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  • »jo-loom« ist der Autor dieses Themas

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1

Dienstag, 11. Januar 2011, 16:02

Revell Harbour Tug / Hafenschlepper

Hallo an alle Schifflebauer und Schifflebauerinteressierten,

nachdem ich mich in den letzten Wochen auf Dummlall-Einträge in zahllosen Threads konzentriert habe, dachte ich wird es Zeit mal wieder was Konstruktives von mir zu geben.
Als Schiffebauer droht man ja hier im Forum zu vereinsamen. Und wenn es dann noch nicht einmal um einen Segler geht, dann steht man mutterseelenalleine da. Ich hoffe wenigstens Ihr, Kai und Torsten, lasst mich nicht hängen.

Worum geht es:
Ich hab mir bewusst für disen Baubericht ein Modell ausgesucht, welches im Bereich der ferngesteuerten Mikromodelle eine große verbreitung genießt. Der Baubericht wird sich auch stark mit den technischen Themen beschäftigen.
Das Böötchen war eines der ersten Projekte nach einer 30jährigen Modellbaupause. Ursprünglich komme ich von RC-Schiffen in meiner Kindheit und Jugend. Der RC-Mikromodellbau gestattet es einem aber auch neben Familie und Beruf noch in akzeptablen Zeitfenstern Modelle fertig zu stellen. Bei den "großen Pötten" gehen mal schnell 2 bis 3 Jahre ins Land.

Der Bau ist nahezu abgeschlossen. Ich habe aber immer fleißig Bilder geschossen und schreibe nun halt im Nachhinein die Story auf.

Die Schwerpunkte beim Bau lagen bei:
- Fahrtüchtigkeit
- sehr umfangreiche Beleuchtung
- erste Versuche in Richtung Alterung / Verschmutzung
- Anpassungen für den Alltagsgebrauch als RC-Böötchen

Da dieses Boot in meinen Augen optimal für Modellbau- und RC-Mikromodellbaueinsteiger ist, verfasse ich den Bericht so, dass er Anfängerverständlich ist. Die Cracks bitte ich dann einfach die entsprechenden Passagen zu überspringen.
Die Bausatzvorstellung gibts übrigens <hier>.

Nun wünsche ich Euch ganz viel Spaß beim Schnuppern - und lasst mich doch ruhig mal wissen, was Ihr davon haltet.

Gruß,
Johannes

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2

Dienstag, 11. Januar 2011, 16:11

So kennt man dich.

Bin voll gespannt. :)

lg
Stef

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3

Dienstag, 11. Januar 2011, 16:23

Der kleine feine Unterschied zwischen einem Standmodell und einem schwimmenden Boot

Oh wei - jetzt wird es direkt theoretisch.
Aber zuvor legen wir mal alle Bauteile auf die Waage und lassen uns überraschen:

Eigentlich sollte man so einen Unfug unterlassen - zu Beginn alle Bauteile von den Spritzästen zu lösen - aber bei der überschaubaren Anzahl sei für dieses Mal eine Ausnahme gestattet.
Nun - jetzt wissen wir: alle Bauteile zusammen kommen auf 78 Gramm.

Simple Frage: Wann schwimmt ein Modellboot?
Also: einmal lehrt uns Onkel Archimedes, dass ein schwimmender Körper so viel Wasser verdrängt, wie er wiegt. Oder anders herum: ist er schwerer als das, was er verdrängt, dann geht er unter.
In der Praxis ist aber häufig ein anderer Aspekt entscheidend:
Wann fährt ein Modellboot auch als solches?
Damit unser Böötchen nicht umkippt, muss der Schwerpunkt stets innerhalb der Wasserlinie des Rumpfes liegen. Und dieses am besten auch bei +/- 60° Kränkung. Genau an diesem Punkt straucheln die meisten Modellschiffe, weil einfach die Aufbauten vergleichsweise arg schwer sind.

Schauen wir uns mal den Rumpf an:

Der wiegt 24 Gramm. Bedeutet nach Adam Riese, dass alle übrigen Bauteile 54 Gramm wiegen müssen.

Messen wir nun das Baby "oben rum" - allerdings nur die großen Teile:

Aha - die großen Stücke der Oberwäsche machen zusammen 42 Gramm.
Warum wir das machen verrate ich später.

Jetzt markieren wir am Rumpf vorne und hinten die Wasserlinie, beispielsweise mit etwas Tesafilm. Netterweise hat uns Revell dafür extra eine Linie aufgespritzt:


Als nächstes beschweren wir den Rumpf solange, bis er sauber gemäß Wasserlinie eintaucht:
(ich benutze dafür übrigens Bleiklümpchen, die ich mal am TV-Abend aus einer Gardinen-Bleischnur herausgepult habe)


Dieses entspricht praktisch unserem Zielgewicht für das fertiggestellte Böötchen mit allem drum und dran, also inklusive Fernsteuerung.
Nun kommt es erneut auf die Waage:

Fertig - 135 Gramm darf es am Ende wiegen.

Jetzt rechnen wir ein bisschen: 135 Gramm Zielgewicht minus 78 Gramm Bauteilgesamtgewicht bleiben 57 Gramm mögliche Zuladung.
Das ist arg knapp. Später komme ich mal auf das Gewicht der Fernsteuerkomponenten. Im Augenblick sei nur gesagt: ich wollte mehr Gewichtsreserve haben.
Damit heißt es die Bauteile leichter zu machen. Als Faustregel kann man sagen: großflächige Bauteile lassen sich relativ problemlos um ein Drittel erleichtern.

Somit begann stundenlanges Schleifen am Rumpf:

Zum Einsatz kam hierbei die gute Dremel mit verschiedenen Schleifköpfen, aber auch ganz banales 80er Schleifpapier.

Der Lohn dieser Frimelei:

Der Rumpf ist runter auf 16 Gramm und hat damit 8 Gramm abgespeckt. Genau ein Drittel weniger.

Dies mal zum Teil 1 des Baus. Ihr merkt schon - ist mal ein bisschen was anderes als das normale Vorgehen.

