Bausatzvorstellung: 1931 Cadillac V16 Town Brougham #GC-731
Modell: 1930/31 Cadillac 452A V16 Town Brougham Fleetwood Style 4264-B
Hersteller: Jo-Han
Modellnr.: GC-731
Masstab: 1:25
Teile: 171, wenn ich mich nicht verzählt hab`
Spritzlinge: 8, Karossenaufbau einzeln, 4 Gummireifen
Preis: ?
Herstellungsjahr: Mitte/Ende der 1970er
Verfügbarkeit: gelegentlich auf ebay US
Besonderheiten:
Nachdem gerade der Lack auf dem Italeri-Town Car trocknet und ich heute abend auf Fummelei an Kleinzeug keine Lust hab, belästige ich Euch dann mit der Vorstellung des Kit zum 1930 Cadillac V16 Town Brougham. Den Text zum
Original hatte ich dieser Tage ja schon abgeliefert.
Exkurs: Dieses Kit war einer der ersten Auto-Bausätze, die ich in meiner Jugend gebaut hab. Angefangen hab ich, wie wohl die meisten meiner Alterklasse, mit schwerem Weltkriegsgerät. Ich glaub, das erste, was ich überhaupt je gebaut hab, war eine USS Saratoga. Zu Anfang haben mein Bruder und ich noch um die Wette gebastelt, aber irgendwann hat er, der Waldmensch, mich, den Stubenhocker, mit dem Bastelkram alleingelassen. Da war zwar die Competition-Motivation weg, aber mittlerweile hatte sich der Frickeldrang verselbständigt. So hab ich zusammengeklebt, was der örtliche Spielzeugladen eben hergab. Mitten in diese Junkers-Spitfire-Bismarck-Phase hinein schlich sich das erste Auto auf den Basteltisch: ein `57 Chevy Nomad von Revell – das muss so ´75 gewesen sein. Ich weiss noch genau, wie ich die ersten verchromten Plasteteile meines Bastellebens begafft hab, als hätten Aliens sie über unserem Haus abgeworfen – dieser Grill – diese Stoßstange…. Irgendwann hatte ich dann auch gepeilt, dass Chrom weichen muss, wo Kleber halten soll, und ich seh mich heute noch über die Scheinwerferringe gebeugt sitzen und das Chrom mit dem Glasfaserradierstift aus Vatters Schreibtischschublade wegrubbeln. Mit dem_Glasfaserradierstift_…. Ich konnte danach drei Tage nix anfassen, so haben meine Fingerspitzen gepiekt, und fortan bin ich auf Mutters Nagelfeilen umgestiegen.
Nachdem mein Zimmer aussah wie der Flottenhafen von Pearl Harbor, nachdem eine U-47 die Blümchen von der Fensterbank verdrängt hatte, sich an der Zimmerdecke Hurricanes und Messerschmitts wüste Dogfights lieferten und mein armes Mütterlein bei jedem Öffnen der Zimmertür von einer Stuka bedroht wurde, die fast senkrecht aus der Zimmerdecke stieß, um ihre Bombe direkt in die Türöffnung zu werfen, wurde mir das ganze Kriegsgerät irgendwann zu martialisch. Außerdem hatte ich Danhausen in Aachen als fast unerschöpflichen Quell praktisch aller damals erhältlichen Autobausätze entdeckt, und so ziemlich das erste, was ich mir von denen hab kommen lassen, war eben dieser Cadillac V16 Town Brougham. Das muss so um `78 gewesen sein. Das war auch gleichzeitig meine erste Begegnung mit diesem Autotyp – eine Begeisterung, die mich seither nur vorübergehend wieder verlassen hat. Das Modell gibt’s heute noch, aber ich hab’s leider nicht hier, sonst könnte ich ein paar coole Bilder zum Thema „Dinge, die man niemals tut“ abliefern Ich hab schon wirklich rumgestümpert damals und das Produkt war, nach meinen heutigen Maßstäben, alles andere als ansehnlich.
Obwohl sogar die Farbgebung ähnlich ist, gehe ich davon aus, dass das Jo-Han-Kit sich nicht aus einer Vermessung des einzigen erhaltenen 4264-B herleitet. Erstens war das Kit zu einer Zeit auf dem Markt, wo das (aus einem Umbau entspringende) Original noch gar nicht fertiggestellt war, und zweitens unterscheiden sie sich in ein paar kleinen Details. Immerhin läge die Vermutung nahe, dass sowohl der Formenhersteller des Kits als auch der „Hersteller“ des Originals auf denselben Zeichnungssatz zugegriffen haben.
Das Kit habe ich letztes Jahr über ebay für 25 Dollar in den USA geschossen. Es kam in gut erhaltener Box und noch original eingetütet, nur die Bauanleitung war etwas vergilbt. Es gab auch eine kleine Scheuerstelle an der Karo, aber das lässt sich problemlos beseitigen. Außerdem waren schon ein paar Teile innerhalb des Beutels auf Wanderschaft gegangen, aber da ich das Kit ja zusammenbauen und nicht sammeln will, war das wurscht.
