* pust, pust , wedel wedel* unglaublich, daß sich in einem 3/4 Jahr so viel staub auf dem BB ansammeln konnte
Absolut untätig war ich aber nicht, ich mußte darüber grübeln wie ich die Takelage des Modells angehe. Prinzipiell gibt es zwei Schwierigkeiten, einerseits müssen die Fäden dünn genug sein, andererseits müssen die Blöcke maßstäblich passen.
Zur Takelage merkte Werner Zimmermann in seinem Büchlein an, daß im Zweifelsfall dünner besser, da realistischer, sei. Da pflichte ich ihm bei, mein Problem bisher war, daß ich ganz banal einfach keinen passenden Zwirn hatte.
Beispielsweise bei der Leopard hatte ich seinerzeit nur das handelsübliche Garn aus der Kurzwarenabteilung. Bei der Jupiter hatte ich dann noch eine dünnere Qaulität. Bei der Leopard ist die Bramtakelage deutlich sichtbar, bei der Jupiter verschwimmt sie eher mit dem blauen Hintergrund. Es sollte aber noch besser gehen.
Über die Verwendung von Draht zur Takelage hatte ich nachgedacht, habe es aber verworfen, da ich Angst habe, daß die Farbe auf dem Metall nicht hält. Und es soll ja später nicht sichtbar sein, daß es Draht ist.
Die Lösung waren dann Bindefäden aus dem Fliegenfischen-Bereich. Es handelt sich hierbei nicht um Angelschnur sondern um Fäden, aus denen die Angelköder gebaut werden.
Das Material eignet sich hervorragend um seine Garne selbst zu schlagen. Daniel hat das in seinem BB "Victory and beyond" ausführlich vorgestellt.
Ich verwende Bindegarn von den Stärken 6/0 (rund 0,117 mm Durchmesser) bis runter zu einem Durchmesser von rund 0,045 mm.
Die zweite Hürde sind die Blöcke. Der Löwenanteil meiner Blöcke ist kleiner als 2 mm Länge, mit dem Angebot käuflicher Blöcke komme ich also icht weiter. Die Größenordnung muß aber stimmen, da zu große Blöcke optisch nicht gut aussehen - und angemalte Knoten im Garn sind
KEINE Lösung
Anfänglich experimentierte ich mit Polystyrolleisten, sehr viel besser geht es aber mit Papier. Drauf gekommen bin ich über einen BB zur Papegojan (Kartonbausatz von Shipyard).
Die Blöcke werden am Rechner gezeichnet und anschließend ausgedruckt. Je nach größe des Blocks kann man meherer Lagen Papier übereianderkleben oder es bleibt bei einem einzelnen Bogen. Das ganze wird mit Sekundenkleber getränkt, dadurch wird das Papier gehärtet, der Kleber kann aber auftragen. Dem kann mit einer Nagelfeile abgeholfen werden, das Papier wird nicht beschädigt. Das ist Stufe (1) im Beispeil (ein 1,5 mm Violinblock).
Für einen einscheibigen Block (bzw. beide Scheiben sind in der gleichen Ebene so wie beim Violinblock) benötige ich 3x das gleiche Teil, so wie wie in Stufe (2). Die Konturen habe ich mit dem Skalpell ausgeschnitten. Deckel, Boden und der Mittelteil. Aus dem Mittelteil müssen nun Bereiche herausgeschnitten werden. Das Plättchen wird also entlang der roten Linien zerschnitten. Anschließend werden die Teile auf dem Boden wieder zusammengesetzt - Stufe (3). Da wo später der Faden durch soll wird ein Stück Draht (ich verwende hier welchen von 0,15 mm Durchmesser) als Platzhalter eingelegt. Anschließend wir der Deckel draufgeklebt - Stufe 4. Der Draht muß anschließend bewegt werden, damit er nicht eingeklebt wird, also bloß keinen Sekundenkleber zum zusammenleimen verwenden! Den Draht lasse ich im Block und entferne ihn erst, wenn ich Takeln möchte.
Dieser Violinblock ist Teil des Oberblindefalls. Auf dem folgenden Bild ist er mit seinem Gegenstück zu sehen, einem 1 mm Einfachblock mit Kausche oben und unten und Haken aus 0,1 mm Kupferlitze. Daneben ist ein großer 3 mm Violinblock für den Blindevorholer. Bei den größeren Blöcken modelliere ich die Seiten in Magic Sculp, um eine Wölbung zu bekommen. Bei den kleinen Blöcken lohnt sich das nicht. Die Kauschen knote ich über einen Bohrerschaft, unter 0,4 mm gehe ich dabei nicht, damit ich die Öse später auch sicher treffe. Der Faden wird anschließend mit Sekundenkleber am und um den Block herum verklebt. Ich knote ihn nicht, da der Knoten zu sehr aufträgt.
