Jahrzehntelang, haben sich die Hersteller von Modelleisenbahnen und Modelleisenbahnzubehör Gedanken gemacht, wie man realistische aussehende Bäume herstellen kann. Vor Jahrzehnten sahen sie aus wie die heutigen Duplo- und Lego-Bäume. Natürlich gab es Bestrebungen die Optik zu verbessern. Vernünftig gelungen ist es ihnen bis heute nicht. Nur einige Hersteller können mit beeindruckenden Ergebnissen aufwarten. Die Preise sind dann aber ebenfalls beeindruckend und rechtfertigen m.M.n. nicht den Kauf solcher überteuerten Modellbäume.
Dann kamen Modellbauer und haben den Herstellern -mal wieder- gezeigt, wie es geht. Auch die Dioramabauern, nutzten verschiedene Techniken, die zu realistisch aussehenden Bäumen führen. Was wurde nicht alles versucht: Aus Toiletten- und Flaschenbürsten wurden die Rohlinge hergestellt. Eine andere Technik befasste sich mit echten Ästen aus dem Garten etliche Kehrbesen wurden den Bäumen zuliebe geopfert usw.
Die von mir genutzte Technik geht einen ganz besonderen, unkonvetionellen Weg. Als ich zuerst darüber las, musste ich erst laut lachen und hielt diese Vorgehensweise für ein Witz oder besser für ein Wortspiel. Das Lachen verging mir, als ich die Resultate sah und mir war klar, dass es nur so gehen kann. Mein Baum ist fix und fertig und ich bin -man mag meine Überheblichkeit verzeihen- sehr glücklich mit dieser Technik und dem Ergebnis.
Für die Gestaltung ist es wichtig zu wissen, dass perfekt gewachsene Bäume so langweilig wie ... sind. Daher auf keinen Fall versuchen, die Äste und Stämme in eine korrekte Form zu biegen.
Los geht’s: Wir bauen uns ein (Kabel-)Baum.
Benötigt wird zunächst ein Kabelrest 3x1.5mm², ca 1,5 Meter lang aus dem Baumarkt für ein paar Cent. Von diesem Kabel werden drei Stücke von je ca. 35cm abgelängt und die Ummantelung entfernt. Übrig bleiben nun 9 Kabelstränge,...
...die zu einem Gerippe geformt werden. Wir haben das Gerüst des (Kabel-)Baumstamms.
Jetzt, festhalten und nicht lachen, wird mit Weißleim und Toilettenpapier der Stamm geformt. Einfach drauf damit. Keine Gedanken machen, ob es denn schön aussieht. Lediglich Papierreste, die quer zum Stamm nicht fest anliegen, sind zu vermeiden.
Nach der Trockenphase (ca. 1,5 Tage Zeit nehmen), die Rinde mit Feinspachtel ausformen. Auch hier auf keinen Fall versuchen eine perfekte Form zu finden- Sprünge und diverse Risse sind gewünscht.
Nachdem der Stamm samt Rinde ausgehärtet ist, wird das gute Stück mit hellbrauner Farbe „lasiert“. Es ist nicht schlimm, wenn die Farbe nicht überall gleich deckt.
Von Heki gibt es so genanntes Seemos, welches aussieht, wie verkleinerte Sträucher.
Allerdings haben sie auch ihren Preis. Das gleiche Seemoos, und ich meine das gleiche- gibt es u.A. bei
www.architekturbedarf.de zum Preis von 5,65€ für eine DIN A4 Kiste 10 cm hoch. Im übrigen gibt es dort auch sehr sehr günstig Polystyrolplatten. Teilweise mehr als 80% günstiger als bei Co.... Achso: Die gute Tiefziehfolie Vivak von Bayer, ist dort auch extrem günstig zu haben.
Ein paar von den Seemoosästen, wird nun an einem Ast angeklebt, um die Wirkung schon mal zu bestaunen.
Die auf dem Bild zu dargestellt Methode zur Befestigung am Ast, ist nicht optimal. Ich habe nach diesen ersten Versuchen, mit einem 0,8mm Bohrer, Löcher in die Äste gebohrt und die Seemoosäste mit einem Tropfen Weißleim, in das Bohrloch versenkt.
Nun wird Sägemehl (hell- bis dunkelbraun) benötigt. Der nächste Schreiner gibt gern eine Tüte davon ab. Sollte sich kein Schreiner in der Nähe befinden, so kann das Sägemehl natürlich auch selbst hergestellt werden. Am besten mit einer Oberfräse und einem (Abfall-)Stück Buchenholz.
Nun schon mal etwas leicht wasserverdünnter Weißleim in ein Gefäß geben.
Der Stamm und die Äste werden grob mit dem Weißleim bestrichen (Achtung: Partiell vorgehen) und das Sägemehl drüber gestreut
Die nächsten Schritte sind einfach aber sehr zeitraubend. Die Seemoosäste sind nun komplett an die Ästen, wie schon erklärt, anzubringen. Danach bekommt der Baum seinen Anstrich. Mein Baum bekam die Farbe, wie sie der Baum vor meinem Schlafzimmerfenster trägt. Da (alte) Bäume selten Braun sind, sondern eher Braun-Schwarz mit ein paar Grautönen, wird auch dieser Baum mit der Airbrush (Pinsel geht auch) mit den einzelnen Farbschichten versehen. Erst die helleren Farben, nach die immer dunklerer werden Farben verwenden.
Soweit sieht der Baum ja schon prächtig aus. Allein, dass Seemoos ist beeindruckend.Dennoch fehlt das notwendige Laub. Bei der Suche nach geeignetem Material, bin ich fast verzweifelt, da die richtigen Blätter entweder nicht wie Blätter aussahen oder aber nicht Maßstabsgerecht und damit zu klein waren. Auf die richtige Idee kam ich, beim Genuss einer Peppina Bringpizza.
Was wird gebraucht?
Sprühkleber,
Einmalhandschuhe,
eine Atemmaske (gesprühter Kleber in der Lunge soll nicht sehr gesund sein)
eine Unterlage, die das Streumaterial zur Wiedernutzung auffängt,
sowie
Trommelwirbel
„Lidls bestes Oregano gerebelt“
Die Hand mit dem Einmalhandschuh hält den Stamm. Nun immer direkt von oben und unten, die Äste partiell mit dem Sprühkleber einsprühen und das Oregano sofort aufstreuen. Blätter, die auf dicken Äste kleben, mit einem Zahnstocher wieder entfernen.
Den Vorgang sooft wiederholen, bis der Baum die gewünschteDichte aufweist. Zum Abschluss den Laub nochmals mit dem Sprühkleber einsprühen. Wer mag kann zusätzlich Haarspray auftragen (ernst gemeint)
Das war es auch schon. Im übrigen hat es eine Woche gedauert, bis der Baum fertig war. Bis jetzt steht er noch zum Ablüften im Keller, der nun wie eine Pizzabude riecht. Aus einem Kabelbaum wird sozusagen, ein Pizzabaum.
Nun lasse ich Bilder wirken und hoffe, er gefällt euch genauso wie mir.
Bis bald
Gruß
Reinhold