Auf den ersten Blick sieht das Kit nur mäßig aus. Insbesondere an den schwarzen Spritzlingen saufen manche Teile regelrecht in Fischhäuten ab – ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel überschüssiges Material zu einem Bausatz dazugeschenkt bekommen zu haben.
Zunächst mal die Karo: der Aufbau ist einteilig, die Motorhaube auch, obwohl ich vermute, dass die mal an einem der Spritzlinge gesessen hat. Die Plaste ist dunkel-rotbraun, etwa so, wie der Farbton auf dem Original und dem Packungsdeckel auch ausgefallen ist.
Hier die Reifen – sauber gepreßtes Gummi mit Plastikweißwandeinsätzen, wo man auf beiden Teilen laut und deutlich „Firestone“ im Original-Font lesen kann. Ok, das kann der 452B-Phaeton von Monogram auch, und da steht sogar noch deutlich lesbar „7.00 x 21“ dabei.
Das Kit enthält einen einzelnen Spritzling in rotbraun (18 Teile). Daran sitzen die Felgen, die Radzapfen und zwei kleine Klappen, von denen ich vermute, dass sie in diesem Kit hier gar nicht gebraucht werden. Das könnten die Golf Club Doors für das Kit des 4235er Convertible Coupe aus gleichem Hause sein – die Klappen des Faches zum Verstauen der Golfausrüstung…. Die werden dann hier nicht benötigt.
Hier der erste Spritzling in schwarz (22 Teile): die Bodengruppe, einige Motorteile, Bremstrommeln, die Sidemounts und das zusammengeklappte Verdeck für den 4260 Sports Phaeton, das hier nicht gebraucht wird.
Am nächsten schwarzen Spritzling (22 Teile) etliche Rahmenteile, die Hinterachse, wieder ein paar Motorteile und die Inneneinrichtungs-„Wanne“ für Tür- und Seitenpolster. Die Hinterachse kommt zweiteilig: Differentialunterteil mit Federn und Kardan und Differentialoberteil mit Bremsgestänge. Das ist analog zum Monogram-Kit des 452B und eine stabile, klar auszurichtende Angelegenheit – nicht so ein labiles siebenteiliges Sammelsurium wie bei den Italeri-Kits.
An diesem schwarzen Spritzling (14 Teile) der Divider, Getriebe, wieder ein paar Motorteile, das Fahrerverdeck, Fußbänkchen und die Schwellerdeckel.
Der letzte schwarze Spritzling (17 Teile): Vorderradaufhängung mit Achse, Fahrersitzbank, Motorwanne und Zylinderkopf. Das ist jetzt das einzige Bauteil, wo der Jo-Han-Bausatz in der Detaillierung noch hinter die Italeri-V16 zurückfällt: der Kopf ist ein kompakter Block, der vernachlässigt, dass die Zylinderbänke Kerzenlöcher hatten, die mit einem zentralen Deckel kaschiert waren. Kopf und Deckel sind hier in einem einzigen Teil gegossen, und man muss das Teil seitlich derb anbohren, wenn man die Zündkabelsammlung da langführen will, wo sie auch im Original gelegen hat, nämlich unter dem Deckel.
Aber der Chromspritzling….. Da sind eine Unmenge von Teilen dran (60!). Kurioserweise aber ist bei diesen Teilen der Motorblock, die Ölwanne, der Stirndeckel und die Ventildeckel zu finden. Das sieht zusammengebaut zwar bestimmt cool aus, hat aber mit dem Original leider gar nix zu tun. Da werd`ich wohl was unternehmen müssen…. Dafür bestehen sogar die Scheinwerfer aus zwei Teilen: dem Topf und dem Aussenring. Das ist zwar ganz nett, sorgt aber dafür dass man zweimal Astgrate entfernen muss. Ich befürchte, das wird ein Fall für Alcladisierung oder BMF.
Klein und knapp der Klarglasteilspritzling (8 Teile): Trennscheibe, Heckscheibe, Seitenscheiben, Scheinwerfer, Zusatzscheinwerfer, fertig. [Oh oh - grad stell ich fest, dass da irgendwie die Frontscheibe fehlt...da muss ich nachher aber nochmal suchen....]
Ebenso sparsam: die Bauanleitung. Ein einzelnes, zweiseitig bedrucktes Blatt mit ein paar Bildern und etwas Text. Wenn ich mal vergleiche, was man da manchmal für Brockhaus-Werke mit 40 Seiten und 250 Zeichnungen mitgeliefert bekommt – dabei geht’s so einfach….
So weit, so gut. Aber die Detailssssss.... - zweiter Teil