Guten Tach!
So, jetzt will ich Euch aber endlich mal die Ergebnisse der letzten –ja, es waren tatsächlich bereits- Monate zeigen. Die beiden Rumpfhälften sind jetzt soweit fertig lackiert. Das Ganze hat deshalb so lange gedauert, da ich erst mal beide Rumpfhalbschalen verschleifen musste, Gussgrate
und -marken entfernen und vorweg alle Öffnungen aufdremeln musste: Alle achtzehn seitlichen Fenster und zwölf Stückpforten. Letztere musste ich
anschließend noch mit Trempelramen versehen und somit aufdoppeln. Die vom Hersteller angegossenen „Setzkästen, in die die Halbgeschütze eingeklebt werden sollten, gefielen mir nicht sonderlich. Auch fiel mir eines Abends plötzlich eine Kernfrage ein: Wenn es schon eine umläufige Heckgalerie gibt- wie bitte gelangt man dort hin??
Beide Rumpfhälften waren spiegelverkehrt identisch, von einer Tür jedoch nirgends eine Spur. Aha, also eine heckwärtige am Spiegel?! Nö, gibt’s auch nicht. Sollte die Gallerie am Ende nur ein Fake gewesen sein??
Unwahrscheinlich. Also habe ich im Internet alles recherchiert, was Aufschluss gebend war. Und dann habe ich sie gefunden: Das eine Fenster auf der Steuerbordseite ist in Wirklichkeit nämlich eine Tür. Toll: Wie bereits in meinem zurückliegenden Posting geschrieben, war am Hüttenschott ja eine zuviel, hier hingegen eine zu wenig
. Also habe ich den betreffenden Fensterrahmen plangeschliffen und darunter einen Ausschnitt angebracht, in welchen ich eine schlichte mit Bretterprofil und Rahmen versehene Holztür eingesetzt habe. Das Ergebnis könnte zugegebenermaßen besser sein, Holz gegen seine natürliche Maserung zu strukturieren ist nicht ganz einfach. Aber da die Tür sowieso noch lackiert werden musste und später zur Hälfte von der Galerie verdeckt sein wird, reicht’s für meine Zwecke.
Beim Aufdremeln der oberen Fensterreihe fiel mir erst im Nachhinein auf, das genau dahinter die Negativprofile der Besanrüstenaufnahmen
liegen. Oha!
Da da ja später noch eine Verglasung rein sollte, musste ich diese seitlich vorsichtig planschleifen, damit die hintergesetzte Scheibe später plan aufliegt. Ging aber ganz gut soweit. Sieht nur ziemlich rustikal aus. Aber ich will ja hier keinen Innenausbau machen. Die Innenseiten nehme ich sowieso immer ganz gerne als Pallette aus Originalmaterial um meine angemischten Farbtöne mal in natura auszuprobieren.
Bei den Farbmischungen hab ich mich auch ziemlich lange aufgehalten, bis mir die einzelnen Brauntöne gefielen und realistisch erschienen. Auch das gelb für die Ornamente besteht aus drei verschiedenen Einzeltönen, es sollte ein sehr helles warmes Creme-gelb werden, die Hauptrumpffarbe soll später dann nach dem Draken ein sehr dunkles und warmes Holzbraun sein, ähnlich der Farbe von alten Eisenbahnschwellen (geteertes Eichenholz) schwebte mir im Geiste vor. Aber keineswegs schwarz, wie es auf den meisten Fotos erscheint.
Das Rot ist nur leicht mit Schwarz gebrochen, aber das sieht man nicht auf den Bildern: So knallig wie dort ist es jedenfalls nicht ganz.
So und dann wurden erst mal die vielen Ornamente aufgemalt, wobei die große durchlaufende Borte durch die Rüsten hindurchläuft, allerdings
nur fragmentarisch ober- und unterhalb zu sehen ist. Damit ich das Farbmuster gleichmäßig fortsetzen konnte und auch wieder dort rauskam, wo ich wollte, habe ich eine Schablone mit den benötigten Abständen aus Klebeband angefertigt und diese dann unter die zu ergänzende Borte geklebt. Somit konnte ich die Ornamente genau anzeichnen, die am Bausatz weggelassen worden sind, im Original jedoch durchlaufen.
Die ganze Lackierorgie war ziemlich aufwändig, da man immer wieder gegenmalen musste um gerade und deckende Linien hinzukriegen. Dafür muss man die Farbe immer wieder leicht verdünnen, damit die Oberfläche einigermaßen glatt bleibt, obwohl die Schichten ungewollt dicker und dicker wird durch die Korrekturen.. Manchmal tat mir nach den Sessions ganz schön die Pinselhand weh und ich konnte das monotone „Pommes-Ketchup-Pommes-Ketchup-Pommes-Ketchup“ zeitweilig auch nicht mehr sehen
. Aber jetzt ist das soweit geschafft und ich finde das Rohergebnis soweit zufriedenstellend.
Eventuelle noch vorhande Unsauberkeiten vor allem in den Kehren/Kehlen werden später durch die Gnade des Drakings überdeckt. Irgendwann
muss man dann einfach mal entscheiden: „So bleibt’s jetzt, besser wird’s irgendwann sowieso nicht mehr, eher unsauberer!“ Und gut.
Ich kann Euch jetzt übrigens guten Gewissens Abfotografien aus meiner Broschüre zum Original/Modell-Vergleich zeigen: Ich habe gestern Abend auf Anfrage beim Verlag via mail aus England das O.K. des Verlages bekommen, dass ich die Bilder verwenden darf
: Da konnte sich übrigens sowieso niemand mehr dran erinnern- nach 40 Jahren!! Aber besser is schon, als unerwartete Anwaltsschreiben mit Unterlassungsklagen aus dem Commonwealth zu bekommen...
Die Farben auf den Originalfotos sind übrigens nicht 100%ig referenztauglich , da offensichtlich nachbearbeitet oder durch die Jahre vergilbt. Da musste ich mich also beim Mischen selbst ranarbeiten.
Schöne Grüße
Chris