Nach den letzten beiden Sherman Modellen, welche recht langwierig waren (Bauzeit jeweils mehr als ein halbes Jahr), war nun der Gedanke etwas "Schnelles für Zwischendurch" zu bauen. Der Gedanke entstand insbesondere da die beiden Sherman noch auf Farbe warten und ich dazu erst einmal den Keller in Ordnung bringen müßte, um überhaupt an die Airbrush-Ausrüstung zu gelangen.
Die Wahl fiel nun auf den KV-9 von Eastern Express, ein Modell das ich zu Anfangszeiten des Herstellers für einen Spottpreis über "3-2-1-deins" erstanden hatte. Mittlerweile ist Eastern Express schon seit einigen Jahren wieder den Weg allen Vergänglichen gegangen, aber - die Modelle werden von einem anderen Moskauer Modellhersteller namens "ARK Models" derzeit wieder neu aufgelegt. Interessanterweise mit exakt den gleichen Kartondeckelbildern, lediglich mit anderem Firmenlogo.
Den KV-9 gibt es bspw. bereits wieder von ARK Models unter der ArtNr.35021 in der gleichen Quelle wo ich auch meinen Eastern Express KV-9 her habe.
(Bildquelle: Kartondeckel Eastern Express KV-9 Bausatz)
Kurz zum Original:
Nach den negativen Erfahrungen bei den Entwicklungen des KV-3 und KV-5 (nur Prototypen für schwere Durchbruch-Panzer), entschied man sich im Herbst 1941 einen Artillerie- bzw. Sturm- Panzer unter der Projektnummer "Objekt 229" in Verwendung der U-11 122mm Haubitze zu entwickeln. Dies sollte im Resultat schließlich den KV-9 ergeben. Die Arbeiten im ChTz-Werk begannen im November 1941 und im April 1942 war das erste Fahrzeug einsatzfertig. Inclusive dieses Prototypen sollte eine Null-Serie von 10 Fahrzeugen für Feldversuche gebaut werden Und ab hier wiedersprechen sich die Quellen. Die einen berichten vom Bau nur des Prototypen. Während andere Quellen berichten, die 10 Exemplare standen tatsächlich alle im Fronteinsatz.
Wie alle Sturmpanzer war der KV-9 stark gepanzert, 135mm Panzerstahl schützen die 4 Mann Besatzung.
Der Turm fand übrigens auch, ausgestattet mit der 76,2mm Kanone und anderem Kanonenmantel & -Blende, beim KV-1 Modell 1942 "heavy cast" Verwendung.
Zum Modell:
Der eigentliche Bau selbst gestaltet sich schnell und einfach. Jedoch muß man vorher jedes Teil von mehr oder weniger "Fischhaut" befreien, typisch "Shortrun-Bausatz" halt.
Lezten Montag (04.Mai) habe ich mit dem Bau begonnen und am Mittwoch war dies der Stand:
Die Lüftergitter wollte ich eigentlich komplett im Eigenbau erstellen, ich hatte aber keine Lust auf das dafür bestellte Gitter zu warten. Also sägte ich die angegossenen Gitter weg, ergänzte die Lüfterlamellen (auf dem Foto nicht zu sehen, da bereits dunkelgrün lackiert), fügte aus 0,2mm PlastikSheet die drei Gitterstreben hinzu und verwendete Gitter aus dem Eduard ZOOM Ätzsatz für den Trumpeter KV-1. Wie man sieht passt das Eduard Ätzteil in der Länge perfekt, aber an den Seiten ist der Gitterrahmen jeweils zu schmal. Es fehlt ca. 1mm. Wie auch immer, ich lasse es so. Loben muß man Eastern Express hier für die sauber gegossenen Schraubenköpfe und die Schneidbrennerspuren am Seitenpanzer im Vordergrund.
