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  • »jo-loom« ist der Autor dieses Themas

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1

Samstag, 19. März 2011, 11:00

Formel 1 Modell aus Acryl in 1:1

Liebe Modellbauer und Motorsportbegeisterte,

in freier Interpretation des Begriffs "Plastikmodellbau" möchte ich Euch hier einmal ein Pojekt aus beruflichem Wirken zeigen.

Zum Hintergrund:
Vor dem Ausstieg aus der F1 initiierte BMW den "F1 Pit Lane Park". Sinn und Zweck des Ganzen war, im Rahmen der Rennwochenenden bis zu 10.000 Besuchern pro Tag das Thema F1 / F1 Technologie etwas näher zu bringen. Allzu oft reduziert sich sonst der Status der Zuschauer auf den von Lämmern, die erst gewaltig bluten (bis zu 400 Euro pro Ticket) und dann in der Herde durch den Event getrieben werden.
BMW erzielte ein enormes Maß an Akzeptanz über die hoch professionell umgesetzte Realisierung.




Als Auftragsarbeit entstand im Gesamtkontext der Wunsch nach einer Visualisierung des F1 Schnellbetankungsvorgangs. Hierzu muss man wissen, dass in der F1 mit einem Durchfluss von 12 Liter pro Sekunde getankt wurde. Ein normaler PKW wäre also binnen 4 Sekunden vollständig befüllt. Die originalen Betankungsanlagen fußen auf Technologie aus dem Helikopterbereich und wurden zentral von der französischen Firma Intertecnique produziert. Der genannte hohe Fluss wird erreicht, da in der Betankungsanlage eine zuvor eingestellte Spritmenge in einem Behälter gepuffert und anschließend unter Druck abgelassen wird.
Als Laie hat man keine Vorstellung davon, wie unglaublich schwer und steif der Tankrüssel ist. Der Vorgang ist nahezu vergleichbar zu zwei voll gefüllten Kästen Bier, die im rechten Augenblick angehoben und auf den Millimeter genau positioniert werden müssen - dazu hat man etwa eine halbe Sekunde Zeit (...)

Nun kann man natürlich aufgrund des brennbaren Kraftstoffs, der auch aufgrund der Dämpfe nicht gerade Gesundheitsförderlich ist, die Zuschauer nicht mit wirklichem Sprit trainieren lassen. Darum entstand die Überlegung den Tankvorgang mit Licht zu simulieren. Nach Aufsetzen der Tankrüssels und Freigabe der Betankung sinkt eine Lichtsäule in der Betankungsanlage. Gleichzeitig steigt die Illumination in dem Fahrzeugsicherheitstank. Die gesamte Betankungsperipherie entspricht dem Original. Auch die Regelung und somit die Zeiten orientieren sich am tatsächlichen Betankungsvorgang.

Damit man zum einen von außen auch was sehen kann, zum anderen das Projekt einen gewissen Sex Appeal erhält, wurde das Rennfahrzeug in 1:1 aus Acrylglas gefertigt.
Damit sind wir wieder beim Thema Plastikmodellbau...

Ich hoffe es war ein wenig interessant für Euch.

Gruß,
Johannes

2

Sonntag, 20. März 2011, 11:56

hi Johannes,

Irres Modell,war die F1 Branche früher dein Arbeitsgebiet?

Gruß Jan :prost:

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3

Sonntag, 20. März 2011, 13:40

Ui! Johannes, Johannes...ein tolles "Modell".

Illustrierte Bilder mit Bewegung wären nooooch besser zu sehen :grins:
Auch danke für die Erklärung des Tankvorgang! Jetzt ist mir auch klar, warum die Tankjungs immer so "schwerfällig" wirken, als ob der blöde Gewebeschlauch TONNEN wiegt. Jetzt isses klar, das dem so ist - das starre Teil.

