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Mittwoch, 15. April 2009, 00:22

Oma und die Demenz

Hallo Leute

Wir haben derzeit in der Familie das Problem das meine Oma eine sehr fortgeschrittene Altersdemenz hat. Meine Mutter und ihre Mutter hatten nie wirklich das beste VErhältniss, was die Sache sehr schwer macht. Was mich persönlich nur maßlos aufregt ist die Tatsache, das meine Mutter einfach nicht einsehen will das meine Oma krank ist. Meine Mutter sieht es absolout nicht ein warum sie ein Stück auf meine Oma zugehen soll und verständniss haben soll, sie sieht alles nur aus ihrer Sicht.

Die Ärzte sagen man kann da nichts gegen machen, kann man auch nicht. Alle sagen sie muss sich damit abfinden, aber meine Mutter ist wie ein sturer Bock. Freunde sagen es wie Familienangehörige das sie es akzeptieren muss, für meine Mutter muss es aber etwas geben das helfen kann. Aber das ist ja das Problem. Es gibt nichts außer Medikamente, aber wenn Oma die nun mal nicht nehmen will, kann man ihr die ja nicht auch noch reinwürgen. Muttern erwartet medizinische Wunder, aber die gibt es nun mal nicht.

Mit mir und meinem Vater streitet sie immer, knallt die Türen. Ich glaube sie will die Wahrheit einfach nicht sehen, das ist es. Durch das schwere Verhältniss zu ihrer Mutter, kann ich meine Mutter aber auch verstehen. Wer lässt sich gerne als Schlampe und Hure beschimpfen von einer alten Frau, aber das ist eben die Krankheit. Meine Mutter sagt alles wäre mir scheissegal weil ich eh bald in die USA gehe, aber das stimmt nicht. Derzeit ist hier wegen der Altersdemenz die Hölle los, hat einer mal nen Tip wie ich meiner Ma helfen kann?

Ganz liebe Grüße: Lars

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Mittwoch, 15. April 2009, 09:29

Direkt und sofort helfen kannst Du vermutlich nicht, nur durch "allmähliches hinführen".
Haben einen in mancher Hinsicht ähnlichen Fall in der Bekanntschaft (Eltern eines unserer Patenkinder), die die "Schäden", die ihre Mutter bei einem Schlaganfall erlitten hat, nicht wahrhaben wollen.

Denke die beste Art, wie Ihr damit umgehen könnt, ist Eurer Mutter nicht auch noch Vorwürfe zu machen. Liest sich so, als könnte sie es sowieso nur schwer verkraften. Aus ihrer (emotionalen) Sicht, ob die nun richtig ist oder nicht, sieht es halt so aus, als ob ihre Mutter ihr nur "eine reindrücken" will und das das bei Deiner Mutter in gewisser Weise auch eine Art Trotzreaktion ist.
Das das nicht den Tatsachen entspricht, spielt da nicht so die Rolle.

Wenn ihr einfach dauernd wiederholt, das halt nichts zu machen sei, dürfte das nicht wirklich helfen, sondern vielleicht eher zur Verstärkung der "Mauer" führen. Vielleicht gibts da bei dem schwierigen Verhältnis auch eine entsprechende Vorgeschichte und Deine Mutter hat ein bischen zu oft "ist eben so und dies und das hast Du zu machen und damit und dortmit hast Du Dich abzufinden" von Ihrer Mutter gehört.

Das Aufweichen der "Starre" ist vermutlich am ehesten zu erreichen, wenn ihr Ihr erstmal das Gefühl gebt, das ihr ihre Haltung ernst nehmt. D.h. das eben nicht einfach mit "Kann man nichts machen" etc. abtut. Eine Möglichkeit solche Trotzreaktionen etwas "aufzuweichen", ist halt, den Leuten nicht zu erzählen, was sie machen sollen und wie etwas ist, sondern die allmählich selber erkennen zu lassen, wie die Sachlage ist. Das kann auch etwas dauern.