Alles Gute und tschüss bis zum nächsten Teil,
Johannes

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4

Dienstag, 11. Januar 2011, 16:56

Antrieb und Stevenrohr

Hallo zum Teil 2. Jetzt kommen wir zum Antrieb, der aus unserem Standmodell ein fahrendes Boot zaubert:

Doch zunächst als Nachtrag ein Blick auf die Werkzeuge, die primär bei der Rumpfschleifaktion zum Einsatz kamen:


Unseren Antriebsmotor nebst Fahrtregler rauben wir aus einem China-Servo der mittleren Baugröße, was uns um etwa 4 Euro erleichtert:

Das Ganze geht recht einfach. Alle 4 Schrauben lösen und Motor nebst Elektronik nach unten aus dem Gehäuse ziehen.
Hierbei muss man allerdings die 3 Leitungen vom Positions-Potentiometer entfernen.

Auf der Leiterplatte habe ich zwei Metallfilmwiderstände mit 2K2 aufgelötet. Hierdurch arbeitet die Servo-Elektronik nun als Fahrtregler:


Aus einem Carbonstab mit 1,5 mm Durchmesser entsteht die Antriebswelle. Ein abgelängtes Alurohr mit 2,0 mm Außendurchmesser dient als Stevenrohr:

Das im Bild gezeigte Zahnrad stammt ebenfalls aus dem Servo und wird für den Wellenantrieb benötigt.

Jetzt stecken wir den Stöpsel in den Popo vom Rumpf, pardong: den Führungsstopfen in die Bohrung des Stevenrohr-Loches, und markieren die innen überstehende Länge:


Mit der Dremel plus Trennscheibe wird dieser Stopfen nun auf das benötigte Maß reduziert:


ACHTUNG: Hinterher ist man schlauer... Die Stevenrohrlage ist bei dem Boot sehr tief. Würde ich es noch eiinmal bauen, so würde ich sie um etwa 2 mm anheben, dann hat die Schriffschraube einen größeren Freigang.

Jetzt schnappen wir uns einen Spirtzastrest, der genau die richtige Form hat:

und bauen uns daraus den Stevenrohrhalter. In einem Arbeitsschritt werden Stevenrohr und Halter im Boot eingeklebt. Ich nehme dafür Sekundenkleber.

Zur exakten Ausrichtung des Elektromotors findet sich ein kleines Motorlager, ebenfalls aus Spritzasresten gefertigt:


Der Übergang des Stopfens zum Rumpf war mir zu unrealistisch, also habe ich ihn beigespachtelt:


und anschließend verschliffen:


Den Motor habe ich mit sehr grobem Schleifpapier gründlich aufgeraut, entfettet und mit Sekundenkleber eingeklebt:


Auf der Carbonwelle sitzt das Abtriebszahnrad aus dem Servo - es verfügt nach Aufbohren über eine Klemmpassung:


Logo - je perfekter Motor und Welle zu einander ausgerichtet sind, umso verlustfreier und leiser läuft der Antrieb.
Ich habe ihn einfach während des Ausrichtens drehen lassen - so hört man die optimale Position heraus.

Damit endet Teil 2 - im nächsten Abschnitt folgt die Ruderanlage.
Ich hoffe es hat ein wenig Spaß gemacht.
Ciao und bis bald,
Johannes

5

Dienstag, 11. Januar 2011, 17:38

Hey jo-loom !
Klasse Bericht ! Sehr interessant auch für mich als Neuling ;)
Werd ich weiter verfolgen!

mfg

Esca :ahoi:

6

Mittwoch, 12. Januar 2011, 01:02

Hey Johannes

Wenn Du mir jetzt verklickern kannst, wie ich solche Teile in meine Vic einbauen kann, erspare ich mir die Masten und die ganze Schnürchenfriemelei. ( ich mach dann auch `nen Schornstein dran, versprochen )

Günther
You never know where the edge is............`til you step over

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7

Mittwoch, 12. Januar 2011, 07:23

Ich find es cool, wie du alles zum Leuchten und Schwimmen bringst.

lg
Stef

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8

Mittwoch, 12. Januar 2011, 09:48

Hallo Johannes,

ich finde dein Bauvorhaben echt sehr interessant und kann eigentlich gar nicht Fortsetzung abwarten. Und wir werden schon dafür sorgen, dass du dich hier nicht einsam fühlst.

Gruß Jan

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9

Mittwoch, 12. Januar 2011, 11:19

Ruderanlage und Erstwasserung

Hallo zusammen, weiter gehts -
doch zuerst ein herzlicher Dank für Deine warmen Worte, Jan - mir gehts gleich viel besser, schnief...

Zunächst einmal wird das Bausatzruderblatt vertikal der Länge nach geschlitzt und ein 1,5 mm Carbonstab als Achse eingeklebt. Zuvor wird dieser Stab noch an beiden Enden leicht gefast.
Zum Kleben verwende ich wie fast überall bei gemischten Materialverbindungen Sekundenkleber. Sieht wüst aus - verschwindet aber direkt nach dem folgenden Spachteln und Schleifen.


Aus einem verbliebenen Getriebezahnrad des geschlachteten Servos entsteht der Lenkhebel für das Ruder:

Hierzu habe ich das Zahnrad auf ein Stück Carbon-Rundstab gesteckt und in das Futter eines Akkuschraubers gespannt. Dieser drehte dann mit niederer Drehzahl.
Mit der zweiten Hand führte ich die Dremel mit feiner Trennscheibe. Über diese konnte ich dann eine sehr saubere umlaufende Nut am äußeren Umfang des Zahnrades einbringen.
Nun noch zwei kleine 1,0er Löcher von der Oberseite mit Durchbruch zur besagten Nut. Anschließend kann man einen ausreichend langen Nylonfaden einbringen. Dieser läuft in einer kompletten Schlaufe um das Zahnrad und wird durch die zwei Bohrungen recht stramm geführt. Man spart sich damit ein Verkleben o. äh.

