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Elektronik: Der kleine Lötkurs

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Montag, 13. März 2006, 14:19

Der kleine Lötkurs

Wie lötet man richtig? Diese Frage soll dieser kleine Kurs beantworten. Er ist gedacht für Elektronik-Einsteiger, die mehr als nur Theorie wollen.

Was braucht man?

* Lötkolben, max 10-15 Watt, mit feiner Lötspitze
* Lötzinn ( Radiolot ) 60 % Zinn und 40% Blei, mit Flußmittelseele


Lötverbindung freier Drähte

Mit einem ersten Beispiel geht es gleich in Praxis: Eine Leuchtdiode soll mit einem Vorwiderstand und mit einem doppeladrigen Kabel verbunden werden. Hier soll keine Lötöse, Platine oder sonstige Hilfsmittel eingesetzt werden. Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich.

1. Kabel am Ende abisolieren. Die feinen Kupferadern sollten absolut blank sein, da sie durch die Isolierung vor Sauerstoff und Feuchtigkeit geschützt waren.

2. Die Einzeldrähtchen der Litze eng verdrillen. So verhindert man, dass einzelne Drähtchen später seitlich abstehen.



3. Das freie Ende verzinnen. Beim Verzinnen soll die heiße Lötspitze etwa gleichzeitig mit dem Lötzinn an den Draht gebracht werden. Der Draht muss einmal richtig heiß werden, damit das Zinn gut verläuft. Eine leichte Hin- und Herbewegung hilft, das Lötzinn über die ganze freie Länge zu verteilen.



4. Anschlussdrähte der LED und des Widerstands passend kürzen und ebenfalls verzinnen. Zwar wurden die Drähte bereits bei der Herstellung verzinnt. Aber es könnte sich eine feine Oxidschicht gebildet haben. Nach dem Verzinnen ist wieder alles schön blank. Falls es sich übrigens um Uraltbauteile aus der Bastelkiste handelt, die stark oxidiert (grau) sind, sollte man die Drähte vor dem Verzinnen mit einem Messer blank kratzen.

5. Zu verbindende Drähte parallel halten und mit etwas Lötzinn heiß verbinden. Die Lötstelle muss schnell erhitzt werden, wobei etwa 2-3 mm Lötzinn (Dicke 1,5 mm) verbraucht werden soll. Sobald sich das Lötzinn richtig zwischen den Drähten verteilt hat, muss der Lötkolben schnell zurückgezogen werden. Die Lötstelle muss still gehalten werden, bis das Lötzinn erstarrt ist. Wackelt man zu früh, gibt es eine schlechte Lötstelle, die in Abschnitten erstarrt ist.




Etwas Theorie

Löten ist die Verbindung von Metallen mit einem anderen, leichter schmelzbaren Metall. In der Elektronik verwendet man meist Lötzinn mit 60 % Zinn und 40% Blei. Diese Legierung schmilzt schon bei etwa 180 Grad. Elektronik-Lötzinn hat immer einen dünnen Kern aus Kolophonium (Harz) als Flussmittel. Das heiße Lötzinn geht eine innige Verbindung mit Metallen wie Kupfer, Messing, Silber usw. ein, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

* Das zu lötende Bauteil muss blank sein, darf also z.B. keine oxidierte Oberfläche haben.
* Das Bauteil muss an der Lötstelle heißer als die Schmelztemperatur des Lötzinns werden. Probleme bereiten sehr große Metallflächen mit guter Wärmeleitung, weil der Lötkoben sie nicht ausreichend erhitzen kann.
* Während des Lötvorgangs muss die Lötstelle vor Luftsauerstoff geschützt sein. Dazu dient das Flussmittel (Kolophonium), das einen schützenden Überzug bildet. Das Flussmittel ist als dünne Seele im Lötzinn enthalten. Es legt sich beim Schmelzen des Lötzinns auf das flüssige Metall.


Typische Anfängerfehler und wie man sie vermeidet:

* Der Anfänger berührt die Lötstelle nur mit einer Ecke der Lötspitze. Dabei wird nicht genügend Wärme übertragen. Der geübte Löter dagegen hat ein Gefühl für die optimale Wärmeübertragung. Er legt die Lötspitze so an, dass eine möglichst große Berührungsfläche entsteht. Außerdem bringt er sehr schnell etwas Lötzinn als Wärmeleiter zwischen Lötspitze und Bauteil.
* Der Anfänger schmilzt erst etwas Lötzinn und führt es mit einiger Verzögerung zur Lötstelle. Dabei verdampft das Flussmittel, das Lötzinn liegt frei und bildet eine Oxidschicht. Der Lötprofi dagegen berührt die Lötstelle immer gleichzeitig mit dem Lötkolben und dem Lötzinn. Das Flussmittel ist noch nicht vollständig verdampft, wenn die Lötstelle bereits perfekt umschmolzen ist.
* Der Anfänger ist sich unsicher, ob er zu viel Wärme zuführt. Er zieht den Lötkolben zu schnell weg, legt ihn dann noch einmal an, zieht wieder weg, usw. Das Ergebnis ist eine graue, ungleichmäßig geformte Lötstelle mit schlecht anliegenden Übergängen, weil die zu verbindenden Metallteile nicht richtig heiß wurden und weil der Vorgang zu lange dauerte, sodass das Kolophonium vorzeitig verdampfte. Der Meisterlöter dagegen heizt die Lötstelle schnell und kräftig auf und beendet den Vorgang abrupt und endgültig. Er wird mit einer glatten und silber glänzenden Lötzinn-Oberfläche belohnt, in der sich sein strahlendes Antlitz spiegelt.

Und hier noch ein Tipp:

Zum Säubern der Lötspitze. Manche nehmen einen nassen Schwamm. Andere klopfen mit dem Lötkolben auf den Tisch, sodass das alte Zinn abfällt. Diese Methode wird aber vor allem von Hausfrauen strikt abgelehnt, weil sie Lötzinn an Wänden und im Teppich hinterlässt. Bewährt hat sich dagegen ein Abstreifblock aus alten Lötzinn selbst. Wer viel lötet, sammelt im Laufe eines Jahres genug altes Lötzinn für das "Bleigießen" zu Sylvester.
MFG Manuel Keller

www.mkmodelle.com

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »volvospeed« (13. März 2006, 14:20)


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Montag, 13. März 2006, 14:34

Platinen löten

Beim Einlöten von Bauteilen in eine Platine hat man es etwas einfacher als beim Verbinden freier Drähte, weil die Bohrungen das Bauteil an der richtigen Stelle halten. Aber auch hier unterscheidet sich das Ergebnis je nach Geschick und Erfahrung. Der erste Bausatz oder das erste Projekt mit einer Experimentierplatine scheitert vielleicht noch an Lötstellen, die nur so aussehen, als wäre eine leitende Verbindung vorhanden. Aber mit etwas Übung wird jede Lötstelle perfekt.

Das Beispiel zeigt den Einbau einer IC-Fassung in eine Platine. Es kommt darauf an, möglichst gleichmäßig gute Lötstellen zu produzieren. Hier eine genau Beschreibung der Arbeitsschritte:



1. Lötzinn und Lötspitze werden gleichzeitig an die Lötstelle geführt. Die Lötspitze soll sowohl das IC-Beinchen als auch die Platinenfläche berühren.



2. Die Position der Lötspitze wird nicht verändert, bis das Lötzinn die Berührungsstelle vollständig benetzt. Das dauert je nach Temperatur des Lötkolbens etwa eine halbe oder eine ganze Sekunde. In dieser Zeit hat sich die Lötstelle ausreichend erwärmt.



3. Dann führt man die Lötspitze im Halbkreis rechts um das IC-Beinchen herum. Genau gleichzeitig wird das Lötzinn links herum geführt und gleichzeitig nachgeschoben, sodass etwa eine Länge von einem Millimeter schmilzt. Die Lötstelle ist so heiß, dass das dünnflüssige Lötzinn sich durch Adhäsionskräfte gleichmäßig verteilt.



4. Wenn die richtige Menge Lötzinn verbraucht wurde, wird nun zuerst der Lötdraht von der Lötstelle abgezogen.



5. Als letzten wird die Lötspitze abrupt zurückgezogen. Das noch dünnflüssige und durch das Flussmittel geschützte Lötzinn erreicht seine endgültige Form und erstarrt.


Wenn der Lötkolben die richtige Temperatur hat, dauert der ganze Vorgang etwa eine Sekunde. Und mit etwas Übung gleichen sich am Ende alle Lötstellen wie ein Ei dem anderen.

Hoffe Euch damit ein wenig geholfen zu haben
MFG Manuel Keller

www.mkmodelle.com


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3

Montag, 13. März 2006, 16:13

Sehr schön beschrieben :ok:

Besser hätte ich es auch net machen können.. :lol:
Zu den Widerständen: Ich löte sie in den Kabelstrang mit ein (so ca. 2-3 cm hinter der LED), so das ich im Einbaubereich mehr Platz in der Tiefe habe. Ist sicher etwas umständlich, aber manchmal notwenig.