Eine konkrete Möglichkeit damit anzufangen, wäre vielleicht mit Ihr zusammen mal einen halben Tag oder so im Internet (oder in einer Beratungsstelle o.ä.) zu recherchieren, was man machen könnte. Dabei NICHT mit dem Ziel rangehen, sie zu widerlegen, sondern einfach Ihren Vorschlägen folgen, auch wenn Du die für sinnlos hältst. Laß sie selber allmählich zu der Einsicht gelangen.

Na, viel Glück auf jeden Fall, keine schöne Sache :(
Being kind to the cruel results in cruelty to the kind.

Im Bau:
1/48: Eduard Yak-3 Weekend
1/48: Stug III Tamiya
1/72: Zvezda T-34 "Snap-Together" Kit

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Wettringer

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3

Mittwoch, 15. April 2009, 10:56

Hallo Lars,

ein sehr schwieriges Thema, welches meiner Meinung nach hier in diesem Forum nicht wirklich diskutiert werden kann.

Ich kann selber leider nichts weiter beitragen, als dich zu bitten dich doch mal zum Thema im Netz umzusehen. Es gibt einige Seiten und Foren welche sich mit deinem Anliegen beschäftigen. H I E Rein Link, der evtl. zu weiteren dir helfenden Seiten führen könnte.

Gruß aus Wettringen


@all: Verkneift euch irgendwelche dummen Sprüche zu dem Thema!
Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt, deshalb beschäftigen sich auch nur wenige damit.

(HENRY FORD)

4

Mittwoch, 15. April 2009, 11:36

Hallo Lars,

Ich kann eure Situation gut nachempfinden, da meine Großmutter ebenfalls stark dement wurde (auch wenn sie hierbei eher friedlich war). Am Ende hat sie mich nicht mal mehr erkannt und gefragt wer denn der nette Polizist gewesen sei (ich war damals im kleinen BW-Diener bei ihr).
Du solltest dich definitiv im Internet umsehen ob es nicht vielleicht in eurer Nähe eine Selbsthilfegruppe gibt bei der ihr Rat und Hilfestellungen finden könnt.
Wichtig ist auch, dass ihr deine Mutter nicht in dieser Situation alleine lasst, ich denke gerade für Kinder ist eine solche Situation sehr schwierig, das ganze Leben haben sich die Eltern um einen gekümmert und plötzlich muss es umgekehrt sein. Wenn vielleicht auch noch einiges nicht aufgearbeitetes aus der Kindheit (war bei uns der Fall) hochkocht kann das schnell zu einem emotionalen Chaos führen das man alleine kaum bewältigen kann.
Ich bin aber nicht der Meinung, dass man deiner Oma alles durchgehen lassen kann, weil sonst könnte sie auch in wachen Zuständen dies nutzen gewisse Grenzen sollte man ihr auch aufzeigen.
Schon mal versucht ihr die Medikamente "schmackhaft" zu machen? Sagt ihr es seien Vitamine oder etwas anderes. Das sich Wehren kann durchaus auch mit einer Trotzreaktion zu tun haben, nach dem Motto "Wenn ich die nehme dann gebe ich zu dass ich verblöde" (so sind die Gedanken manchmal, das ist keine Wertung meinerseits). Die Weigerung kann auch eine Weigerung der Akzeptanz sein, auch das hatte ich in der Familie, wenn auch bei meiner Uroma die ihren Krebs jahrelang (erfolgreich) ignoriert hat.
Auf jeden Fall denke ich, dass professionelle Hilfe angeraten ist, fragt euren Arzt oder auch direkt bei der Krankenkasse nach, die haben auch sehr umfangreiche Liste von Anlaufstellen solltest du im Internet nicht fündig werden.