Tja - wofür das Ganze?
Bei sehr vielen kleinen Plastikbooten liegt das Ruder / liegen die Ruder sehr weit am Heckspriegel, so dass in den kleinen Maßstäben konventionelle Exzenterhebel wie im regulären RC-Modellbau ncht mehr unterzubringen sind. Die Hebel schlagen entweder innen gegen die Bordwand, oder haben ungenügenden Freigang zum Deck. Deswegen muss man bei der Ruderanlenkung von RC-Mikromodellschiffen fast immer irgendwie tricksen.

Das Ruder wird als über Zugkräfte in beiden Drehrichtungen angelenkt. Die Nylonfäden verlaufen hierzu in dünnen Aluminiumrohren (außen 2,0 mm), die gut angeschliffen der Länge nach innen an die Bordwand geklebt sind.


Das Ruderservo sitzt absichtlich ganz vorne im Bug. Damit reserviere ich den Platz im Rumpfzentrum für den relativ gesehen schweren Akku. Dies erlaubt später eine einfache Trimmung der Bootslage. Zudem erleichtert es den Zugang zu den RC-Komponenten, an die man häufiger heran muss. Als Befestigung wählte ich einfaches Kleben des Servos. Bei 2 Euro Kosten für diese China-Mikroservos ist alles andere unnötger Aufwand.


Wie am Heck sind auch am Bug die Alu-Führungsrohre so gebogen, dass die Nylonfäden optimal geführt werden:


Hier sieht man noch einmal die Aufteilung der Antriebs- und Ruderkomponenten im Rumpf:


Als Vorbereitung für die erste Probefahrt kam die geraubte Servo-Elektronik huckepack auf den Antriebsmotor:


Nun noch eine äußerst akribische Montage der übrigen erforderlichen RC-Komponenten wie Empfänger und Akku. Man erkennt am Bild deutlich die Erfahrung aus meiner 70jährigen Mitarbeit bei der Nasa...
Und dann gings zur ersten Probefahrt:


Soweit die absoluten Basics für den ferngesteuerten Betrieb eines Schiffsmodells - das Gezeigte kommt praktisch in jedem Modellboot in geringfügig unterschiedlichen Applikationen vor.
Tat doch gar nicht weh - und ist vielleicht für den Einen oder Anderen, der ein Geschenk für die Nichten, Neffen, oder Kinder bauen möchte eine neue Option.

Vielleicht noch kurz zu den Kosten:
- Bausatz: 10 Euro
- Antriebsmotor mit Fahrtregler (aus Mini-Servo): 4 Euro
- Ruderservo Micro: 2 Euro
- Empfänger: 14 Euro
- Akku: 3 Euro
- Sender: ab 40 Euro (darf man aber nicht in die Boots-Projektkalkulation reinrechnen)
Alle Preise sind China-Produktpreise. Hinzu kommen noch die Versandkosten. Kauft man die Teile im örtlichen RC-Laden, was ich Euch sehr empfehle, dann kommt man 50% teurer, spart sich aber viel Ärger, Arbeitszeit und ein sechswöchiges Warten auf Lieferungen aus Asien.

Freu mich aufs Wiederlesen beim nächsten Kapitel,
Gruß,
Johannes

10

Mittwoch, 12. Januar 2011, 11:34

Hallo Johannes,

ich verfolge diesen Bericht mit grosser Spannung, da ich den Schlepper auch mal umgebaut hatte. Besonders hatte
mich interessiert, wie du die Sache mit dem Ruder gelöst hast. Ich hatte mich damals für eine Umlenkung entschieden,
wobei die Achse des Umlenkhebels gleichzeitig als Röhrchen zum Fetten des Stevenrohrs dient:



Im Umlenkhebel aus Alu befindet sich Ruderseitig (im Bild schwer zu erkennen) ein Langloch.
Der Federdraht (oben im Bild) drückt den Ruderarm zurück in die Mitelstellung, da er sich bei
maximalem Ausschlag verkantet - eine Notlösung, das ganze ist eben nicht optimal.
Würde ich sowas noch mal bauen, täte ich wahrscheinlich auch die Schnurlösung vorziehen!

Viele Grüße,
Martin

11

Mittwoch, 12. Januar 2011, 11:47

Vielleicht noch kurz zu den Kosten:
- Bausatz: 10 Euro
- Antriebsmotor mit Fahrtregler (aus Mini-Servo): 4 Euro
- Ruderservo Micro: 2 Euro
- Empfänger: 14 Euro
- Akku: 3 Euro
- Sender: ab 40 Euro (darf man aber nicht in die Boots-Projektkalkulation reinrechnen)
Alle Preise sind China-Produktpreise. Hinzu kommen noch die Versandkosten. Kauft man die Teile im örtlichen RC-Laden, was ich Euch sehr empfehle, dann kommt man 50% teurer, spart sich aber viel Ärger, Arbeitszeit und ein sechswöchiges Warten auf Lieferungen aus Asien.
Sehen wie das Boot von 1:18 Luxusspeedboot versenkt wird: Unbezahlbar :grins:


Bis jetzt ein Toller Bericht. Könnte mir gut vorstellen selber mal das ein oder andere RC Boot zu basteln.
:pfeif: Meine Freundin findet an meinem Modellbau toll das ich rosa Klebeband habe :pfeif:

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12

Mittwoch, 12. Januar 2011, 11:49

Hi Martin,

eine klevere Variante hast Du Dir da ausgedacht!
Was am Ende die beste Lösung ist, lässt sich schwer sagen. Ich selber hab in Summe vielleicht 6 Varianten angeschaut, 5 davon basierten auf mehr oder weniger komplexen Kinematiken.
Mein größter Wunsch war: Kein Durchbruch im Deck - also musste das Ganze flach bauen. Aber: ein sehr hoch liegender Rand des Ruderkoker-Rohrs von wegen Wassereinbrunch.
Demnächst kommen ja noch viele weitere Bilder vom rappelvollen Innenleben meines Böötchens - dann wird auch klar, wieso ich das Servo "aus den Füßen" haben wollte.

