vereinsamung detailliert den 5000 virtuellen Freunden nebst Marc Zuckerbgerg auf Facebook mitgeteilt.
Am Ende kommt dann noch ein Video vom angericheteten Blutbad in Youtube rein.
Sonderfall USA: Hier wird dann noch eine 5-Milliardenklage gegen den Hersteller des Mikroskops auf den Weg gebracht, wegen unterlassenem Warnhinweis auf der Verpackung, dass man sich ja körperlich schädigen könne.

Also - wie Du siehst hat sich kaum was geändert.

Gruß,
Johannes

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6

Freitag, 10. Februar 2012, 21:16

Software Download

Kleiner Tipp:

Nach einiger Wühlerei im Netz hab ich eine Seite gefunden, auf der umfangreiche Software für das Mikroskop zum Download zur Verfügung steht:
<< klick misch >>

Insbesondere das Program AMCap ist sinnvoll.

Gruß,
Johannes

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