LG

Björn
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5

Mittwoch, 15. April 2009, 16:44

Hi Lars,

das Problem was du da schilderst ist gar nicht so einfach zu beheben, wie man das gerne häte. Demenz ist eine krankheit, die meistens immer weiter fortschreitet und den Betroffenen zunehmend die Orientierung nimmt und das in jeglicher Hinsicht. Manche erzählen einem alle 5 minuten dasselbe, weil sie schon vergessen haben, dass sie es dir erzählt haben, manche vergessen dich innerhalb von wenigen Minuten und manche vergessen vollkommen wo und wann sie sind. Ob Medikamente da groß helfen kann ich nicht fachlich beurteilen sondern nur durch Erfahrungen und da sage ich nein. Vllt verlangsamen aber keiensfalls rückgängi machen. Das ältere Leute keine medikamente nehmen wollen kann sehr viele Gründe haben. Sei es, dass es "früher" sowas nicht gab also kann das heute doch nix sein, andere sagen sie wahren nie krank nur durch sowas werden sie es und im schlimmsten Fall ist einfach der Lebenswille dahin. Aber hier sind die Möglichkeiten wieder vielfältig. Ich glaube direkt helfen kann man deiner Mutter nur schwierig, sie muss einfach selber merken wie sich Demenz auswirkt, das könnte sie nur wenn sie Zeit mit ihrer Mutter verbringt, was ja nicht so einfach ist. Evtl können Einrichtungen da aber deine Mutter beim Verstehen unterstützen.

Was das durchgehen von einigen Sachen deiner Oma angeht, so denke ich kommt das sehr auf die Demenz an. Wenn sie schon recht stark ist, dann kann mit ihr meckern, aber es würde nix bringen, weil sie kurze Zeit danach schon vergessen hat, was sie gesagt hat, genauso was zu ihr gesagt wurde.

Alles in allem sollte deine Mutter versuchen sich über die Krankheit zu informieren, einie Altenheime etc. bieten sicher Informationsabende zu solchen Themen an, sowas kann vllt helfen.

Was meine Begründung angeht, so berufe ich mich hier auf meine Erfahrungen aus meiner 9 monatige Zivi Zeit in einem Altenheim mit sehr vielen Demenzkranken.


gruß Daniel

Beiträge: 1 363

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Wohnort: Ludwigsburg

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6

Mittwoch, 15. April 2009, 17:53

Servus Lars,

wer sicherlich auch Auskunft geben kann ist die örtliche Diakonie und Sozialstation.
Die dürften zumindestens Adressen von Selbsthilfegruppen haben, so das sich
Deinen Eltern dort beraten lassen können.

viele Grüße Sven

panzerchen

unregistriert

7

Mittwoch, 15. April 2009, 22:37

Das Unabänderliche, Lars, ist stärker als wir Menschen !
Ich weiß, das ist schwer zu ertragen.

Ich will Dir "kluge" Sprüche ersparen, es liegt nicht in meiner Macht, Dir bzw. Euch mit mehr oder weniger hilfreichen Ratschlägen zu helfen.
Ich kann nur die Daumen drücken und Kraft wünschen, viel Kraft !
Ich verstehe Dich, denn ich weiß aus eigener schlimmer Erfahrung wie es einen Menschen auf Dauer zermürben kann wenn nahestehende Menschen auf diese Weise vom Schicksal geschlagen werden, Alle Beteiligten sind davon Betroffen und leiden unerträglich !

Ich kann nur so viel beitragen:
Auch wenn es schwer fällt:
verschaffe bzw. reserviere Dir selber ausreichend Freiräume um Dich soweit zu erholen daß Du nicht zusammenbrichst !

8

Mittwoch, 15. April 2009, 23:30

Hallo Lars,

das ist ein sehr schwieriges Thema! Wie unter meinem Bildchen zu lesen ist bin ich Krankenpfleger von Beruf und arbeite da in einer Wohn- und Pflegeeinrichtung. Dort werden von meinen Kolleginnen und mir 42 Bewohner betreut, von denen grob über den Daumen gepeilt ca. 30 in irgend einer Form dement sind.