Vielleicht in Summe zu der von mir gewählten Lösung:
Vorteile:
+ Das Zentrum des Rumpfes bleibt frei
+ Symmetrische Ruderanlenkung
+ Sehr leichtgewichtige Lösung
+ Sehr billige Lösung
+ Einfach zu fertigen
+ Mitellage des Ruders einfach zu justieren
Nachteile:
- Gewisse Hysterese - bei Richtungsumkehr bleibt das Ruder um ca. 5° "hängen"
- Die stete Angst die Nylonfäden könnten reißen

Würde mich freuen, wenn wir auch im weiteren Verlauf des Berichtes ein bisschen die Erfahrungen abgleichen könnten.

Gruß,
Johannes

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13

Mittwoch, 12. Januar 2011, 17:15

Weight watchers - das Boot auf der Werft

Hallo mal wieder,

dieses mal geht es los mit den eigentlichen ersten Bauschritten des Plastikmodells an sich. Dabei steht alles unter dem Motto "abspecken".
Ihr erinnert Euch? Zu Beginn wogen wir die großen Teile der Oberwäsche. Das waren 42 Gramm. Wenn wir davon ein Drittel einsparen können, dann gewinnen wir weitere 14 Gramm.
Zusammen mit den 8 Gramm vom Rumpf hätten wir dann von ursprünglich 78 Gramm für alle Bauteile das Gesamtgewicht um 22 Gramm auf 56 Gramm reduziert.
Falls Euch das alles arg übertrieben erscheint: glaubt mir - jedes einzelne gewonnen Gramm ist Gold wert!

Beginnen wir mit dem allabendlichen Blick durch die Klobrille, pardong: Lichtlupe:

Ich hab mal sehr günstig eine solche aus alten Dentallabor-Beständen ersteigert. Das Teil ist zehnmal besser als jedes Neugerät aus dem Bastelzubehör! Geniale Optik und wirklich ausreichend Licht.

Nun gilt es also mittels Schleifen, schnitzen, kratzen und sonstiger Trcks an allen Bauteilen Material abzutragen:


Hier sieht man am Beiboot, dass das durchaus in Frimelei endet. Aber am Ende summiert sich die Gewichtsersparnis zu einem messbaren Ergebnis:


Als nächstes kam der Bugschutz, sprich das Tauwerk-Imitat dran. Auf der Innenseite ausgedünnt und auf der Außenseite so nachgearbeitet, dass es wenigstens ein bisschen realistischer nach verknotenem Tauwerk ausschaut:


Die zwei Hälften des Schronsteins inklusive Sockel verklebt und ebenfalls ausgedünnt. Die angeklebten Fanfaren waren mal wieder ein Akt der Ungeduld. Natürlich habe ich die später versehentlich abgerissen. Zudem störten sie gewaltig beim Lackieren:


Für die Anfänger unter Euch:
Der erste Schritt vom simplen Zusammenkleben der Bauteile zu etwas hübscher anzusehenden Modellen ist ein gescheites Säubern aller Reste, die von Spritzästen stammen. Diese entfernt man gefühlvoll mit einem scharfen Messer / Skalpell und/oder Feilen. Der zweite Qualitätsschritt ist dann ein Schleifen von Klebestößen, so dass nach dem Lackieren die einzelnen Bauteile nach Baugruppen aussehen. Hierbei empfiehlt es sich auch Risse, Löcher und andere Schadstellen beizuspachteln:


Zwischenzeitlich sind am Rumpf die Scheuerleisten angeklebt und die untere Ruderführung montiert:


Auch hier sieht man wieder einzelne kleine Verputzaktionen, die am Ende nach dem Lackieren doch einen großen optischen Unterschied ausmachen:


In den Scheuerleisten habe ich mit einer runden Schlüsselfeile kleine Nuten eingefeilt dort, wo später die seitlichen Fender sitzen. Dafür wurden zuvor die hässlichen und völlig überdimensionierten Buckel weggeschliffen.
Auch kann man das Auffüllen der Löcher sehen, die nach dem Kleben zwischen Scheuerleisten und Rumpf verbleiben:


Nun eine kleine Lieblingsaktivität: Wir erstellen Matschepampe...
Oftmals ist ein farbiger zähfüssiger Spachtel besser geeignet, als der käufliche weiße/graue Polystyrolspachtel. Hierzu schabe ich mit einer scharfen Klinge Späne von Rest-Spritzgustästen ab, fülle diese in das Alutöpfchen von einem Teelicht und mische es mit gerade mal ein/zwei Tropfen Universalverdünnung. Optional kann man auch noch ein bisschen Revellkleber hinzugeben. Diese Pampe lässt sich traumhaft auftragen mit dem Pinsel eines alten Revellkleber-Gläschens.
Sie fixiert und dichtet gleichermaßen. Zudem verläuft sie besser als der oftmals Krater-/Berg-haltige Spachtel. Zu guter Letzt ist ein Vorteil die Härte und feine Struktur dieser Pampe.


Eine typische Anwendung ist das Füllen des hinteren Verbindungsstoßes vom Schanzkleid:


Im nächsten Schritt verklebte ich die Kajutwände vom Erdgeschoss und Obergeschoss, nachdem diese zuvor auch deutlich ausgedünnt wurden. Zur Stabilisierung kommt anschließend eine Hohlkehle aus besagter Pampe:


Hier noch einmal zu sehen:


Das wars auch schon wieder. Ich melde mich in Bälde zurück mit dem nächsten Teil.
Hoffe es hat ein bisschen Spaß gemacht.

Alles Gute,
Johannes

14

Mittwoch, 12. Januar 2011, 17:21

verrate mir doch mal welche Spachtelmasse du dein eigen nennst.
Ich hab nen Kunststoff 2k Spachtel ausm Baumarkt (KFZ Abteilung). Der geht zwar, stinkt aber bestialisch. Und das ist nicht schön...

noch ne frage zur Pampe, verklebt die und wird wieder so hart wie das Plastik war?
:pfeif: Meine Freundin findet an meinem Modellbau toll das ich rosa Klebeband habe :pfeif:

15

Mittwoch, 12. Januar 2011, 17:32

Genial, einfach genial. Freu mich schon auf die Fortsetzung.