Schön, schön :ok: :ok: :ok: :ok:

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4

Sonntag, 20. März 2011, 13:41

Servus Jan,

das gezeigte Projekt entstand nicht etwa im Rahmen eines F1-Teams, sondern als klassische Auftragsarbeit im Bereich Automotive Engineering Services.
Den Laien meist nicht bekannt, wird ein immenses Maß an Entwicklungsarbeiten in der Automobilindustrie an Fahrzeug-Entwicklungsdienstleister untervergeben. Dieses geht bis zu der Dimension von Gesamtfahrzeugentwicklungen, die natürlich in der Öffentlichkeit niemals als Fremdleistung kommuniziert werden.
Die meisten OEMs beschränken sich trotz gigantischer Resourcen von bis zu 20.000 Entwicklungsingenieuren heutzutage primär auf die Themen Projektmanagement, Lieferanten-Aussteuerung etc. Es gibt ernsthaft namhafte OEMs, die selber mittlerweile nicht mehr in der Lage sind im eigenen Hause Fahrzeuge zu entwickeln.

Ich selber hab mich beruflich ein Jahrzehnt lang mit Spielzeugautos und anschließend den gleichen Zeitraum mit Straßenfahrzeugen aller Art beschäftigt. Die letzten Jahre gehts eigene Schaffen immer stärker in Richtung Elektromobilität und Automotive-Themen in den Emerging Markets.

Schönen Sonntag noch,
Jo.

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5

Sonntag, 20. März 2011, 17:46

Aufklärung / Ergänzung

Mit Dank an Ralf für den Hinweis, hier die Übersetzung von ein paar verwendeten, nicht Jedem bekannten, Begriffe.
Bitte um Entschuldigung - da ist wohl ein bisschen die "Betriebsblindheit" mit mir durchgegangen.

OEM heißt wörtlich "Original equipment manufacturer" und meint "Hersteller". Im Automobilbereich also BMW, Mercedes, VW, etc. Im Mobilfunkbereich wären es die Nokia's, Sony's etc.
Automotive Enginieering Services lässt sich übersetzen mit Automobil-Entwicklungsdienstleister, also die Firmen, die im Auftrag der Hersteller oder der Systemlieferanten (Bosch, Siemens etc.) etwas entwickeln.
Emerging Markets sind die "Wachstumsmärkte". Klassisch gibt es da die BRICK-Staaten (steht für Brasilien, Russland, Indien, China und Korea). In Zukunft kommen aber sicherlich auch andere hinzu (Qatar, Vietnam, ...).

Nochmals sorry,
Jo.

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6

Sonntag, 20. März 2011, 17:51

Jetzt ist mir auch klar, warum die Tankjungs immer so "schwerfällig" wirken, als ob der blöde Gewebeschlauch TONNEN wiegt. Jetzt isses klar, das dem so ist - das starre Teil.


Hi Dominik,

genau das Gleiche gilt übrigens für die Schlagschrauber zum Lösen / Anziehen der Zentralverschlussmuttern (fast immer aus Italien). Jedem, der solch eine "Gun" (= Pistole) noch nicht in der Hand hatte, rate ich sehr dazu, es einmal auszuprobieren. Die Dinger wiegen gefühlte 2 Tonnen. Als Schreibtischhengst hat man selbst mit ein bisschen Fitnesstraining arge Mühe das Teil einarmig hochzuwuchten.
Bitte nicht mit den Schlagschraubern aus dem Baumarkt verwechseln. Die Baumarktteile wiegen vielleicht ein Viertel im Vergleich.

Gruß,
Johannes

7

Sonntag, 20. März 2011, 17:52

Hallo Johannes!

Danke für Deine Ausführungen!

mfG Ralf

8

Dienstag, 22. März 2011, 10:49

Hi Johannes,

haste schon mal überlegt (evtl. gibt es ja auch schon eins :nixweis: ) ein Buch zu verfassen. :D
Wäre in meinen Augen ein Bestseller. Noch schön ausgeschmückt mit Anekdoten (z.B. das"Ejakulat-Schiffchen",...) :abhau:
Die Bilder lädt er auf der Arbeit mal wieder nicht, muß ich mir nachher zuhause angucken. :motz:
Die Ausführungen alleine reichten aber, um ein Statemant abzugeben. :ok:

Gruß Andreas

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1:1, Formel 1, Motorsport

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