Dies war nun das Elektronik-Löten. Machste auch noch einen Lötbeschreibung für Messing-Profile und der gleichen ?
Gruß aus der Elbflorenz
Olly

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »OllyS.« (13. März 2006, 16:15)


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Montag, 13. März 2006, 23:58

Herr Doktor Manuel Volvo!!

DAS ist mal ein kompetenter,sauberer Bericht,bravo

Ich löte ja nur an meiner Eisenbahn rum,und kann es ---eigentlich--

:ok:Wie aus dem Lehrbuch,gut nachvollziehbar,

:ok:KELLER:1+,setzen

Uwe
Rettet den deutschen Wald,esst mehr Biber!
http://www.streichholzbastler.eu/

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5

Dienstag, 14. März 2006, 19:43

Hi!

Toller Bereicht, Manuel!

Ich habe da noch einen typischen Anfängerfehler aus eigener Erfahrung (aus Fehlern lernt man :baeh: ):

Anfänger weiß nicht wie empfindlich div. LED's, Dioden, Leistungswiderstände, ..... sind und bleibt mit dem Kolben zu lange auf der Lötstelle => Bauteil schmilzt, verschmort oder wird einfach kaputt!!
Grüße Robert

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6

Montag, 20. März 2006, 01:26

Hallo Manuel,

Klasse was du uns da zeigst. Nun werde auch ich s wohl mal versuchen mit der Löterei und den Dioden.Hab mich da bisher nie drangetraut.

Andy

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Mittwoch, 31. Mai 2006, 21:50

Guter Bericht selbst für Anfänger und laien eine gute Anleitung.
Ich hingegen greife lieber auf seperates Flussmittel zurück und nehme einen Lötkolben mit 50-80 watt was aber fingerspitzengefühl verlangt da das zu lötende Bauteil sich wesendlich schneller erwärmt.

Messing oder großflächige Bauteile (bleche profile) löte ich mit dem Gasbrenner geeignete gibt es im baumarkt und lassen sich mit Handelsüblichen Feuerzeuggas auffüllen. bei meinem nächsten projekt werde ich aber zum großen brenner greifen der mit Propan oder Butan betrieben wird (zb Brenner aus dem Heizungs und Sanitärbereich)

Bei Blechen oder Profilen empfiehlt sich die Bauteile zusammenzufügen und ausreichend zu erhitzen mit einem Gasbrenner,zuvor mit Flussmittel einpinseln, wober weniger oft mehr sein kann nachdem das Flussmittel zu verdampfen anfängt direkt das Lötzinn auf die Teile geben wobei die Flamme des Brenners die Lötstelle nur leicht berühren sollte sonst "bläst" man den Zinn nur unnötig weg.
Wenn die Bauteile sich mit dem Zinn verbunden haben sollte man sie zunächst ruhen lassen ohne zu verwackeln da sich sonst der noch heisse Zinn ablösen kann, als tip: mit nassem tuch kühlen und gegebenenfalls im wasser ganz abkühlen sollte man noch weitere Bauteile anlöten wollen wie zb bei Fahrgestellen oder Aufbauten.

Bei solchen Verlötungen von Blechen kann ich den kleinen tip geben den ich auch Manuel schonmal gab ( hab ihn von meinem vater: Heizungsbauer):
Das Blech mit einem nassen Tuch bedeken bis auf die zu lötende Stelle somit wird die wämeabfuhr verringert bis vermieden somit lassen sich problemlos mehrere Bauteile zusammenlöten ohne das man angst haben muss das ein oder mehrere teile abfallen durch die Hitzeentwicklung durch das Blech oder Profil.
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein (Robert Bosch)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Heiko Korb« (31. Mai 2006, 21:59)


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Mittwoch, 31. Mai 2006, 22:19

Ich habs mir durchgelesen und muss sagen : wie gut das ich Grobmotoriger bin :D

ne wirklich gut geschrieben :respekt:
Derzeit im Bau : Cinderella und Tinkerbell von Kabuki Models, Modellbahn :ahoi:
Zuletzt fertiggestellt: Chun-Li Bonus Stage (e2046 contest Teilnahme 2019)

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Mittwoch, 31. Mai 2006, 22:23

och watt Martin ich selbst bin beruflich ehr mit dem schweißen nterwegs und das mit den Großen bauteilen löten hab ich vom vater , die elektronik zu verlöten hab ich im crashkurs in ner stunde von manu erlernt und dann hab ich erst mal alles beleuchtet was geht, mitlerweile löt ich mit routine. mit etwas eifer gelingt das jedem mit hilfe dieser beschreibungen.
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein (Robert Bosch)

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