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16

Mittwoch, 12. Januar 2011, 17:35

1) Als Spachtel benutze ich einmal das Zeug von Revell (weiß-grau) und dann einen Nitrospachtel in der Tube vom Autozubehör. Das Zeug nennt sich "Kombispachtel" und ist von "Auto K" - eine silberne Tube doppelt so groß wie Zahnpasta. Die letzte kaufte ich von > 10 Jahren... Gestank lässt sich bei beiden Spachteln nicht vermeiden, da sie ja beide "scharfe" Lösungsmittel einsetzen. Da hilft nur gutes Lüften und bescheidenes Dosieren.

2) Der Eigenmixspachtel trocknet komplett hart aus - je nach Menge Verdünner braucht er aber zum völligen Aushärten eine ganze Nacht. Am besten mal selber ausprobieren - kostet ja nichts, weil es nur aus Resten besteht.

17

Mittwoch, 12. Januar 2011, 17:42

Danke für die Pampe, geiles Rezept!

Mit nur Lösungsmittel müsste die ja die gleiche Härte wie der Restkunststoff haben, stimmt das???

Bringt mich auf die gute Idee, meine Spalten an der Vic mit Dübeln und Verdünnung einzubringen, was weniger Sauerei machen dürfte als der Spachtel.

Gruß, Daniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



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18

Mittwoch, 12. Januar 2011, 17:55

Mit nur Lösungsmittel müsste die ja die gleiche Härte wie der Restkunststoff haben, stimmt das???

=> theologisch schon, ja

Bringt mich auf die gute Idee, meine Spalten an der Vic mit Dübeln und Verdünnung einzubringen, was weniger Sauerei machen dürfte als der Spachtel.

=> völlig richtig - weniger Sauerei, man kann bereits beim Aufbringen viel besser modellieren und spart Schleifarbeit - ABER: aufpassen, sehr sparsam mit der Verdünnung, sonst zersetzt es offenbar das Polystyrol (ging mir beim Schlickrutscher so)

19

Mittwoch, 12. Januar 2011, 18:04

Ich hätte jetzt erst den Spalt durch Einstecken von dünnen Sheets oder Abfällen verfüllt und dann vorsichtig den Verdünner oder Dichlormethan in die Füllung laufen lassen und das Zeug sanft reingedrückt und guten Übergang geformt. Ansatzweise hab ich das schon bei den Verzierungen am Tropfen genutzt.

Gruß und Dank, Daniel

PS: Ich vergaß - geiles Projekt wieder bei dir!!!
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20

Mittwoch, 12. Januar 2011, 18:17

Serviceöffnung

Hallo zur Fortsetzung,
diesmal gehts um ein weiteres Kernthema beim Bau von RC-Modellen: die sogenannte Serviceöffnung. Irgendwie muss man ja schließlich an all die verbauten Technikkomponenten herankommen, sei es nur zum Betrieb oder schlimmstenfalls für Reparaturen.
Prinzipiell gilt:
- je größer, umso besser
- diese Öffnungen stören immer
- der Wunsch nach solchen Öffnungen kollidiert meist mit Takellage, Kränen oder sonstigen Bauteilen, die die abnzuehmende Baugruppe mit dem Rest des Schiffes verbinden
- diese Öffnungen verlangen oftmals unschöne Trennlinien an Deck oder Aufbauten
- sie bürgen das Risiko von Wassereinbruch

Beim gezeigten Schlepper gibt es 3 typische Lösungsmöglichkeiten:
a) Abnehmen des gesamten Decks mit aufgeklebtem Schanzkleid. Vorteil: riesige Öffnung. Nachteil: größte Gefahr von Wassereinbruch, da Trennlinie nur 5 mm überm Wasser liegt und schwerlich komplett abzudichten ist.
b) Abnehmen des oberen Aufbaus ab Oberkante Erdgeschoss. Vorteil: baulich einfach, keine Gefahr für Leckage. Nachteil: sehr kleine Öffnung, leichte Beschädigung feiner Bauteile an der Unterseite des oberen Decks.
c) Abnehmen des gesamten Aufbaus ab Deckskante. Vorteil: guter Zugang, komplett verbleibender Aufbau. Nachteil: baulich anspruchsvoll.
Ich habe mich für die letzte Variante entschieden.

Los gehts. Die Strafe für Ungeduld: Aufwand. Statt auf die Lieferung bestellter Polystyrolplatten zu warten, schlachtete ich einige Joghurtbecher um an den begehrten Rohstoff zu kommen. Aus diesem fertigte ich dann zweilagige Streifen, etwa 0,5 mm dick:


Der zuvor bereits montierte Aufbau wurde lose in die Führungsnuten im Deck gesteckt. Dann klebte ich aus den Polystyrolstreifen eine Rosette exakt passgenau in die Decköffnung:


Hier noch einmal vom Bug aus betrachtet:


Diese Rosette steht auf der Unterseite wenige Millimeter über. Sie wird von einer Art Passpartout eingerahmt. Im Übergang habe ich ringsherum mit Spachtelmasse eine Hohlkehle modelliert:


In der Nahaufnahme sieht man es noch einmal genauer:


Das Beischleifen dieser Spachtelfüllung hat mich dann so genervt - siehe hier:


dass ich kurzer Hand auf meine Pampe überwechselte:


Im Abstand von jeweils 30 Minuten habe ich so 3 dünne Schichten aufgepinselt:


Wichtig ist: die Führungszapfen zur Arretierung der Rumpfschale sollten nicht gänzlich entfernt werden:


Nach dem Trocknen lässt sich das Kreppband entfernen und der Aufbau abnehmen.
Man erkennt übrigens die weggeschliffenen Hässlichkeit auf dem Deck, sprich die angespritzten Tauwerk-Imitate:


Hier sieht man gut die Höhe der Rosette:


Damit ist die Serviceöffnung komplett. Der Aufbau lässt sich nun mit leichter Reibung wunderbar aufstecken und abnehmen:


Im Bereich der Ruderanlenkung habe ich das Deck ausgefräst:


Und mit einem Reststück abgedeckt:


Dieses verschwindet später unsichtbar unter dem darüber liegenden Gitter. Durch diese Decksaussparung kann ich aber das obere Ende des Ruderschaftrohres zur Vermeidung von Wassereinbruch nochmals 2 mm höher bringen:


Fertig lustig - demnächst gehts weiter.