Wie gesagt spielt sich das Leben unterhalb von 2 mm ab. Die Blöcke darüber bei weitem nicht so zahlreich. Hinzu kommen noch diverse Sonderformen wie die Violin- oder Toppnantblöcke. Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu haben werde ich alle Blöcke selbst anfertigen.
Die Stückelung habe ich wie folgt gewählt: 0,75 / 1,0 / 1,5 / 2 mm Länge.
Dies sind nur theoretische Größen. Wie man oben sehen kann verläuft die Ausdrucklinie des Druckers durch den Sekundenkleber, die Schnittkanten sind nicht immer exakt und beim Aufeinanderkleben der einzelnen Schichten ergeben sich weitere Ungenauigkeiten. Je mehr Scheiben ein Block hat, dest schwieriger wird es. Ein 1 mm Block ist also selten genau einen mm lang, aber die Größenordnung stimmt und man kann die Größenunterschiede visuell erfassen - das genügt vollkommen. Je größer der Block, desto genauer kann man ihn selbstverständlich bauen.
Hier von links nach rechts je ein 1 mm, 1,5 mm und 2 mm Exemplar. Auf dem mittleren Cent 1 mm Doppelblöcke und außen die selben blöcke mit eingefädeltem UNI Garn.
Zu den größten Blöcken zählen die Stagblöcke. Hier der des Vorstags mit stolzen 4 mm Länge. Ursprünglich hatte ich einen Dreifachblock vorgesehen, bei näherer Betrachtung zeitgenössischer Bilder habe ich dann aber für diese Lösung entschieden. Eine Art Mischung aus Block und Jungfer.
Den Stagkragen habe ich mit Caenis Garn gekleedet, das ist das dünnste Garn, das sich auftreiben läßt. Eine Kleedemaschine wie Daniel habe ich mir nicht gebaut, es funktioniert auch aus der Hand (jedenfalls bei relativ kurzen Stücken). Wichtig ist "trocken" zu wickeln! Lediglich die Enden werden mit Klebstoff gesichert. Solange der Kleber noch nicht drauf ist muß man den Faden unterSpannung halten, sonst vernuddelt er. Klebstoff auf ganzer Länge der Bekleedung macht das Tau zu steif und unhandlich. Ganz rechts ist der Block an seiner Position auf dem Spriet.
Hier die Blinde und der Bugspriet mit Beschriftung. Etliche Blöcke sind mit ihrer Kausche über Caenis Garn an ihr Gegenstück am Bugspriet, z.B. einen Ringbolzen angebändselt.
Blinde und Oberblinde sollen geborgen dargestellt werden. Ich habe dennoch die volle Größe des Segels zugrunde gelegt. Zum Bergen eignet sich sehr gut Papiertaschentuch. In diesem Fall habe ich eine einzelne Lage davon verwendet. Die Säume lassen sich prima mit verdünntem Weißleim umschlagen. Die Liektaue sind mit Alleskleber angeklebt. Der hält erstaunlich gut und hat auch die Falterei befriedigend überstanden. Ich werde dennoch bei den anderen Segeln speziellen Textilkleber ausprobieren, des soll elastisch bleiben.
Die Segelbahnen sind mit dem Bleistift aufgezeichnet, das ist aber nicht unbedingt nötig. Zum Zusammenfalten wird das Tuch einfach befeuchtet, geklebt habe ich nichts. Allerdings hatte ich das Segel zuvor bereits an der Rah angeklebt. Die grobe Struktur des Taschentuchs macht bei einem geborgenen Segel nicht aus.
Die Oberblinde wollte ich unbedingt auf die "alte" Art bergen, so daß sie diese Zöpfe an den Schothörnern bilden. So wie man es auf diesem Bild bei dem Schiff rechts am Rand gut erkennen kann. Es war einziemliches gestopfe aber letztendlich dann doch erfolgreich, siehe unten.
Bergen 1665
Im gleichen Gemäde vom Schiff in der Bildmitte inspiriert wollte ich die Blinde beschädigt darstellen. An der Rah gab es daher eine Sollbruchstelle und sie wurde abgeknickt.
Auf den Gemälden habe ich öfters auch am Blinderack Perlen gefunden, so habe ich es dann auch für mein Modell gehalten. Das Rack an der Oberblinde war fummelig aber lösbar. Die Perlen sind alle aus Magic Sculp, die Schlitten dazwischen wieder aus Papier gefertigt. Das dunkle Garn will mal ein Vorstag werden.
Die Püttingseisen vom Sprietmars sind aus 0,1 mm Kupferlitze gemacht. Kupfer ist weich, man kann es an den Enden leicht plattklopfen und am Bugspriet festkleben.
Der Bugspriet und sämtliche Masten sind noch nicht eingeklebt. Etliche Arbeiten ließen sich ausgebaut einfacher bewerkstelligen. Nun steht aber der Einbau an, dann kann die Bugsprietzurring dran und das Tauwerk kann belegt werden.
So, ich geh' dann mal wieder Blöcke ausschnippeln
Holger