Anfangs hatte ich gedacht: Abgießen ist Zauberei - und zaubern kann ich nicht.
Zum Glück haben mich mehrere Modellbaukollegen sehr gut angeleitet - und nach einer Menge Frust und Schrott produziere ich jetzt mit einiger Regelmäßigkeit brauchbare Teile.
Hier nun meine Erfahrungen und Ratschläge.
Zunächst dies: Das Abformen lohnt sich immer dann, wenn komplexere Teile in größerer Menge gebraucht werden. Außerdem ist es von Vorteil, Teile abzuformen, die aus mehreren verschiedenen Komponenten aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt sind. Man vermeidet damit ein Sich-Verziehen des Komplexes.
Teile ohne Hinterschneidungen kann man sehr einfach in einer einteiligen Form abformen. Aber was ist eine Hinterschneidung? Nun, alles, was macht, dass ein Teil nicht mehr aus seiner Form herauskommt. Wenn man etwa einen Kegel auf die Spitze stellt und dann mit Silikonmasse übergießt, dann ist klar, dass er nach dem Abbinden des Silikons nicht mehr aus dieser Form herauskommt, ohne sie dabei zu zerstören. Stellt man ihn aber auf die breite Seite, dann klappt das. So ist das Prinzip. Ein Würfel lässt sich in einer einteiligen Form abformen, eine Glühbirne nicht. etc.
Das Material
Ich habe mit einigen Abformmassen aus Silikon experimentiert. Es gab verschiedene Probleme. Sie banden entweder zu schnell oder gar nicht ab, weil die Mischung aus Silikon und Härter nicht stimmte oder die Temperatur zu hoch oder zu niedrig war etc. Ich hätte womöglich ein Meister in diesen Produkten werden können, nach vielen Jahren, aber es ging auch anders.
Seit längerem benutze ich nur noch ein Silikon namens Purux (ist bei purux.de zu bekommen).
Seine Vorteile: es wird im Verhältnis 1: 1 aus verschiedenfarbigen Komponenten gemischt. Es gibt also kein kompliziertes Rechnen, und man hat die volle Kontrolle bei der Vermischung. Es läuft sehr gut über das Urmodell, zeigt wenig Blasenbildung, das gesamtes Gebinde bleibt bis zur Neige flüssig. Die Abbindezeit beträgt nur 30 Minuten!!
Kosten: etwa 45 Euro pro 2 Kilo, das ist wesentlich günstiger als andere Produkte, die ich zuvor verwendet hatte.
1.Der Formenkasten
Anfangs habe ich die Kästen um die Urform mühsam aus Holz oder Kunststoff gebaut. Das war doppelt doof, denn nach dem Abbinden des Silikons kann man den Kasten ja meistens wegwerfen, weil man einen ähnlich großen erst nächstes Jahr wieder braucht. Schließlich soll der Kasten nicht viel größer sein als das Urmodell, um möglichst wenig Silikon zu verwenden.
Der LEGO-Tipp stammt von Kollegen. Mit normalen LEGO-Steinen kann man sehr variable Formen bauen; die Steine lassen sich gut entfernen und sind wiederverwendbar.
Hier ein Urmodell ohne Hinterschneidungen:
Und hier ein solcher Formenkasten. Das Urmodell ist auf einem Boden (aus Polyplatte) befestigt, z.B. mit doppelseitigem Klebeband. Ebenso ist der Kasten selbst auf dem Boden befestigt. Achtung, es muss unten dicht sein. Das Silikon ist flüssiger als man denkt. Daher hier eine Dichtung aus Knetgummi.
2. Form Gießen
Sehr wichtig ist es, das Silokon sich blasenfrei um das Urmodell "schmiegen" zu lassen. Ich gieße daher das Silikon in einem möglichst dünnen Strom LANGSAM NEBEN das Urmodell und lasse es sich so seinen Weg bahnen. Wenn irgend möglich, sollte das Silikon ausschließlich vom Boden aufsteigend das Urmodell allmählich umschließen. Nur so ist zu erreichen, dass keine Luftblasen eingeschlossen werden, die bei Abgüssen zu unschönen Beulen und Pickeln am Abguss führen.
Schmidt