Das schwierige an dem Thema ist, dass sich die Demenz bei jedem Betroffenen anders äußert. Manche Leute sind in ihrer Demenz richtig "niedlich" und lieb, andere haben eine Bewegungsunruhe, dass sie fast den ganzen Tag auf Achse sind und keine Ruhe finden. Andere Betroffene werden sehr leicht aggressiv, so dass man als Pflegepersonal auch gleich mal eine gelangt bekommt, wenn man nicht aufpasst. Wieder andere werden beleidigend wenn ihnen etwas nicht passt oder es gibt Demenzkranke die fragen ständig irgendetwas.

Alles in allem, es ist eine sehr schwierge Situation für die Betroffenen, deren Angehörige und auch für uns als Pflegepersonal, da es halt wie oben beschrieben sehr schwierig ist mit manchen Demenzkranken umzugehen.

Wenn man nun keine medizinische Ausbildung hat ist es noch schwieriger das ganze Vorgehen im Betroffenen zu verstehen und daran scheitert sicher auch deine Mutter bzw. sie möchte es verdrängen.
Wir bekommen auch manchmal neue Bewohner in unsere Einrichtung, die zunächst von ihren Angehörigen gepflegt wurden, die mit der ganzen Situation letztendlich aber sehr überfordert waren und froh sind, wenn sie ihre/n Oma/Opa oder Mutter/Vater in professionelle Hände geben können, da sie selbst die psychische Belastung für sich selbst nicht aushalten.

Und ich kann dir auch als "Professioneller" sagen, es ist echt nicht einfach mit dementen Leuten umzugehen und auch für uns ist die psychische Belastung sehr groß.

Bevor die Situation bei euch also eskaliert holt euch einen Pflegedienst zur Unterstützung oder es ist auch keine Schande eure Oma in eine professionelle Pflegeeinrichtung zu geben (nur so gesagt, ich weiß ja nicht in wie weit deine Oma noch alles regeln kann)

Informationsquellen wurden ja schon angesprochen und ich denke, da waren auch richtig gute Tips dabei.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft dafür!
Gruß Ingo

Wenn Modellbau einfach wäre, dann würde es Basteln heißen! :baeh:

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Sonntag, 19. April 2009, 12:51

Hallo ihr Lieben

Das Problem wurde jetzt erkannt, aber besser ist es deshalb lange noch nicht. Das ganze ist eine Altersdepression, so hat man es nun festgestellt. Das ganze hängt damit zusammen das meine Oma ihren Sohn vor Jahren durch Krebs verloren hat, damals hat sie zwar getrauert aber alles nach innen hinein. Sie hat es auf gut deutsch nicht mit professioneller Hilfe versucht. Meine Eltern und Opa sowie Hausarzt haben ihr dazu geraten und sie sagte "Ich wollt mich wohl für verrückt erklären" aber das war natürlich nicht so. Oma hat das nach außen einfach so weggesteckt und jetzt im Alter holt sie das ein. Für eine Therapie ist sie zu alt, das hat man uns gesagt. Dann ist da noch die Sache mit den Medikamenten. Sicher, die Dosis wird erhört, starke Antidepressiva aber das ist doch nicht Sinn der Sache. Das schlimme ist, das sie wenn sie früher nur die Hälfte durch ihre Krankheit gegessen hat heute von 50 % essen auf 10 runtergangen ist und teilweise sogar seit einige Tage gar nichts mehr isst Sie klagt immer es geht ihr nicht gut wegen Schwindel und ihr sei immer schlecht. Der ganze Kreislauf würde wohl nicht arbeiten. Das liegt ja auch daran das wenn man 4 Tage nichts essen tut der Körper keine Energie mehr bekommt. Zumal es auch mit dem ganzen anderen immer heftiger wird. Pizza wird in der Mikrowelle warm gemacht und der Zeiger der Uhr dreht rechts herum und solche Sachen. Die Ärzte sagen Pflegestufe aber wenn dann die Kontrolle kommt reisst sich meine Oma so dermaßen zusammen das nichts zu machen ist. Sie nimmt sich dermaßen zusammen und zeigt was sie kann weil sie genau weiß das sie das muss. Es ist nicht einfach derzeit

Lars

Ganz liebe Grüße: Lars

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Knight Rider« (19. April 2009, 12:54)


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