Liebe Forengemeinde,
als meine erste richtige Modellvorstellung in diesem Forum möchte ich euch heute mein soeben fertiggestelltes Seenotrettungsboot „Hertha Jeep“ im Maßstab 1:72 zeigen.
Zum Vorbild:
Die „Hertha Jeep“ ist eines von insgesamt 18 Seenotrettungsbooten der 9,5m-Klasse, die bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ihren Dienst versehen. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, wurden die Boote dieser Klasse zwischen 1999 und 2006 für die DGzRS auf verschiedenen Werften gebaut. 5 Boote fertigte man direkt als gut 60cm verlängerte Variante, zu der mein Modellvorbild jedoch nicht gehört. Die „Hertha Jeep“ wurde 1999 in Bardenfleth gebaut und nach einer Förderin der DGzRS benannt. Das Boot wurde zunächst auf der Station Hörnum eingesetzt, 2006 jedoch nach Stralsund verlegt, wo sie das nach der Stadt benannte Seenotrettungsboot der 8,5m-Klasse ersetzte und seitdem stationiert ist. Die Besatzung besteht ausschließlich aus Freiwilligen, 16 an der Zahl.
Das Tochterboot der allseits bekannten „Hermann Marwede“, die „Verena“, entspricht im Wesentlichen auch den Booten der 9,5m-Klasse, was uns dann auch schon zum Modell bringt…
Das Modell:
Als Grundlage für das Modell dienten die Bauteile der „Verena“, die im 1:72er Revell-Bausatz der „Hermann Marwede“ enthalten sind. Noch bevor es richtig losging und ich Vorbild-Fotos studierte merkte ich jedoch, dass einiges an den Teilen geändert werden musste, damit ich nicht einfach eine „Verena“ mit einem falschen Namenszug baute. Auf der Steuerbordseite entfernte ich ein Stück des umlaufenden Fenders und versuchte die Bergungspforte darzustellen. Der Handlauf auf dem Vordeck wurde aus gezogenem Gussast hergestellt, weil er bei der „Verena“ anders gestaltet ist.
Aus dem Dach musste der komplette Mittelteil herausgeschnitten und durch Sheet ersetzt werden, da sich die beiden Boote dort in einigen Details unterscheiden: So steht beispielsweise der Mast der „Verena“ viel weiter achtern als der der 9,5m-Klasse, was sicherlich der Tatsache geschuldet ist, dass man ihn umklappen muss, um in die Tochterbootwanne der „Hermann Marwede“ zu passen. Zudem gibt es Unterschiede bei den Antennen und einer Dachluke. Die Arbeiten am Dach waren eine der (unvorhergesehen) Premieren bei diesem Projekt für mich, da ich hauptsächlich Schiffsmodelle aus Holz baue und bis dato noch nicht in die Verlegenheit gekommen war, mit Plastiksheet und 800er Schleifpapier zu arbeiten.
Der Innenraum des Bootes wurde komplett gescratcht. Er machte auf mich den Eindruck, durch die vielen Fenster, die ich aus dünner Klarsichtfolie zugeschnitten habe, gut einsehbar zu sein (hinterher ist man immer schlauer…). Ich habe lange nach Fotos gesucht, die das Innere der 9,5m-Klasse zeigen – Fast vergeblich. Am Ende bediente ich mich aus Filmaufnahmen für einen Fernsehbeitrag über die „Marwede“ und schrieb auf gut Glück dem Vormann der „Hertha Jeep“ einen Brief mit der Bitte um Fotos – Der gute Mann sandte mir prompt ein paar Aufnahmen, die mir sehr weitergeholfen haben!
An dieser Stelle möchte ich mich dafür nochmal herzlich bedanken!!! Aufgepeppt wurde die Inneneinrichtung noch mit diversen Feuerlöschen, Taschen und einem Erste-Hilfe-Rucksack sowie ein paar DGzRS-Jacken und Decken aus Green Stuff. Das hätte ich mir sicher sparen können, denn im fertigen Zustand sieht man davon nichts, wenn man nicht gerade mit einer Taschenlampe ins Boot leuchtet. Aber wie heißt es so schön: „Hauptsache ich weiß, dass es da ist!“
Die Crew des Bootes habe ich aus dem Set „Royal Air Force Pilots and Ground Crew“ von Revell zusammengebastelt. Die mutigen Männer bekamen jedoch noch Rettungswesten mit Schrittgurten (aus Green Stuff) sowie die ein oder andere selbstgestrickte Pudelmütze spendiert.
Bei der Lackierung konnte ich nur auf meine Pinsel zurückgreifen, da ich keine Airbrush besitze. Bemalt wurde die „Hertha Jeep“ mit Revell Aqua Color – Diese Farben haben mich zum ersten Mal richtig enttäuscht, weil die Deckkraft bei den verwendeten Farbtönen so richtig mies war. Bisher konnte ich mich darüber nicht beklagen… Dass ich den helleren der beiden Grüntöne nicht richtig getroffen habe, wurde mir irgendwann auch bewusst, aber da hatte ich schon zu viele Nerven an dem Modell gelassen, um es noch ändern zu wollen. Ebenso verhielt es sich mit dem Heckaufbau, bei dem es beim Original eine Klappe gibt (dort, wo der Kollege gerade mit dem Stropp beschäftigt ist), die ich jedoch weggelassen habe, weil ein Haufen Spachtelei nötig gewesen wäre. Eine weitere Premiere waren die Decals, die ich selbst erstellen musste. Nach einem Rückschlag (Tintenstrahldrucker) ging damit jedoch alles glatt.
Von Anfang an war mir klar, dass ich die „Hertha Jeep“ nicht als Vollrumpfmodell auf einem Ständer, sondern in schwerer See darstellen wollte, da mich die Fotos, auf denen DGzRS-Kreuzer durch hohe Wellen brechen, schon immer beeindruckt haben. Der Versuch eine solche Szene darzustellen, war ebenfalls eine Premiere für mich… Die Basis bildet ein einfacher Bilderrahmen aus Holz. Aus einer Platte Styrodur wurde Form der Wellen herausgesäbelt. Anschließend gabs eine Lage Serviette oben drauf. Die Gischt sowie die Bug- und Heckwellen des Bootes wurden aus Baumarkt-Holzkitt modelliert und anschließend bemalt. Abgeschlossen wird das Ganze mit einigen Schichten Acrylgel. Wie realistisch man das Ganze findet, kann jeder selbst entscheiden – Deshalb nenne ich es auch „meine Interpretation“.
Wie zufrieden ich mit dem Ergebnis meiner Arbeit bin kann ich im Moment noch nicht sagen, da ich vor allem froh bin, die „Hertha Jeep“ endlich fertig zu haben – Bei all den Nerven, die sich mich gekostet hat… Vielleicht finde ich ja in einigen Tagen oder Wochen die Muße, die „Rückspiegel“ am Steuerstand noch zu ergänzen.
Ich hoffe, dass ich euch mit meinen ausführlichen Erklärungen nicht gelangweilt habe!
Es grüßt,
Alex