Gruß,
Johannes

21

Mittwoch, 12. Januar 2011, 20:03

Hallo Johannes :wink:

Mann oh Mann, bist du unter die Hochleistungsmodellbauer gegangen? Was machst Du eigentlich in deiner Freizeit? Ich denk ich seh nicht richtig! Während ich an den ganzen kleinen Teilen an der Nantucket rumkratze und pinsele, baust Du mal so ebend ein Dampfer zusammen. :ok: :ok: :ok:
Na dann mal fröhlichst bei.
Nur so als Frage, hast Du keine Probleme mit der Nullstellung des ServoelektronikFahrtenreglers? Ich hab immer das Poti beigelassen und die Nullstellung eingestellt. Hat leider nicht immer geklappt und bin deshalb auf die von 1zu87 umgestiegen.
Nun denn, ich werd mal weiter schleifen-kratzen-fluchen-pinseln. :cursing: Komm mir bald vor wie der Russe Victor Lokomotowitsch, der hat die erste russische Dampflok aus einem Stück gefeilt. Äh ja, war doch mal ne Bausatzidee - ein massiver Plastikblock, ein kleiner Plan und 2 Schnitzmesser, da weiß man was man hat. :thumbsup:

In diesem Sinne, Gruß, Torsten die Landratte :pc:
Gruß, Torsten die Landratte :pc:

Im Bau: Steampunk: Valortanica und Geheimer Hafen, Krabbenkutter, DUKW 1:35 RC

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22

Mittwoch, 12. Januar 2011, 20:13

Hi Torsten,
na endlich tauchst Du auf :wink:
Ich hatte mir ja im Intro-Post explizit von Dir und Kai moralische Unterstützung erbeten, als die letzten verbliebenen Schifflebauer ohne Masten und Segel...

Zitat

Mann oh Mann, bist du unter die Hochleistungsmodellbauer gegangen?

Nee, nee - schön wäre es. Wie am Anfang geschrieben ist dies ein älteres Projekt vom vergangenen Jahr. Ich dachte nur es wäre prima geeignet für alle Newcomer, weil Profi-Berichte gibt es schon reichlich.

Alle Servoelektroniken beruhen heutzutage auf einer Auswahl von vielleicht 5 immer identischen Servo Controller IC's. Für die Zentrierung nehme ich meist einen Mikrotrimmer 4K7. Das Schwierigere ist die zu schmale Hysterese.
Alle mir bekannten haben stets einen Widerstand für die Nullpunkt-Hystere. Beim Servo ist diese natürlich so klein wie möglich eingestellt - so, dass es gerade noch nicht zittert. Ändert man diesen Widerstand, so kann man prima die Schaltung nutzen.
Die einzige Schwierigkeit ist nun das jeweilige Datenblatt aufzustöbern. Ich war bislang bei 3 von 4 erfolgreich.
Insgesamt, aber das kennst Du bestimmt alles, ist es halt ein bisschen Erfahrungssache und Ausprobiererei welches Servo am meisten hergibt. Ich hab jetzt einen Lieblingstypen (den Gezeigten). Der kostet zwar 6 Euro beim Laden hier um die Ecke, hat aber gegenüber meinen China-Direktimporten einen wesentlich stärkeren Motor drin und eine umbaubare Elektronik.

Übrigens: Bitte "feel free" wann immer Du Dinge im Baubericht ergänzen möchtest. Du hast ja reichlich Erfahrung und der Bericht soll ja speziell Newbies was bringen.

Gruß,
Johannes

23

Mittwoch, 12. Januar 2011, 20:34

Hallo Johannes :wink:

Sorry, bin ja nun auch nicht jeden Tag online und wenn du hier so losrennst.... :D :D
Bin in der Elektronik nicht so bewandert, hab gerade den Servo genommen, der am nächsten lag. Wie gesagt, jetzt nehm ich die gekauften Regler, kleiner als ein 1-Cent Stück und ich kann sie dann auch in die übrigen Modelle einsetzen.
Die Lucky ist wirklich ein Anfängermodell: die Zuladung stimmt und sie liegt gutmütig im Wasser. War auch mein erstes umgebautes Modell und brauchte mir nicht unbedingt wegen den Komponeten einen Kopf machen, die Arkona verhält sich so ähnlich.
Zur Ruderanlenkung würde ich das nächste mal einen Bowdenzug verwenden, d.h. 0,5er Draht geführt in Kunststoffrohr, klappt in der Arkona ganz gut.
(Sieht man an der Backbordseite. Ich glaub das Kunststoffrohr war von einem Katheter)



Bevor Fragen auftreten, der Baustein in der Mitte ist der Selbstbaufahrtenregler vom C, kombiniert mit einer Fahrmimik...... dh. Motor aus = Ankerlich, Motor in Fahrt = Nautische Beleuchtung, nach paar Sekunden Motorstillstand wieder Ankerlicht.


Bis denne dann, Gruß, Torsten die Landratte :pc:
Gruß, Torsten die Landratte :pc:

Im Bau: Steampunk: Valortanica und Geheimer Hafen, Krabbenkutter, DUKW 1:35 RC

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24

Mittwoch, 12. Januar 2011, 22:04

Nochmals hallo Torsten,

ich fände es klasse, wenn Du noch mal ein (oder ein paar) Architekturbild von Deiner Lösung beim Schlepper einstellen könntest. So sehen die Leser auch das breite Spektrum an Lösungsmöglichkeiten.
Die Schwierigkeit beim Schlepper ist ja, dass die Ruderachse extrem weit achtern sitzt. Damit kann man dann einen Exzenterhebel nur nach vorne ragen lassen - so, wie es <Speichenradfreak> in seiner Anwendung zeigt.
Oder man muss halt alternativ den Exzenter sehr hoch setzen, so dass er über das Deck hinausragt.

