16. April 1945: Hanna Reitsch, die berühmte Kunstfliegerin, zwängt sich in das enge Cockpit einer Fieseler Fi 103 Reichenberg IV, der bemannten Version der Flugbombe V1. Ihr Ziel: Der Luftraum über Brüssel; Ihr Auftrag: Eine Gloster Meteor zum Abfangen der vermeintlich auf England fliegenden V1 zu veranlassen.
Gleichzeitig machen sich Major Ernst von Hurlemann und Oberleutnant Hans Kowalski mit ihren beiden Me 262 auf einem Feldflugplatz in der Nähe von Düren startklar.
Der Plan ist so simpel wie gefährlich: Hat sich erst einmal eine Meteor neben die V1 gesetzt, um sie mit dem Luftstrom ihrer plötzlich hochgerissenen Tragfläche vom Kurs abzubringen, sollen sich zwei Me 262 als „Begleitkommando“ neben den britischen Jet setzen und ihn zur Landung im noch deutsch besetzten Gebiet zwingen.
Nach einem ereignislosen Schleppflug unter einer He 111 klinkt sich Hanna Reitsch kurz vor Mechelen, nördlich von Brüssel, aus und startet ihren Raketenmotor.
Oudenaarde, westlich von Brüssel: Squadron Leader Sir Thomas Cook und sein Flügelmann Peter Bolingbroke starten die Triebwerke ihrer Meteor Mk.III: Das Eindringen einer V1 nordöstlich von Brüssel wurde gemeldet – Flugziel: die britische Ostküste, vielleicht sogar London. Noch auf der Rollbahn muss Peter Bolingbroke den Startvorgang abbrechen, weil eines seiner Triebwerke Schwierigkeiten mit der Treibstoffversorgung hat.
Squadron Leader Cook steigt dennoch auf und sichtet nach kurzem Flug die vermeintlich auf Ostengland zurasende V1, folgt ihrem Kurs und versucht seine Meteor unterhalb der Steuerbordtragfläche der V1 zu setzen, um die Flugbombe mit einem plötzlichen Hochreißen seiner eigenen Backbordtragfläche vom Kurs abzubringen…nur, um überrascht festzustellen, dass die V1 offensichtlich von einem Piloten gesteuert wird!
Gerade, als Cook seine Meteor wenden will, bemerkt er die beiden Me 262, die sich mittlerweile neben ihm positioniert haben und deutlich zu verstehen geben, er möge ihnen folgen, andernfalls…
Eine Stunde nach dem Start der Reichenberg IV landet eine funkelnagelneue Meteor Mk.III mit einem verdutzten Squadron Leader der Royal Air Force an Bord auf einem Feldflugplatz bei Würselen, wo beide schon von einem Team von Spezialisten des KG 200 erwartet werden. Major von Hurlemann und Oberleutnant Kowalski lösen sich von der Meteor und landen ebenfalls wenige Minuten später, erwartet von einigen FW 190 des Platzschutzschwarms, auf ihrem Heimathafen.
Hanna Reitsch dreht ihre bemannte Flugbombe Richtung Osten und landet kurz nach der Meteor ebenfalls auf dem Platz bei Würselen.
In Windeseile hat das bereitstehende Personal des KG 200 die Meteor in eine Splitterschutzbox gerollt und getarnt sowie die Reichenberg IV demontiert und auf LKWs zum Abtransport verladen.
Hanna Reitsch kann noch am gleichen Abend dem Oberkommando der Luftwaffe die Erbeutung einer Meteor Mk. III melden und am 20. April 1945 das mittlerweile in Rechlin angekommene Flugzeug „ihrem Führer“ persönlich als Geburtstagsgeschenk überreichen.
So weit die bislang nicht bekannte Geschichte um die einzige von der Luftwaffe erbeutete Gloster Meteor.
Ich stieß bei Archivrecherchen auf die Flugbücher der beiden Me 262-Piloten und wunderte mich über den kryptischen Eintrag am 16. April 1945: „Aktion Meteoriteneinschlag“. Waren es Erkundungs- und Überwachungsflüge bei der vermuteten Testzündung der deutschen Atombombe? Der Name der „Aktion“ ließ durchaus auf so etwas schließen… Oder handelte es sich um eine geheime Mission zur Erkundung eventueller ausserirdischer Landungen im deutsch-belgischen Grenzgebiet? Hatte ich endlich einen Beweis für die Anwesenheit von UFOs gefunden, die in den letzten Kriegstagen die NS-Elite ausfliegen sollten?
Was immer auch der Grund für jene seltsamen Flugbucheintragungen der beiden jungen deutschen Piloten gewesen sein mag: Mein Interesse war geweckt und eine historische Sensation zum Greifen nahe! Würde ich so bekannt und geachtet werden wie Professor Guido Knopp? Würde man meinen Namen in Marmor meißeln als des Entdeckers der ersten ausserirdischen Kontakte mit dem untergehenden Nazi-Reich?
Oder würde ich als Scharlatan unter den Modellbauern enden, der seine Hobbykollegen schamlos mit einer erfundenen Geschichte auf´s Kreuz legt, nur um einem Phantasiemodell zu einem reißerischen Gallerieeintrag zu verhelfen?
Nun, wir werden die Wahrheit niemals erfahren: Alle Dokumente und Beweise sind im April 2011 einer Windbö zum Opfer gefallen und auf "nimmer Wiedersehen" entflogen...einzig die Bilder der Meteor, die ich als Modell nach Augenzeugenberichten rekonstruierte, konnte ich retten:
Und zum Schluss nochmals die Unterseite:
Michael