Der Regenschutz über dem Kanonenmantel wurde vorn dünn geschabt, denn im Original ist es auch nur ein dünnes Blech. Der Kanonenmantel selbst wurde unter der Kanonenblende geöffnet um das Rohr aufzunehmen. Die Kanonenblende wurde ebenfalls modifiziert. Links und rechts habe ich etwas mit 0,2mm Plastik Sheet aufgefüttert, denn der Spalt zum Kanonenmantel erschien mir im Vegleich mit Originalfotos zu groß. Zudem wurde die Öffnung für das Rohr durchbohrt, da ich hier den CMK-Satz HB016 verwendete. Dieser Satz ist eigentlich für die gezogene 122mm M-30 Haubitze von Italeri / Zvezda, aber derzeit das einzige gedrehte Alu-Rohr was man verwenden kann. Der CMK-Satz ist zweiteilig, der vordere Teil ist gedrehtes Alu, der hintere Teil ist Resin. Hier sieht man noch den Resin Teil aus der Kanonenblende heraus schauen. Die 122m Haubitze war der gezogenen Haubitze gegenüber etwas modifiziert und wies Verstärkungen auf, dies habe ich am Alu-Rohr mit 0,2mm Plastik Sheet dargestellt.
Die beiden drehbaren Turmperiskope habe ich von unten her aufgebohrt und klares Plastikmaterial von Verpackungen eingesetzt. Das klare Plastik ist nicht einmal eingeklebt, es hält schon allein durch die Spannung, verursacht durch die Wölbung der Bohrung.
Links oberhalb über dem Getriebedeckel wurde aus weißem 1,5mm Plastik Sheet dieses dreieckige Teil (rot markiert) ergänzt. Eastern Express verwendete die gleiche Unterwanne auch für späte KV-Bausätze, diese haben hier tatsächlich solch einen Ausschnitt. Das dreieckige Teil liegt dem Bausatz zwar bei, war mir aber zu untermaßig. Das dreieckige hellbeige Teil (grün markiert) darüber war eigentlich an der Oberwanne angegossen. Ich habe es aber abgetrennt und an die Unterwanne abgepasst, denn es saß an der Oberwanne zu weit außen. Am Schlammabweiser wurde ordentlich gefeilt um Gußgrat zu entfernen. Außerdem habe ich hier aus 0,6mm Plastik Sheet die Falz zum Anschrauben an die Wanne ergänzt. Die Sinkstelle am Gummi der Anschlagblöcke habe ich nicht verspachtelt, man sieht es 'eh nicht mehr wenn die Laufrollen und die Kette dran ist. Am Schlammabweiser und den Anschlagblöcken (hier waren sie rund angegossen, daher weg geschnitten) fehlen noch die Schraubenköpfe, da warte ich noch auf eine Lieferung.
Die schön strukturierten Laufrollen, Stützroller & Triebräder wurden gestern & vorgestern Abend gebaut. Bei den Laufrollen habe ich zunächst beide Hälften zusammen geklebt und einen tag später die Grate auf den Laufflächen verschliffen. Bei den dreiteiligen Stützrollern mußte eigentlich nur die Nabe von "Fischhaut" befreit werden. Die ebenfalls dreiteiligen Triebräder machten etwas mehr Arbeit, dessen Teile waren vollkommen von "Fischhaut" umgeben. Hier wurde geduldig mit einem spitzen Skalpell gearbeiten. Dies kleine Mühe hat sich aber gelohnt, denn die Triebräder sind tatsächlich besser detailliert als die After-Market-Teile von Friul.
Und soweit schaut das Modell bisher aus.
Die angegossenen Schweißnähte des zweiteiligen Gußturmes wurden mit 0,5mm Evergreen Rundprofil neu erstellt, denn an der Turmrückseite fehlten sie und ich wollte sie einheitlich haben. Unter den angeklebten Schutzkappen der Turm-Winkelspiegel wurde bereits grün gepinselt. Hier wird noch von unten her klares Plastik eingeklebt um die im Bausatz fehlenden Winkelspiegel zu simmulieren. Paradoxerweise sind die Öffnungen für die Winkelspiegel aber vorhanden. Laufrollen und Triebräder sind nur aufgesteckt, sie werden separat lackiert.
Mein Fazit bisher:
Der Bau macht Spaß, die kleinen Hürden stören mich persönlich nicht wirklich. Für Anfänger und Ungeduldige würde ich den Bausatz aber nicht empfehlen, da Ober- & Unterwanne sowie linke & rechte Turmhälfte jeweils zueinander leichte Passungenauigkeiten haben und wie erwähnt viel "Fischhaut" zu entfernen ist. Für den Fortgeschrittenen ist das kein Problem, man weiß wie man diese Problemchen leicht löst. Aber Anfänger & Ungeduldige dürften hier schnell versucht sein das Modell der Recycling-Tonne zu überantworten.