Was mich natürlich auch interessiert ist Deine Lösung für den Service-Zugang.

Die Arkona hatte ich auch mit meinem ältesten Sohnemann gebaut - nur dummerweise nicht für RC-Betrieb umgerüstet. Deswegen liegt zwischenzeitlich ein zweiter Bausatz auf Lager.
Aus meiner Sicht ist die ja traumhaft zum Umbau geeignet. Bei unserem Boot habe ich Gips eingefüllt, damit sie wenigstens statisch schwimmt. Das Gerät gestattet ja immense Zuladung.

Worüber ich staune, ist allerdings, dass Du das komplette Deck abnimmst. Hast Du da gar keine Angst, dass Wasser reinschwappt?

Gruß,
Johannes

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25

Mittwoch, 12. Januar 2011, 23:58

Der Patient raucht...

Ein herzliches Hallo zur nächsten Runde,
entsprechend Überschrift hat sich der Kleine das Rauchen angewöhnt - doch seht selbst.

Doch zunächst gibt es die ersten Lackschichten für die Aufbauten. Hierbei habe ich jeweils die Kabinenseitenwände beider Aufbaustockwerke fertig vormontiert und dann mittels Airbrush lackiert.
Zu Beginn probierte ich verschiedene Farbmischungen, bis ich bei dem gewünschten Farbton ankam. Von diesem gab es dann 3 Schichten zur gründlichen Deckung:


Auf dem nächsten Bild sieht man die sehr schöne Detaillierung der Kajüte:


Parallel bearbeitet wurden schon mal einzelne Kleinteile wie die Poller, die hier im Bild sind. Mischt man Eisen-Farbton mit einem Hauch silber und schwarz und verrührt diesen nur ganz gering, so entsteht eine noch realistischere Eisenstruktur:


Die Schonrstein-Deckelplatte wurde nach dem Montieren der Kleinteile komplett ausgefräst. Hierzu verwendete ich die Dremel mit verschiedenen feinen Fräsern.
Anschließend klebte ich ein Stück Fliegengitter ein:


Hier noch einmal von der Außenseite, die man ja auch später sieht:


Der Schornstein mit Sockelpodest wurde weiß lackiert, dann abgeklebt und der Sockelbereich in grau gespritzt.
Am oberen Ende des Schinsteins habe ich auf der Innenwand einen kleinen Buchsenstecker eingeklebt:


Die Schornstein-Deckelplatte erhielt das entsprechende Steckergegenstück. So lässt sich dieser Deckel einfach aufstecken und abnehmen:


Kommen wir nun zum Dampfgenerator. Eingesetzt wird der Typ 5 vom Hersteller Seuthe, der diese Komponenten primär für Modelleisenbahner produziert:
(der Preis liegt übrigens bei gut 12 Euro)


Ich habe die isolierende Kunststoffhülle entfernt:


Nach der ersten provisorischen Installation wird ein 4,8 Volt Akku angeschlossen und alles zusammengesteckt:


Und bereits nach wenigen Sekunden beginnt der Kleine feste zu qualmen:


Später dann habe ich ein komplettes Dampfgeneratormodul mit Füllstandsüberwachung gebaut, was im Detail <hier> beschrieben ist.

Damit ist das Kapitel Rauchen beendet und wir können wieder auf FSK 0 gehen.

Bis zum nächsten Mal, tschüss,
Johannes

26

Donnerstag, 13. Januar 2011, 12:23

Hi Johannes,

sehr schön - was man da zu sehen kriegt :ok: :ok: :ok:

Allerdings hättest Du Dir bei den Pollern und Klampen etwas Arbeit
sparen können. Die werden in natura nämlich gepönt (bemalt),
z. B. schwarz. Reines Eisen hab' ich da nie gesehen.
Stichwort: Korrossionsschutz.

Aber das sind Kleinigkeiten ^^

Weiter so ...

27

Donnerstag, 13. Januar 2011, 15:30

Moin



verfolge deinen BB schon ne ganze Weile lang. Finde das echt schön anzusehen,obwohl ich weder ahnung von Elektronik noch von solchen Booten habe



Weiter so!
Gruß Sven :wink:

Im Bau: USS Ticonderoga CV-14 1:350

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28

Donnerstag, 13. Januar 2011, 17:52

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt...

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe von Saturday night fever - heute wirds hell und bunt.
Natürlich macht mir das Bauen der Modelle Spaß. Aber die größte Freude ist für mich, wenn unsere Kids dann voller Begeisterung mit den ferngesteuerten Booten fahren. Und um wenigstens halbwegs gegen Star wars & Co. anstinken zu können, müssen die Böötchen natürlich zahllose Funktionen haben.

Im Schlepper sind in Summe 27 Leuchtdioden installiert. Diese lassen sich in 3 Gruppen schalten:
- Außenbeleuchtung
- Kajüten-Innenbeleuchtung
- Positionsleuchten und Scheinwerfer

Doch als erstes einmal die Strafe dafür, wenn man voreilig alle Bauteile von den Spitzästen löst. Ich hab sie zum lackieren erst einmal wieder auf ein Reststück geheftet:



Zunächst habe ich das vordere Kajütdach zusammengebaut mit vorab lackierten Bauteilen. In denPositionslaternen und im Scheinwerfer stecken bereits SMD-LEDs:


Mein Ziel ist es grundsätzlich Dinge so zu bauen, dass man keine Leitungen sieht. Vermutlich die Nachwehen einer Elektrikerlehre in grauer Vorzeit. Beim Scheinwerfer ist das nicht wirklich trivial. Insbesondere, wenn man meint noch aus Alufolie einen kleinen Reflektor einsetzen zu müssen:


Der Laternenmast für sich alleine ist eine echte Herausforderung. Alle 4 Leuchten erhielten eine eigene LED in einer ausgefrästen Tasche. Die zusammen 8 Kupferleitungen wurden so gut es geht parallel an der Rückseite des Mastes verklebt. Nach mehreren Farbschichten sieht das dann wieder halbwegs rund aus:


Nun sind vorderes und hinteres Dachteil verbunden. Zudem wurden alle Bauteile montiert. 13 Lampen mal zwei Drähte macht 26 hauchdünne Strippen, die einerseits gekämmt werden müssen, andererseits bereits beim scharfen Ansehen reißen:


Bringen wir mal ein bisschen Ordnung ins Chaos:
Grün sind die vier Außenleuchten. Pink die beiden Innenbeleuchtungen. Violett ist die Leitung des Scheinwerfers. Orange die beiden Positionslaternen. Blau ist das Leitungsbüschel vom Laternenmast und schlussendlich türkis eine kleine Lochrasterleiterplatte mit 4 Lötaugen für die 4 benötigten Anschlusspunkte:


Jetzt heißt es in stundenlanger Feinarbeit alle Leitungen zu identifizieren und sie sachte so zu verlegen, dass einerseits nichts abreißt, andererseits man nirgends mit dem Lötkolben anstößt und schlussendlich auch noch alles funktioniert. Was Ihr hier seht ist klassische "Aufputz-Installation":


Bei alledem darf man nicht vergessen, dass der Schlepper nicht sonderlich groß ist. Die verwendeten Bauteile sieht man kaum mit bloßem Auge. Ein Aufheben mit den Fingern ist unmöglich. Hier ist nochmals gut zu erkennen die vierpolige Anschlussleiste. Von dort führen dann später die Leitungen ins untere Stockwerk. In der Bildmitte befinden sich 7 SMD Widerstände, die zum Betrieb der LEDs erforderlich sind:


Man mag es kaum glauben - dieses ganze Chaos funktioniert doch tatsächlich:


Und es ist zudem von außen wirklich hübsch anzuschauen:


Komme ich noch einmal zu einem häufig unterschätzten Unterschied zwischen Standmodellen und Funktionsmodellen: Bei einem solchen Gefrickel, wie ich es hier zeige, packt man die Bauteile zwangsläufig hundertmal an. Man dreht und wendet sie und legt sie ständig wieder hin. Dies bedeutet enormen Stress für Klebeverbindungen und Lack. Man ist also ständig am ausbessern.
Hier mal die obere Kajüte von Steuerbord:


Zur ersten Erprobung wurden die 4 Anschlüsse an einem zweipoligen Pfostenstecker zusammengeführt:


Im nächsten Bild sieht man ganz gut die Lackierung der Kajüten-Außenwand, bei der in mehreren Schichten leicht unterschiedliche Farbtöne aufgetragen wurden. So verläuft der Braunton zum oberen und unteren Rand hin ins Dunkle. Einzelelemente sind eigens dezent hell hervorgehoben:


Hier die Steuerbord-Ansicht von vorne:


Der Laternenmast mit seinen 4 Lampen:


Die heckseitigen Außenleuchten:


Die vorderen Außenleuchten:


Bei scharfem Hinsehen erkennt man die winzigen LED-Chips in den einzelnen Lampen:


Kleiner Schwenk - die Vorbereitung des hinteren Mastes. In diesem befinden sich am oberen Ende zwei durchgehende Bohrungen für die Leinen. Knapp darunter sitzt eine weitere kleine Bohrung für den Antennendraht. Alles nicht so einfach bei dem Bauteildurchmesser:


An der Rückseite des Mastes verläuft ein aufgeklebter dünner Kupferlackdraht, der durch das Sockelloch später ins Kajüteninnere geführt wird. Dieser Draht ist das letzte Stück der Empfängerantenne:


Als Letztes noch einmal der hintere Mast in voller Länge. Mit jeder weiteren Farbschicht verschwindet die Kontur des Drahtes mehr und mehr:


Soweit einmal der Exkurs vom Plastikmodellbau in die Welt der Mikroelektronik. Ich hoffe es hat ein bisschen Spaß gemacht. Wer noch immer nicht glaubt, um wieviel Beleuchtung ein Modell aufwerten kann, dem empfehle ich ein Gespräch mit Hubra oder einen Besuch im Miniatur-Wunderland.

Machts gut,
Johannes

29

Donnerstag, 13. Januar 2011, 18:12

Danke für den Mast, damit wir auch etwas zum Identifizieren haben ...

:-)

Nein, ganz fantastisch und eine wunderbare Inspiration! Und meckert ihr ja noch ein Mal über meine Kleinteile, ihr toppt das mühelos!!!

Lieber Gruß an euch, Daniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
http://www.dafinismus.de

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30

Donnerstag, 13. Januar 2011, 18:29

Weißt Du, Daniel - ich bewundere ja wirklich ernsthaft alle von Euch, die Ihr teils über Jahre hinweg knotet, knüpft und mit Schucreme Segel einfärbt.
Ich wünschte die Ausdauer zu haben, das durchzuziehen und mir das dafür erforderliche Know How reinzupfeifen.

Aber ich habe ja einen Trick... Auf Lager liegen bereits die ersten Schiffe, die mal ganz klein mit nur einem Segel anfangen. Verschiedene Seitenraddampfer etc.
Und dann hab ich da noch die Bausätze wie die Kersage, die zwar bereits umfangreiches stehendes / laufendes Gut aufweisen, aber mir noch die Segel ersparen.

Gib mir noch einfach 267 Jahre, dann bin ich auch so weit bei Euch mitzuspielen...

Ohne Quatsch - für mich ist es eines dieser Traumbilder einmal als Opa gemütlich mit Pfeife an einer Windjammer zu arbeiten, während die Enkel beuwndernd das wachsende Werk bestaunen.

Ciao,
Johannes

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