Hallo Jens
Mal einige Gedanken zum Thema Motor und Alterung:
Der Auto-Motor ist ein mechanisches Hilfsmittel, von dem eine gewisse Langlebigkeit erwartet wird. Und wie mit allem, lebt so etwas nur lange, wenn ich es entspechend pflege.
Natürlich hinterlässt eine ständige Benutzung auf Dauer ihre Spuren ( sichtbare und unsichtbare ). Die unsichtbaren ( Materialermüdung ) kann man als Laie in der Regel eh nicht auf den ersten Blick erkennen.
Aber die sichtbaren Spuren - wie der Name schon sagt: sichtbar - kann ich sofort erkannen - Dreck, Staub, Öl, Diesel und Benzin.
Jetzt kommt der Halter des Fahrzeuges ins Spiel. Pflegt er es, oder pflegt er es nicht.
Ein Oldtimer-Halter, der ein Fahrzeug im Orioginalzustand hat, wird nicht nur die Karosserie sondern auch den Motor pflegen, damit er recht lange Freude an dem Stück hat.
Ein LKW-Fahrer, der mit dem fahrenden Fahrzeug sein Geld verdient, kann sich nicht regelmässig hinstellen und stundenlang sein Fahrzeugg waschen und polieren.
Es gibt Oldtimer-Halter, deren Schätzchen 50, 60 oder noch mehr Jahre alt sind, die haben noch nie den Motor ihres Autos gehört - weil er eben nicht mehr zum Funktionieren gebracht werden kann. Aber man kann ja deswegen den ganzen Wagen nicht wegwerfen. Die kommen mit Hänger, werden hingestellt, und dann wieder mit Hänger abtransportiert.
Einige amerikanische Automobilhersteller haben aus Werbezwecken ihre Motoren farblich gestaltet ( z.B. Chevrolet mit dem Motor Blue Flame ).
Bei den LKW-Motoren ist es nun mal so, dass mit dem laufenden Motor Geld verdient wird, und das bedeutet - Abnutzung in jeder Beziehung.
Wie ist das im Fernverkehr? 8 Stunden auf der Autobahn mit zulässiger Höchstgeschwindigkeit - und das bei Wind und Wetter dann Pause, und nachher - wieder 8 Stunden auf der Autobahn mit zulässiger Höchstgeschwindigkeit - ist doch klar, das das seine Spuren hinterlässt.
Aber welche - wie schon gesagt: Dreck, Staub, Öl, Diesel und Benzin.
Ich persönlich würde sagen, dass ein farblich abgesetzter Motor geradezu auffordert, ihn zu pflegen und die Ablagerungen zu entfernen.
Das kann ich regelmässig machen, oder nach Bedarf.
Ein LKW-Fahrer, der mit seinem eigenen Fahrzeug unterwegs ist, hat ein grösseres Interesse an einem funktionierenden Motor, wie ein Fahrer, der den LKW seines Chefs fährt. Eine schlechte Pflege treibt auf Dauer die Reperaturkosten in die Höhe.
Wie kann ich all das auf den Modellbau übertragen. Jetzt kommt wieder der Begriff der Authentizität ins Spiel.
Ist es authentisch, das der Motor eines Kampfhubschraubers Alterungsspuren hat - ich würde sagen nein, denn die vorgeschriebene Wartungszeit ist höher als die tatsächlich abgeleisteten Flugstunden. Genauso ist es mit allen anderen Fluggeräten.
Ist es authentisch, das der Motor eines Panzers Alterungsspuren hat. In der heutigen Zeit ist es da ähnlich wie bei den Flugzeugen. Bei den Panzermodellen aus der Vergangenheit sieht die Sache schon ganz anders aus. Da war das Thema der Wartung von so vielen Faktoren abhängig, dass im Modellbau die Phantasie alle Variationen zulässt. Aber auch hier dürfte die Besatzung ein sehr starkes Interesse an einem intakten Motor haben - denn das erhöht die Lebenserwartung. Bei Feindeinwirkung ändert sich dann der Sachverhalt sowieso grundsätzlich.
Ist es authentisch, das der Motor eines LKW Alterungsspuren hat. Ich persönlich würde sagen, das hängst zuerst einmal vom Alter des Fahrzeuges ab. Ein alter Büssing oder Krupp, oder Henschel, der vielleicht eine Motorleistung von mehreren hunderttausen Kilometern hinter sich hat, sollte auf jeden Fall Alterungsspuren haben, sonst wirkt er unecht. Aber ich habe auch schon ungepflegte LKW-Oldtimer gesehen. Aber in der Regel waren sie gepflegt - allein schon deshalb, da sie ja viele Ausstellungen im Jahr besuchen und der Eigentümer dadurch genügend Zeit hat, das "Herz seines Schätzchens" zu pflegen.
Die neuzeitlichen Motoren sollten meiner Meinung nach nur dann Alterungsspuren haben, wenn sie kurz vor einer intensiven Pflege durch den Fahrer stehen.
Es kommt also als Fazit meiner Meinung nach nur auf den Modellbauer an, in welcher Situation er sein Modell präsentieren möchte.
Die vielen Möglichkeiten der Alterung sind ja in erster Linie eine modellbautechnische Herausforderung. Die meisten Modellbauer sehen sich wohl in erster Linie in der Verpflichtung, dieses Können ständig nachweisen zu müssen.
Es gibt keinen technischen Gegenstand, den ich nicht jederzeit so darstellen kann, wie zur Zeit seiner Fertigstellung aussah - ausgenommen Explosionsgegenstände.
Zum Motor vom Jens ist zu sagen, dass er, nach meiner bescheidenen Meinung, die Alterungstechniken perfekt beherrscht. Welche und wann er sie anwendet, sollte ausschliesslich seine Entscheidung bleiben.
Gerd