Ich habe mit meinem Projekt unlängst einen Nachmittag bei einem Maler und Restaurator verbracht und mich (gerne!) belehren lassen: Man kann in 3 D eigentlich kein Wasser malen. Wer in 2 D (Gemälde) Wasser malt, der malt auch immer gleich den Himmel und das Licht und damit wichtige Komponenten für das Aussehen des Wassers mit. Eigentlich sogar die wichtigsten, den Wasser hat die Farbe, die es durch Untergrund und Beleuchtung bekommt! Jeder kennt das vom Urlaub am Meer. Bei einem See-Diorama müsste man also eigentlich das Licht gleich mitbestimmen und gewissermaßen für ein bestimmtes Licht die Farben wählen. Das gestaltet sich schwierig. Der Maler schlug schließlich vor, mit dem Teil nach draußen zu gehen, weil unter dem Studiolicht im Atelier das Seestück immer anders aussah, je nachdem wie man es drehte.
Die dabei zustande gekommene Oberfläche resultiert aus einem komplizierten Gemisch aus Ölfarben und mehreren Übermalungen. Beteiligt sind: Preußisch Blau, Schwarz, Ultramarinblau, Chromdioxydgrün und Lasurbraun. Ich durfte zusehen, wie die Farben, stark verdünnt, nass in nass übereinander lasiert wurden, um den Farbton mal in die eine, mal in die andere Richtung zu verändern. Meinen herzlichen Dank für diese Lehrstunde!
Entstanden ist ein sehr dunkles Wasser, passend zu Sturm und schwerer See. Die Farbe war übrigens in weniger als 36 Stunden trocken!
Heute Morgen habe ich die Wellenkämme modelliert. Ich hatte mir dazu zwei Produkte aus dem "Dioramenbedarf" bestellt. Zunächst "Schnee/Schaum" von Vallejo, aber dafür ist m.E. jeder Euro verschwendet. Es handelt sich um eine weiße, dickflüssige Farbe, die nichts kann, was nicht Wandfarbe oder verdünnter Spachtel auch (und besser) könnten. Das zweite Produkt stammt von Tamiya und ist auch bloß weiße Farbe, aber in die sich winzige Marmorsplitterchen gemischt, so dass eine "spitzbröckelige" Paste entsteht. Die trägt man z.B. mit einem Q-Tipp auf und modelliert sie mit Holzstäbchen, gerne in mehreren Lagen, wenn die jeweils untere getrocknet ist. Das Material ist so "stabil", dass es sich auftümmeln oder sogar zu überhängender Gischt formen lässt.
Natürlich sieht mein Seestück jetzt erstmal aus wie eine dekorierte Kinder-Geburtstagstorte. Aber das ist mit dem Maler so abgesprochen. Wenn alles trocken ist, wird er sich um die farbliche Abgleichung kümmern. Heute Abend ist das Teil hoffentlich so weit trocken, dass mein Freund, der Fotograf, ein paar erste Testbilder machen kann.
Die beiden Nahaufnahmen zeigen, wie verschieden das Seestück bei nur leicht anders einfallendem Licht wirkt.
Schmidt