Hallo André,
da zu Deiner Bausatzvorstellung noch keiner was geschrieben hat, möchte ich das jetzt mal nachholen.
Ich habe mir die "Dackelbauch-Version" genau dieser BF110 von Dragon angeschafft. Beide Bausätze liegen vom Preis her ja an der 100,- Euro-Grenze, was für einen Modell-Bausatz schon sehr viel Geld ist.
Ich hänge nun auch schon seit Wochen über diesem "Luxus-Bausatz", und kann dazu leider nicht viel lobendes erwähnen.
Von "Luxus" spreche ich aber nur weil man unverhältnismässig VIEL Geld dafür ausgeben muss. Sonst hat die Fa. Dragon mit diesem Bausatz sein eigentliches Ziel wohl recht leichtfertig weit verfehlt.
Angefangen, dass sich Dragon keine Mühe gemacht hat einen gut detaillierten Bauplan in ausreichend skizzierten Einzelschritten beizulegen. Es werden viele kleine Baustellen aufgemacht, die dann in einer einzigen Baugruppe zusammengefügt werden sollen, ohne dass man dabei in der Bauanleitung gut erkennbar darstellt wie genau das dann passieren soll. Man hat hier viel zu viel Spielraum für Vermutungen und Gefühlsentscheidungen, die man immer wieder gefrustet korrigieren muss.
Was aber viel schwerwiegender ist, dass man seitens Dragon wohl trotz des hohen Verkaufspreises überhaupt keine Notwendigkeit einer Farb-Recherche der Bauteile gelegt hat, und man den Modellbauer in Sachen Farbangaben bei viel zu vielen Teilen einfach im Regen stehen lässt. Die Bauanleitung schweigt sich hier leider viel zu oft total über irgendwelche Farbangaben komplett aus. Hier ist dann Eigeninitiative gefragt, was ich bei dem stolzen Preis des Bausatzes echt traurig finde.
Wohl eine Erklärung dafür, warum auf dem Bausatzkarton, wie auch auf den Promotiondarstellungen im Internet, kein einziges Bild des fertig gebauten und lackierten Modells zu sehen ist. (Jedenfalls hab ich bis jetzt in keinem Onlineshop oder von Dragon direkt ein solches Bild gesehen)
Der nächste große Kritikpunkt besteht für mich in den unzähligen Angüssen, die es bei selbst noch so kleinen Bauteilen erstmal sorgfältig und vorsichtigst zu entfernen gilt.
Teilweise sind die nervigen Plastik-Auswerfreste erheblich größer als das Bauteil selbst. Oft sind an einem Bauteil gleich 2-3 und mehr solcher Angüsse zu entfernen.
Hat man da kein feines Werkzeug zur Hand passiert es sehr leicht, dass das Bauteil selbst allein durch diese nervenraubende Popelei zerstört oder beschädigt wird.
Als Beispiel möchte ich hier auf die Auspuffrohre verweisen.
Wie auch in Deiner Bausatz-Vorstellung gut zu erkennen, sind diese gleich an 6, in Worten:
SECHS Punkten am Gußast befestigt. Ein Teil mit einer Länge von immerhin ca. 3 cm!!!
Kann mir wohl keiner mit Vernunft erklären, dass das so sein muss!!! Ist wohl Logik made in China! ?
Dabei ist die Verbindung der einzelnen Auspuffrohre so dünn ausgefallen, dass die - wie bei mir tatsächlich bei allen vier Auspuffanlagen passiert - in mehrere Teile zerbrechen, bevor man sie vollständig vom Gußast gelöst hat. Da hat man wohl bei der Entwicklung dieses Gußastes den Verstand und den Hang fürs Praktische komplett ausgeschaltet.
Oder siehe auch in Deiner Vorstellung (letztes Bild) das Bug-MG, Bauteil Nr.4:
Typisch für diesen Bausatz, dass das MG an drei Punkten am Gußast hängt, und zusätzlich nochmal ebenso viele Angüsse zu entfernen sind. Also alleine bei diesem MG insgesamt 6 Stellen verschliffen werden müssen um ein sauberes Bauteil zu erhalten, deren 800 es im Bausatz gibt!!!
Zum Schluss sei noch ein subjektiver Eindruck von der schlecht gemachten Bauanleitung von mir hinzugefügt:
Die Bauschritte sind teils so angeordnet, dass man lackiertechnisch total aufgeschmissen ist. So müssen in die Tragflächen schon vor dem Zusammenkleben sämtliche Fahrwerksteile von innen in die untere Tragflächenseite eingebaut und verklebt werden. Ebenso der komplette Motor samt Motorgondeln und Auspuffanlage. Dies dann alles abzukleben wenns ums Lackieren der Tragflächen geht bringt bestimmt nochmal unheimliche Bastellust....oder doch eher -FRUST ???
Mein FAZIT:
Wenn man die wie vor beschriebenen Mängel aus Kostengründen bewußt begangen hat, dann frage ich mich wirklich wofür man sich bei DRAGON herausnimmt dem Modellbauer so unverschämt tief in die Tasche dafür zu greifen.
Der Bausatz besteht lt. Kartondeckel aus ca. 800 Bauteilen.
Überschlagen muss man also geschätzte 1000 störende Plastikreste (Angüsse) entfernen und die Bauteile dann auch noch schön sauber verschleifen, um überhaupt mit dem Bau beginnen zu können.
Eine unnötige Arbeit, die mich sicher davon abhalten wird, wieder einen dieser 110er-Bausätze von DRAGON zu erwerben, bzw. zu bauen. Schade, denn in dem Maßstab macht so ne 110er schon was her.
Sowas hat mit schönem Hobby für mich nichts mehr zu tun...sorry. Mehr Frust als Lust !!!
Ich kann die angebotenen Varianten der BF110 von Dragon aus oben genannten Gründen wirklich niemanden empfehlen! Es sei denn man ergattert sowas bei ebay für ein Trinkgeld, was ich aber ernsthaft bezweifle. Oder man hat soooo viel Zeit, dass man es schon super findet mehr als 1000 Plastik-Schrott-Angüsse abzutrennen und sauber abzuschleifen. Da fällt mir allerdings dann doch eine sinnvollere Beschäftigungstherapie ein.
Gruß
Bernhard